Selb Elf neue Wohnungen im „Wiesenfesthaus“

red
Das stadtbildprägende Gebäude Marktplatz 1 in Selb wird umgebaut – der fürs Heimatfest so wichtige Balkon bleibt dabei erhalten. Foto: /Florian Miedl

Noch in diesem Jahr sollen im die modernen Räume am Selber Marktplatz entstehen. Der Eigentümer investiert 1,6 Millionen Euro.

 
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Wohnen in der Innenstadt ist gefragt – vor allem bei jungen Leuten. Das ist eine von vielen Erkenntnissen aus dem Masterplanprozess der Stadt Selb. Umso erfreulicher ist, dass im stadtbildprägenden Gebäude Marktplatz 1 elf moderne Wohnungen entstehen. Die Aktiven Bürger Selb zeigten sich bei einem Vor-Ort-Besuch von den Umbauplänen des Hausbesitzers Julian Graf beeindruckt, schreibt die Stadtratsfraktion in einer Mitteilung.

Gebäude mit Geschichte

Liebevoll als „Wiesenfesthaus“ bezeichnet, kennt das Gebäude in Selb jedermann. Denn zum Abschluss des Heimatfestes kommt dem Haus eine große Bedeutung zu. Vielmehr natürlich seinem Balkon – so klein dieser auch ist und so wenige Personen darauf Platz finden. Der Abschluss des Selber Wiesenfestes ist ein Höhepunkt, der sich dort abspielt, wenn am Montagabend die Bürgermeister samt Fahnenträger und Ehrenjungfern von dort aus auf viele fröhliche Kinder und Erwachsene blicken, der Oberbürgermeister seine Abschlussrede hält, gemeinsam gesungen wird und am Ende viele bunte Luftballons in den Himmel aufsteigen. „Das sind sehr emotionale Momente“, bestätigt Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch.

Investition dringend nötig

Weniger positiv erscheint dagegen der Weg bis zum Balkon durch das Haus über eine alte Treppe und durch ebenso altehrwürdige Räume. Ein Ergebnis der Tatsache, dass lange Zeit nicht mehr investiert wurde. Auch die Wohnräume stehen leer. Nur zwei Ladenräume im Erdgeschoss sind vermietet (Lieblingsplatz 1 und 24/7-Automatenladen). Ein durch einen Rohrbruch bedingter Wasserschaden lässt die Nutzung der anderen Gewerbeeinheiten, die zuletzt von SelbKultur und Künstlern gemietet waren, im derzeitigen Zustand nicht mehr zu. Und Gerhard Bock, mit der Stadtgeschichte bestens vertraut, blickt bei seinen Erzählungen über das Gebäude auch in die ältere Vergangenheit: Einst lud die Gaststätte „Lipperts“ in ihre Räumlichkeiten. Später hatten von Uhren und Schmuck über Textilien bis hin zu Elektroartikeln verschiedene Ladengeschäfte hier ihr Domizil.

Zurück in die Gegenwart: Heute dominiert die erfreuliche Nachricht, dass das Haus nun komplett saniert wird. Dafür sorgt Besitzer Julian Graf. Er selbst ist Geschäftsführer der GRE Group, eines Unternehmens, das sich auf die Entwicklung ausgewählter Immobilien spezialisiert hat. Vor zwei Jahren hat er das Gebäude im Privatbesitz von seinem Vater übernommen, der es vor elf Jahren gekauft hatte.

Für Singles und Paare

Den Stadträten der Aktiven Bürger gab er bei einer Besichtigung einen Einblick in die Planungen. Die Ladeneinheiten sollen weiter erhalten bleiben; soweit notwendig, werden auch sie erneuert. Beeindruckend werden vor allem aber die großen Sanierungsarbeiten im Obergeschoss und im Dachgeschoss sein. Die Grundrisse der Wohnungen werden sich ändern, erweisen sich diese laut Julian Graf doch in der Aufteilung meist als schwierig. Insgesamt rund 650 Quadratmeter Wohnfläche gilt es aufzuteilen. Entstehen sollen am Ende elf Wohnungen. „Diese sind dann zwischen 50 und 60 Quadratmeter groß“, verrät der Hauseigentümer, eine größere Wohnung soll in etwa über 75 Quadratmeter Wohnfläche verfügen. Graf zielt in Sachen künftiger Mieter auf Singles und Paare ab. Damit geht er konform mit den Ergebnissen aus dem Masterplanprozess, dass gerade jüngere Menschen in Zwei-Zimmer-Wohnungen direkt in der Innenstadt leben möchten. „Dass das der Fall ist, zeigt sich allein am Interesse an den Wohnungen der SelbWerk im Wohnquartier zwischen Ludwigstraße und Oberer Bergstraße“, bestätigt Oberbürgermeister Pötzsch.

Beeindruckender Dachboden

Bei der Besichtigung beeindruckte die Stadträte vor allem der Dachboden. Allein hier sollen vier der geplanten Wohneinheiten entstehen. Natürlich bedarf es für manche der geplanten Umbauten noch Genehmigungen. Eine große Rolle spiele schließlich der Denkmalschutz, auf den Rücksicht genommen werden muss. So möchte Julian Graf für die Wohnungen im Dachgeschoss Dachgauben einbauen. Diese müssen natürlich aber zur Gesamtoptik des Hauses passen. Bei historischen Türen müssen dazu Türstöcke und Scheiben erhalten bleiben. Themen, die von außen nicht ins Sichtfeld geraten. „Klar wird auch die Fassade neu verputzt und gestrichen“, erklärt der Gebäudeeigentümer.

Rathauschef sagt Unterstützung zu

Das Gesamtinvestment für den Kauf der Immobilie sowie die Sanierungs- und Umbaumaßnahmen wird voraussichtlich rund 1,6 Millionen Euro betragen. Abgeschlossen werden sollen die Arbeiten noch in diesem Jahr. Ein Zeitfenster, das angesichts der Maßnahmen durchaus sportlich erscheint. „Seitens der Stadt Selb helfen wir aber gerne im Rahmen unserer Möglichkeiten“, sagen Rathauschef Ulrich Pötzsch sowie die Aktiven Bürger und sichern, beeindruckt vom Engagement des Hausbesitzers, ihre Unterstützung zu. Doch eines bleibt bei all den Baumaßnahmen, wie es immer war: Der Balkon wird auch weiterhin für das Finale des Selber Wiesenfestes zur Verfügung stehen.

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