Von Regnitzlosau an die Ostsee Startpunkt eines verrückten Feuerwehr-Laufs

Uwe Faerber

1200 Kilometer in nur zehn Tagen: Die „Feuerwehr Grenztour 2022“ ist kein Zuckerschlecken. Vom Dreiländereck geht es für die Teams bis an die Ostsee.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Zwölf Feuerwehrleute haben in Regnitzlosau einen verrückten Lauf begonnen: In zehn Tagen wollen sie 1200 Kilometer bis zur Ostsee schaffen – immer entlang des Grünen Bandes, der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Und sie wollen ein weiteres Ziel erreichen. „Wir hoffen auf viele Spenden zugunsten der Stiftung Deutsche Krebshilfe“, sagt Katrin Hüfner, Sprecherin der „Feuerwehr Grenztour 2022“.

Dabei handelt es sich um einen Staffellauf mit zehn Etappen, alle um die 120 Kilometer lang. „Jeder von uns muss täglich zweimal fünf Kilometer rennen, also zehn“, sagt Teilnehmer Frank Schneider aus Thüringen. Manchmal seien es 15 Kilometer – weil das Tagesziel etwas weiter entfernt sei.

Und es gibt einen zweiten Grund für die „Verlängerung“: Zwei der Kameraden rennen nach Schneiders Worten jeweils nur die Hälfte der Zeit mit – sie haben lediglich fünf Tage frei. Alle anderen haben zehn Tage Urlaub genommen. „So teilen sich immer elf Läufer die die Tagesdistanz – obwohl wir zwölf sind“, erklärt Schneider.

Die Feuerwehrleute aus Bayern und Hessen, aus Nordrhein-Westfalen und Thüringen laufen in Montur und mit einem Atemschutzgerät auf dem Rücken – als Staffelstab. Eine schweißtreibende Angelegenheit, auch wenn die Teilnehmer in Laufschuhen starten. Besonders die ersten 600 Kilometer dürften herausfordernd sein, weil bis zum Brocken 14 000 Höhenmeter zu bezwingen sind.

Die Mannschaft der Feuerwehrleute besteht aus zwölf Läufern, die in zwei Schichten rennen, und sechs Helfern: Der aktuell Laufende wird immer von einem Fahrradfahrer begleitet – für Verpflegung, Navigation, Erste Hilfe. Der nächste Staffelläufer erreicht im Auto den Wechselpunkt, steigt dort ins Rennen ein und der abgelöste Läufer kann sich seinerseits im Auto ausruhen.

Frank Schneider, der Thüringer, ist gleich am zweiten Tag durch seine Heimatstadt gelaufen: Denn am gestrigen Sonntag sollte die Tour Eisfeld bei Hildburghausen in Südthüringen passieren. „Es geht über die ehemalige Grenzübergangsstelle, dort wo heute eine Agip-Tankstelle steht“, hatte Schneider im Gespräch mit der Frankenpost zuvor angekündigt. „Ich laufe ab dem ehemaligen Grenzturm, der heute Museum ist.“

Der 33-Jährige hat in Karlsruhe Wirtschaftsinformatik studiert, wohnt mittlerweile wieder in Eisfeld und arbeitet in Coburg im Rechnungswesen bei der Versicherung, die den Stadtnamen in der Firmenbezeichnung führt. Er selbst bezeichnet sich als Volksläufer, der sich „als Büromensch fit halten will“. Bei Veranstaltungen, wie dem Borderland Ultralauf in Gleichamberg (der ebenfalls an der ehemaligen Grenze entlangführt) hat er Holger Hüfner kennengelernt, den Organisator der Grenztour 2022. Eigentlich hatte der Feuerwehrlauf bereits 2021 über die Bühne gehen sollen – wegen Corona ging das nicht. „Ein paar Läufer von damals mussten absagen. So wurden Startplätze frei und ich kann mitlaufen“, berichtet Schneider, der sich auf die körperliche Herausforderung freut. Wie in Regnitzlosau, wo der Lauf am frühen Samstagmorgen gestartet ist – 4 Uhr am Dreiländereck von Sachsen, Bayern und Tschechien: Dort begann früher der Eiserne Vorhang zwischen Ost und West. Bereits am Vorabend hatten die Feuerwehrleute der Gemeinde die Läufer willkommen geheißen, die in der Schulturnhalle nächtigten.

Zur Begrüßung wurde ein kleines Fest organisiert, dessen Erlös an die Deutsche Krebshilfe geht: Vor der Halle brutzelten Roster und wurden Bierchen gezischt. An den Biertischgarnituren saßen als Gastgeber die Feuerwehrleute aus Regnitzlosau und Matthias Trautmann, der Vorsitzende des Feuerwehrvereins. Eingeladen waren auch die Kameraden aus den Ortsteilen Draisendorf, Nentschau, Osseck am Wald, Prex, Schwesendorf, Trogenau und Vierschau sowie Vertreter der Nachbarwehren aus Rehau und Trogen. Gäste waren zudem Kreisbrandinspektor Jochen Bucher und Kreisbrandmeister Philipp Kemnitzer.

Die Gespräche drehten sich nicht zuletzt um die Organisation eines solchen Rennens: Feuerwehren an den Etappenorten stellen ein Dach über dem Kopf zur Verfügung, WC und Duschen. „Feldbetten und Schlafsäcke bringen wir mit“, sagt Pressesprecherin Hüfner.

Hüfner? Heißt nicht der Organisator des Laufes so? „Ja, das ist mein Mann. Den habe ich mir 2016 geschnappt, als er an einem anderen verrückten Feuerwehrlauf beteiligt war, der ,Feuerwehr Deutschlandtour‘ – von Flensburg an der Ostsee nach Garmisch-Partenkirchen in den Alpen. Ich bin einen Teil der Strecke mitgelaufen, denn auch damals ging es um Spenden für die Deutsche Krebshilfe. Da hat es zwischen uns gefunkt“, sagt die 35-Jährige aus der Nähe von Frankfurt am Main, die in einer Kommunikationsagentur arbeitet. Holger Hüfner bedankte sich bei den Regnitzlosauern für den warmherzigen Empfang. Er sprach seinem eigenen Team ebenfalls ein Kompliment aus. „Seine“ Läufer bezeichnete er als geile Truppe, die in den nächsten Tagen Höhen und Tiefen auszuhalten hätte.

Bilder