Selb - Die Lage für die Römer ist prekär: Immer stärker drängen die Stämme der Germanen gegen den Limes, die befestigte die Grenze zwischen dem Imperium Romanum und dem barbarischen Germanien, immer öfter müssen sich die Legionäre am Limes gegen die Alemannen zur Wehr setzen. Der 20 Jahre alte Zenturio Marcus ist Zenturio im Kastell Vetoniana, gelegen im Altmühltal beim heutigen Eichstätt. Sein Schicksal zwischen Kämpfen, Korruption und Intrigen schildert das Selber Autorenduo Rainer und Birgit König in ihrem neuen Buch "Limes - Zeit der Abrechnung" - dem ersten historischen Roman, den Vater und Tochter veröffentlichen.

Rainer König ist einer breiteren Öffentlichkeit bereits durch seine Kriminalromane um den Selber Ermittler Jan Kral bekannt. In vier Bänden schlägt der sich mit Kriminellen und Mördern im Grenzgebiet zwischen Selb und Asch herum. "Aber ich hatte einfach mal etwas anderes im Sinn", sagt König. Und deswegen hat er eine Idee aufgegriffen, die ihn schon seit einiger Zeit umtreibt: Eine packende Geschichte aus der Römerzeit.

Damit kehrt König aber auch zurück zu den eigenen Wurzeln. Denn er hat seine Kindheit in Barthel-mesaurach im heutigen Landkreis Roth verbracht, quasi in Sichtweite des Obergermanisch-Raetischen Limes, der sich durch das Altmühltal zog.

"Damals in der Volksschule hatte ich einen äußerst beeindruckenden Lehrer namens Hertlein", erinnert sich König, der selber lange Jahre am Walter-Gropius-Gymnasium Geschichte, Deutsch und Geografie unterrichtet hat. Dieser Lehrer verstand es, den Mädchen und Jungen die Geschichte der Region lebendig und spannend näherzubringen. Im Klassenzimmer stand ein großer Sandkasten, in dem wir den Limes nachgebaut haben", lächelt der Selber Schriftsteller. "Und wir haben nicht Cowboy und Indianer gespielt, sondern Legionär und Germane."

Und diese Faszination für die Geschichte seiner Heimat hat König nie wirklich losgelassen: Später, inzwischen selbst Lehrer, hat er mit seinen Klassen während des Schullandheimaufenthalts regelmäßig die Museen und Orte rund um Eichstätt besucht.

Seinen neuen Roman hat er - mit Unterstützung seines Freundes Dr. Albrecht Bald - akribisch vorbereitet. Mehrere Recherchereisen führten ihn nach Weißenburg und Eichstätt, um dort in ausgegrabenen Thermen und in Museen die Spur der ehemaligen Besatzer aufzunehmen. Auch mit dem Limes-Beauftragten der Regierung von Mittelfranken in Ansbach, einem Archäologen, stand er in längerem Kontakt. Eine Fundgrube war auch die historische Zusammenfassung "Bilder aus der deutschen Geschichte" von Gustav Freytag.

Alle seine Ergebnisse hat er zu einem spannenden und mitreißenden Abenteuer verwoben, in dessen Mittelpunkt der Zenturio Marcus steht, der im Jahr 235 die 59 Mann seiner Zenturie im Kastell Vetoniana, dem heutigen Pfünz, befehligt.

"Das Römische Reich befand sich damals in einer schwierigen Situation. 235 trat der erste Soldatenkaiser Maximinus Thrax die Herrschaft an, das Reich erzitterte unter permanenten Angriffen der Germanen."

Und in diesem Spannungsfeld bewegt sich auch die Hauptfigur Marcus. Er stammt aus Castra Regina (Regensburg) und kam als kleines Kind mit seinem Stiefvater nach Rom, wo er zwar als Staatssklave aufwuchs, aber - wie damals durchaus üblich - in der Legion ausgebildet wurde. Weil er aber im Streit einen anderen Römer, der ihn einen "stinkenden Barbaren genannt hat, fast tot schlägt, wird er in den letzten Winkel des Imperiums geschickt. Er befehligt auch keine Römer, sondern Hilfstruppen vom Stamm der Breuker.

Marcus steht also zwischen den Welten: Für die Römer ist er ein Barbar, für seine Truppen ein Römer. Und kaum hat seine Dienstzeit begonnen, wird der Zenturio nicht nur in Kämpfe verwickelt, sondern muss sich mit korrupten Vorgesetzten, dem harten Alltag und der bröckelnden Macht Roms auseinander setzen.

König schafft es in diesem Roman vortrefflich, die historischen Hintergründe mit einer spannenden Handlung lebendig werden zu lassen, ohne mit trockener Historie zu langweilen. Man riecht förmlich den Gestank in den Lagern der Germanen, sieht die Legionäre durch die Wälder marschieren.

Manchmal in der ihm eigenen schnoddrigen Ausdrucksweise, immer wieder mit hintergründigem Humor und mit faszinierendem Detailwissen fesselt König sein Publikum. Und auch der historisch nicht so sattelfeste Leser wird die Geschichte genießen und verstehen können. In einem umfangreichen Register erläutert König alle Fachbegriffe. Außerdem ist dem Buch eine Karte vorangestellt.

Wir haben nicht Cowboy und Indianer gespielt, sondern Legionär und Germane.

Rainer König über seine Kindheit


Im Handel

Erschienen ist "Limes" im Burg-Verlag Rehau. Erhältlich ist der historische Roman mit der ISBN-Nummer 978-3-944370-16-3 ab dem 31. Oktober im Buchhandel zum Preis von 12,10 Euro. Die offizielle Vorstellung des Werkes wird am 20. November im JAM-Haus der Generationen stattfinden. Dabei wird Rainer König selbst aus dem Buch lesen und den historischen Zusammenhang erläutern.