Es war ein Lehrstück in Sachen Arroganz, das Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer am Mittwoch vor den seinetwegen nach Bayreuth gefahrenen Bürgern aus Untersteinach und Kauerndorf abgeliefert hat. Kein Wort der Entschuldigung über die so kurzfristige und mit knappen Worten ohne jeden Ausdruck des Bedauerns übermittelte Absage des so sehnsüchtig erhofften Besuchs. Kein Wort der Hoffnung, dass vielleicht doch in diesem Jahr der Startschuss für die Umgehungsstraße fällt. Keinerlei Werben um Verständnis. Stattdessen überrollte Ramsauer nassforsch und wortgewaltig die rund 30 gestandenen Frauen und Männer aus den beiden verkehrsgeplagten Gemeinden. Manche beleidigte er gar. Der Ködnitzer Bürgermeister Stefan Heckel, Parteifreund des CSU-Ministers, musste sich vor laufenden Mikrofonen und Fernsehkameras einen nennen lassen, der nur große Töne spuckt, weil er es nach der Absage gewagt hatte, seine Enttäuschung öffentlich zum Ausdruck zu bringen. Als nach Ramsauers Erscheinen das Häuflein Demonstranten kurz auf Trillerpfeifen Laut gab, musste es sich anfahren lassen, dass wer pfeift, gegen das Projekt sei. Und Reinhold Dippold, der tapfer vor den Minister getreten war, als dieser nach ihm gerufen hatte, musste sich abkanzeln und behandeln lassen wie ein Schulbub. Nicht wenige Zeugen dieses schier unglaublichen Auftritts bekamen einen hautnahen Eindruck davon, wie es ist, wenn man sich "fremdschämt", also Scham empfindet über die Entgleisung anderer, für die man gar nichts kann. "Die Bundestagswahl ist erst in eindreiviertel Jahren", dozierte Ramsauer nassforsch. Offenbar kann sich der Minister nicht vorstellen, dass sich die so abgebügelten Menschen die Schmach so lange merken. Wenn er sich da mal nicht täuscht. Melitta Burger