Kulmbach Große Bedenken und Zustimmung

Von Werner Reißaus
Das Übersichtsluftbild zeigt die geplante Ortsumgehung von Stadtsteinach von der Anschlussstelle Stadtsteinach-Süd bei der Kulmbacher Straße (links) die östliche Schleife um Stadtsteinach und die westliche Schleife um Zaubach bis zum Ende an der Anschlussstelle Oberzaubach-Nord in der Verlängerung der Kronacher Straße (rechts). Bild und Plan: Staatliches Bauamt Bayreuth Quelle: Unbekannt

Die Planungen für die Umgehung der B 303 in Stadtsteinach stoßen im Stadtrat auf geteilte Meinungen. Vor allem Knud Espig und Wolfgang Martin sehen in den Dammhöhen und Lärmschutzwänden Probleme.

 
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Stadtsteinach - Geschlagene drei Stunden nahm am Montagabend die Vorstellung der Planung für die Ortsumgehung von Stadtsteinach im Zuge der Bundesstraße B 303 in Anspruch. Bürgermeister Roland Wolfrum (SPD) hatte zur Sitzung des Stadtrates in den neuen Schulungsraum des Feuerwehrhauses eingeladen, denn das Interesse der Bevölkerung war groß. Knapp 50 Bürger waren gekommen, um aus dem Mund von Baudirektor Berthold Hübner die Planung für die Ortsumgehung erläutert zu bekommen.

Pläne liegen aus

In der Sitzung kamen aber - wie gewohnt - nur die Mitglieder des Stadtrates zu Wort. Die Bürgerschaft wird, wie Wolfrum ankündigte, in der Bürgerversammlung am 13. November ausreichend Gelegenheit bekommen, Fragen zu stellen. Wolfrum wies darauf hin, dass die Planunterlagen bis zum 7. Oktober im Rathaus ausliegen. Bis dahin können Einwendungen oder Anregungen sowohl bei der Stadt als auch beim Staatlichen Bauamt vorgetragen werden. Der Stadtrat wird in seiner Sitzung am 17. November seine Stellungnahme gegenüber dem Staatlichen Bauamt verabschieden. Der Bürgermeister erinnerte daran, dass sich der Stadtrat bereits 2006 grundsätzlich für eine Ortsumgehung von Stadtsteinach ausgesprochen hat: "Dieser Beschluss wurde nie korrigiert."

Baudirektor Berthold Hübner stellte die Planung vor und verwies darauf, dass das Projekt erstmalig im Jahr 1993 in den vordringlichen Bedarf des Bedarfsplanes für die Bundesfernstraßen aufgenommen wurde. Er schilderte die einzelnen Planungsschritte. Nach der Zustimmung des Stadtrates 2006 wurde der Vorentwurf ein Jahr später zur Genehmigung eingereicht. Das zuständige Bundesministerium habe den Vorentwurf 2012 genehmigt. Das Staatliche Bauamt begann 2013 mit der Ausarbeitung der Planfeststellungsunterlagen.

Am 7. August 2014 habe die Regierung von Oberfranken das Anhörungsverfahren eingeleitet. Gegenwärtig befinde man sich in der Planfeststellung und der Umweltverträglichkeitsprüfung mit Beteiligung der Stadt, der Träger öffentlicher Belange und der Privatbetroffenen. Wenn es zum Planfeststellungsbeschluss kommt, werden die Pläne nochmals ausgelegt und innerhalb einer Frist von vier Wochen kann dieser Beschluss beklagt werden. Baudirektor Hübner ging dann auf den Trassenverlauf und die Straßenbreite von acht Metern zuzüglich befestigten Banketten mit jeweils 1,50 Metern und einer Entwässerungsmulde von zwei Metern Breite ein. Er betonte, dass gegenüber der Vorplanung nur geringe Veränderungen vorgenommen wurden.

Eine Brücke ist zu wenig

Bürgermeister Wolfrum bemängelte, dass das Bergfeld als Hauptnutzfläche der Zaubacher Landwirte nur mit einer Brücke erschlossen wird: "Es ist ein Unding, dass drei Hauptzufahrten zu einer zusammengefasst werden." Er störte sich auch an den Dammhöhen von bis zu elf Metern.

Auch Stadtrat Lars Leutheußer, CSU, sah bei der Erschließung des Bergfeldes Probleme für die Landwirtschaft: "Es waren bislang drei Brückenbauwerke in der Planung, jetzt nur noch eine. Warum kann man die Trasse nicht nach oben verschieben? Die Menschen müssen doch im Vordergrund stehen!" Hier verwies Hübner darauf, dass die Planung auch auf Wirtschaftlichkeit überprüft werde. Klaus Witzgall, CSU, wollte wissen, wie die ursprünglichen drei Brücken wieder in die Planung aufgenommen werden können. Das gehe laut Baudirektor Hübner nur über die Planfeststellung, wobei dann die Planung erneut beim zuständigen Bundesministerium vorgelegt werden müsse.

Wolfgang Martin, BLS, zeigte sich erschüttert, was die Planung im Bereich des Campingplatzes und bei Salem aufzeige. Knud Espig, SPD/OL, berichtete, dass nicht weniger als 385 000 Kubikmeter Erdaushub im Zuge der Ortsumgehung bewegt werden: "Das sind 20 000 Lkw!" Oberhalb des Campingplatzes würde künftig eine 11,79 Meter hohe Schnellstraße vorbeiführen. Die Dammhöhe verglich Espig mit einem vierstöckigen Haus. Die Brücke über die Steinach verlaufe mit einer Länge von 55 Metern und einer Dammaufhöhe von elf Metern in unmittelbarer Nähe der Sportheimsiedlung: "Das ist keine Kleinigkeit, das müssen die Bürger wissen."

Schließlich sei bei Salem eine 230 Meter lange Schallschutzwand in einer Höhe von drei Metern vorgesehen. Espig: "Der Blick von Salem ins Steinachtal ist dann unmöglich, das ist nicht tragbar. Wurde das mit dem Eigentümer besprochen?" Hübner verwies darauf, dass der aktive Lärmschutz vor dem passiven Lärmschutz gehe und dabei auch die kostengünstigste Lösung gesucht werden müsse.

Plädoyer für den Bau

Espig forderte ein Gutachten, das die wirtschaftliche Entwicklung von Stadtsteinach nach der Ortsumgehung aufzeige. Dies sei nicht Aufgabe des Staatlichen Bauamtes, so Hübner, sondern liege im Verantwortungsbereich der Stadt.

Wolfgang Heiß, CSU, warnte davor, die Ortsumgehung zu zerreden. Am Beispiel von Heroldsberg zeigte Heiß auf, dass von einer Ortsumgehung auch positive Beispiele ausgehen: "Ich warne davor, zu viel zu verlangen. Es sind bei uns sehr viele Bürger betroffen, die die Ortsumgehung haben wollen. Sie ist für Stadtsteinach eine gute Sache." Dem pflichtete Andreas Sesselmann, FW, bei: "Die Mehrheit unserer Bevölkerung ist für die Umgehung. Bei den Schulkindern wundert es mich, dass noch nichts passiert ist."

Wolfgang Martin sprach sich für eine Visualisierung der Ortsumgehung aus, auch wenn dies hohe Kosten bringen würde. Die Bevölkerung könne sich so ein besseres Bild von den Dammhöhen und Lärmschutzwänden machen. Bernd Kotschenreuther (CSU) warf die Frage auf, ob das Projekt auch in zwei Bauabschnitten verwirklicht werden kann. Grundsätzlich ja, wie Baudirektor Hübner erklärte. Franz Thierauf, FW, schränkte ein: "Dann kommt der zweite Abschnitt nicht!"