Teheran - Online-Medien und soziale Netzwerke berichteten am Mittwoch ausführlich über Farhadis (44) Gespräch. Auf der Webseite des iranischen Staatsfernsehens wird das Interview als «äußerst bedenklich und kontrovers» bezeichnet.
Im Iran ist jeglicher Kontakt mit dem «Erzfeind» Israel, egal auf welcher Ebene, strikt verboten und könnte zu juristischen Sanktionen gegen die betroffenen Personen führen. Farhadi hat sich in dem Interview nicht nur zu seinem Film «The Salesman» geäußert, sondern auch für ein Ende der fast 40-jährigen Feindschaft zwischen beiden Ländern plädiert. Nicht aber die Politiker, sondern nur die Menschen der beiden Länder könnten das Problem lösen, so Farhadi.
Das Büro von Farhadi hat in einer Presserklärung klargestellt, dass er «Haaretz» kein exklusives Interview gegeben habe. Alle Interviews fanden im Rahmen von kleineren Pressekonferenzen mit verschiedenen ausländischen Medien während der Filmfestspiele in Cannes im Mai letzten Jahres statt. Außerdem wurden alle Pressetermine von Memento, der Produktionsfirma von «The Salesman», organisiert und nicht von Farhadi selbst. Der iranische Film wurde in diesem Jahr mit dem Auslands-Oscar ausgezeichnet.
Zu dem Interview gab es bis jetzt keine offiziellen Reaktionen, da alle Behörden wegen der persischen Neujahrsferien bis nächste Woche geschlossen sind. Beobachter rechnen aber mit einem juristischen Nachspiel für Farhadi, der als regimekritisch gilt. Im Bezug auf Israel ist im Iran nicht nur Farhadi der Meinung, dass die Feindschaft zu Israel übertrieben und unnötig sei. Viele Perser glauben, dass die arabischen Länder, besonders Saudi Arabien, dem Land viel mehr geschadet haben als Israel.