Hof - "Schriftsteller treibt es hin und wieder hinaus aus der warmen Stube, sie jagen neue Geschichten." Diesen Satz entdeckt der Leser gleich auf der ersten Seite des Buchs "Nächster Halt Verlangen - Ein paar Kolumnen". Zum Glück verlassen Autoren ihr bequemes Sofa auch, um sich auf Lesereise zu begeben. Nürnberg, Dortmund, Dresden, Chemnitz, Köln, Hof waren die Stationen des Schweizer Schriftstellers Arno Camenisch, der auf Einladung der Krimiliteraturtage Vogtland am Donnerstag ins Galeriehaus Hof gekommen war.

"Über die Liebe lese ich eigentlich nur am Donnerstagabend - und am Montagmorgen", kündigte Camenisch verschmitzt die erste Geschichte an. Natürlich beschreibt er keinen einfachen Wochenbeginn: "Es gibt Tage, an denen man besser nicht aufsteht. Die Woche fing ja gut an, ich hatte eindeutig eine Pechsträhne. Am Wochenende war ich umgezogen, hatte dabei den Schlüssel der neuen Wohnung verloren, das Auto des Nachbarn zerkratzt, mein eigenes wurde abgeschleppt, weil ich es an der falschen Ecke geparkt hatte, und den Kühlschrank hatte ich ruiniert, weil ich das Eis mit Hammer und Schraubenzieher hatte entfernen wollen."

Der Schweizer Arno Camenisch findet seine tragisch-komischen Geschichten auf der Straße und in den Bergen, in den kleinen und eindrucksvollen Begebenheiten und Begegnungen des Alltags. Den dokumentarischen Kern der bildhaften Szenen verstärkt er durch fiktionale Elemente. Er verfügt über einen guten Blick für Details und Zusammenhänge. Mit hintergründigem Humor formuliert er seine lakonischen Texte, überzeugt mit unvorhersehbaren Wendungen, treffenden Pointen und feinen Resümees. Klare Gedanken und tiefe Gefühle sind seine Welt: "Das Spannende einer Liebe sind der Anfang und das Ende, das dazwischen muss man aushalten", heißt es zum Schluss der Geschichte "Am Montagmorgen", mit der das Buch "Die Launen des Tages" beginnt.

"Irgendwo in der Pampa" heißt die nächste Geschichte: "Sie wird Euch die Schweiz näherbringen", verspricht der 39-Jährige, vielfach preisgekrönte Autor. Fast wie ein Schauspieler trägt Camenisch das Geschriebene vor, verdeutlicht den Rhythmus und verstärkt den Ton der Texte. Zwischendurch erzählt er charmant Anekdoten. Vor allem einige Geschichten und Gedichte auf Schwyzerdütsch und Rätoromanisch machen die Lesung zu etwas Besonderem. Der Autor liebt Fußball und wirkt fast wie ein Kommentator des großen Spiels des Lebens. Die Lacher hat er von Anfang an auf seiner Seite, die Stimmung bleibt durchgängig auf hohem Niveau: "Das Leben ist doch so absurd! Und die Summe des Absurden sind wir!", ruft Arno Camenisch seinem begeisterten Publikum im Galeriehaus gut gelaunt zu, und beendete den Abend mit einer Zugabe aus "Die Kur".