Fichtelgebirge Teure Technik in der Pappschachtel

Auch in Birk pausiert der Internetausbau. Die Technik ist schon da, liegt aber seit Dezember nur rum. Im Dorf wundern sich viele, wie die Telekom mit dem öffentlichen Geld umgeht.

 
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Birk - Vor einem halben Jahr ist die Dorfgemeinschaft Birk noch guter Dinge gewesen. "Die Leerrohrverlegung fürs VDSL ist fast fertig, wir sind alle gespannt, bis wann die Glasfasern durchgeblasen werden und wir mit bis zu 50Mbit/s surfen können", schrieben die Birker und schoben noch einen Dank "für den zukunftsträchtigen Ausbau" hinterher. Damals waren auch noch alle davon ausgegangen, dass der "rosa Riese", wie die Telekom gerne genannt wird, die Arbeiten fristgerecht, das heißt bis zum 22. Dezember erledigen werde.

Viel passiert ist seitdem in Birk jedoch nicht, was das schnelle Internet betrifft. Die Leerrohre machen ihrem Namen auch weiterhin alle Ehre. Allerdings wurden an der Baustelle am Ortseingang eine Stromversorgungseinheit und eine Energie-Anschluss-Säule abgelegt, in Pappschachteln. Das war im Dezember. "Das kann man doch nicht machen", wundert sich David Peller von der Dorfgemeinschaft. "Das Material ist sicher teuer und liegt einfach so herum." Ein Unding für den 30-jährigen Entwicklungsingenieur. "So kann man doch nicht arbeiten, schon gar nicht mit Staatsgeldern." Davon abgesehen, seien die Kisten Wind und Wetter ausgesetzt gewesen und sähen nun einfach nur schäbig aus. David Peller hatte sich deswegen schon an die Stadt Weißenstadt gewandt. Doch die Kommune könne da gar nichts tun. Und auf Nachfrage bei der Telekom hieß es lapidar, dass auch sie die Situation nicht ändern könne. Sie bekomme keine Tiefbaufirmen und die, die erreichbar seien, würden einfach nicht schnell genug arbeiten. Dass ein Unternehmen von der Größe der Telekom keine Baufirmen findet, hält David Peller für eine Ausrede. "Das Problem ist nicht, dass das schnelle Internet nicht schon da ist. Aber es wäre einfach schön, wenn die Telekom realistische Termine nennen würde." Ähnlich äußert sich die Dorfgemeinschaft auf ihrer Facebookseite: "Da fragen wir uns doch wirklich, wie ihr Termine nennen könnt, wenn ihr schon vorher wisst, dass ihr keine Tiefbaufirmen bekommt."

In Birk und Weißenstadt sieht es derzeit nicht anders aus, als in den anderen Kommunen des Landkreises, die zwischen Dezember und Anfang Februar hätten online sein sollen. Hier hatte die Telekom gegenüber der Frankenpost einmal eine "Fertigstellung im zweiten Quartal" genannt. Das kann Anfang April sein oder auch Ende Juni. Die Deutsche Telekom geht auf ihrer Internetseite davon aus, den Festnetzausbau in Weißenstadt voraussichtlich Ende Mai abgeschlossen zu haben. Ein halbes Jahr später als ursprünglich geplant. Jammern möchte David Peller wegen dieser Verzögerung aber nicht. "Ich freue mich wirklich auf die großen Bandbreiten und alles, was damit möglich wird." Er kenne viele, die beruflich auf schnelle Internetverbindungen angewiesen sind. "Mit einer 2000er-Leitung im Jahr 2017 funktioniert da gar nichts", sagt er.

Die Dorfgemeinschaft Birk versucht derweil der Telekom ein wenig unter die Arme zu greifen und bietet an, die "mittlerweile unschönen Pakete am Ortseingang zwischenzulagern". Und sollte das Angebot nicht ankommen, schlagen die Birker vor, Stromversorgungseinheit und Energie-Anschluss-Säule selbst aufzustellen. "Wir im Dorf hätten die Fähigkeiten und auch die Fertigkeiten diese Verteilerkästen zu setzen", heißt es auf der Facebookseite. Vielleicht bringt es ja ein bisschen Bewegung ins schnelle Internet.

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