Stadtratsmitglied Ali Sat, der als Verbindungsmann zu den Flüchtlingen in Münchberg fungiert, reagierte am Dienstag bestürzt, als er durch die Frankenpost von den erneuten Vorfällen erfuhr. Er empfinde es als "schade", dass es solche Aggressionen gegen hilfesuchende Menschen gebe, sagte Ali Sat und berichtete von einem Vorkommnis am vergangenen Freitag: In der Bahnhofstraße sei ein offenbar betrunkener Mann auf einen dunkelhäutigen Asylbewerber losgegangen, der ein Kreuz am Hals trug und sich damit offen als Christ zeigte. Der Betrunkene habe versucht, ihm die Kette mit dem Kreuz vom Hals zu reißen, was ihm aber nicht gelang. Der Angegriffene konnte schließlich weggehen. "Unsere Leute halten sich aus Streitereien heraus", betont Ali Sat.
Als Verbindungsmann war er gestern mehrere Stunden unterwegs, um Asylbewerber bei Behördengängen und beim Einkauf zu unterstützen. Ali Sat engagiert sich im neu gegründeten Münchberger Netzwerk, das sich um Menschen kümmert, die Zuflucht suchen.
Daran beteiligen sich unter anderem auch die Kirchen. Dekan Erwin Lechner sprach gestern deutliche Worte, als ihm die Frankenpost von den jüngsten Steinwürfen berichtete: "So mit Menschen umzugehen, das ist unmöglich." Er habe sich bisher gefreut, sagt Lechner, dass die Münchberger offen und hilfsbereit die hilfesuchenden Menschen aufnähmen. Diese wiederum bemühten sich, sich zu integrieren. Sie seien bereit zu arbeiten, Hilfsdienste zu verrichten und Deutsch zu lernen. "Wer jetzt versucht, ihnen mit solchen Attacken Angst zu machen, handelt unverantwortlich."
Wie man auf die Vorfälle reagieren sollte, sei schwer zu sagen, solange nicht feststeht, wer dahintersteckt: "Waren es dumme Jugendliche, oder haben die Täter einen rechtsradikalen Hintergrund?" Lechner schlägt einen "offenen Treff" vor, bei dem sich Einheimische und Asylsuchende kennenlernen könnten. "Es gibt schon intensive Kontakte, aber Neuankömmlinge tun sich natürlich schwer."
Wir nehmen die Sache sehr ernst. Alexander Czech, Pressesprecher
des Polizeipräsidiums Oberfranken
Einzelheiten
Die Kriminalpolizei Hof hat
die Ermittlungen zu den Steinwürfen übernommen. Sie bittet um Hinweise unter der Telefonnummer 09281/704-0.
Wer sich im Münchberger Netzwerk engagieren will, kann sich unter anderem an Gemeindediakonin Sandra Windisch wenden: Telefon 09251/2660.
Zurzeit sind in Münchberg etwa 70 Asylbewerber in drei Gebäuden untergebracht. Im Landkreis Hof sind es insgesamt 237.