Münchberg Asylsuchende in Angst

Von und Ronald Dietel

Unbekannte werfen an der Unterkunft in der Helmbrechtser Straße drei Fensterscheiben ein. Es ist die zweite Attacke dieser Art seit Ende September. Vertreter des Münchberger Netzwerks sind bestürzt.

 
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Münchberg - Mit einem Riesenschrecken sind die Bewohner des Münchberger Asylbewerberheims in der Helmbrechtser Straße in der Nacht zum Montag davongekommen: Gegen 22.20 Uhr bewarfen Unbekannte die Unterkunft mit mehreren Steinen. Drei Fenster gingen zu Bruch. Die Steinewerfer entkamen unerkannt. Es entstand ein Schaden von etwa 1000 Euro. Einer der Bewohner, der den Krach hörte, verständigte die Polizei.

Ein weiterer Asylbewerber, Amirabbas Omrani aus dem Iran, berichtete der Frankenpost: "Wir saßen in der Küche, plötzlich hörten wir zersplitterndes Glas." Zwischen den herumliegenden Glasscherben fand er zwei Steine, einen kleineren und einen großen. Personen waren nicht zu erkennen.

Seit drei Jahren lebe er nun im Haus an der Münchberger Straße, berichtet Amirabbas Omrani. "Bislang gab es keinerlei Probleme. Alles ist hier normal gewesen." Dann habe es vor einigen Wochen den ersten Vorfall mit einem an die Hauswand geworfenen Farbbeutel gegeben. Jetzt mache ihm die Situation Angst. "Ich habe die letzten Nächte schlecht geschlafen."

Die Steinwürfe waren bereits der zweite Vorfall dieser Art innerhalb weniger Wochen. Am späten Sonntagabend, 28. September, hatten Unbekannte Behälter mit weißer Farbe gegen die Fassade des Asylbewerberheims geschleudert. Dann flüchteten sie mit einem dunklen Wagen. Auch in diesem Fall entstand ein Schaden von schätzungsweise 1000 Euro. Fast genau 24 Stunden später warfen drei dunkel bekleidete Personen Steine gegen das Gebäude, wobei kein Schaden entstand.

Ob diese beiden Attacken mit den jüngsten Steinewürfen zusammenhängen, lässt sich nach Auskunft von Alexander Czech, Pressesprecher des oberfränkischen Polizeipräsidiums, noch nicht beantworten. Ausgeschlossen sei es nicht, sagte Czech gestern auf Anfrage der Frankenpost. "Wir prüfen das - wir nehmen die Sache sehr ernst." Die polizeilichen Ermittlungen zu den Farb- und Steinewürfen Ende September hätten noch nichts ergeben. Gegen andere Unterkünfte in Oberfranken, berichtete Czech, habe es in jüngerer Vergangenheit keine derartigen Übergriffe gegeben.

Stadtratsmitglied Ali Sat, der als Verbindungsmann zu den Flüchtlingen in Münchberg fungiert, reagierte am Dienstag bestürzt, als er durch die Frankenpost von den erneuten Vorfällen erfuhr. Er empfinde es als "schade", dass es solche Aggressionen gegen hilfesuchende Menschen gebe, sagte Ali Sat und berichtete von einem Vorkommnis am vergangenen Freitag: In der Bahnhofstraße sei ein offenbar betrunkener Mann auf einen dunkelhäutigen Asylbewerber losgegangen, der ein Kreuz am Hals trug und sich damit offen als Christ zeigte. Der Betrunkene habe versucht, ihm die Kette mit dem Kreuz vom Hals zu reißen, was ihm aber nicht gelang. Der Angegriffene konnte schließlich weggehen. "Unsere Leute halten sich aus Streitereien heraus", betont Ali Sat.

Als Verbindungsmann war er gestern mehrere Stunden unterwegs, um Asylbewerber bei Behördengängen und beim Einkauf zu unterstützen. Ali Sat engagiert sich im neu gegründeten Münchberger Netzwerk, das sich um Menschen kümmert, die Zuflucht suchen.

Daran beteiligen sich unter anderem auch die Kirchen. Dekan Erwin Lechner sprach gestern deutliche Worte, als ihm die Frankenpost von den jüngsten Steinwürfen berichtete: "So mit Menschen umzugehen, das ist unmöglich." Er habe sich bisher gefreut, sagt Lechner, dass die Münchberger offen und hilfsbereit die hilfesuchenden Menschen aufnähmen. Diese wiederum bemühten sich, sich zu integrieren. Sie seien bereit zu arbeiten, Hilfsdienste zu verrichten und Deutsch zu lernen. "Wer jetzt versucht, ihnen mit solchen Attacken Angst zu machen, handelt unverantwortlich."

Wie man auf die Vorfälle reagieren sollte, sei schwer zu sagen, solange nicht feststeht, wer dahintersteckt: "Waren es dumme Jugendliche, oder haben die Täter einen rechtsradikalen Hintergrund?" Lechner schlägt einen "offenen Treff" vor, bei dem sich Einheimische und Asylsuchende kennenlernen könnten. "Es gibt schon intensive Kontakte, aber Neuankömmlinge tun sich natürlich schwer."

Wir nehmen die Sache sehr ernst.

Alexander Czech, Pressesprecher

des Polizeipräsidiums Oberfranken

Einzelheiten

Die Kriminalpolizei Hof hat

die Ermittlungen zu den Steinwürfen übernommen. Sie bittet um Hinweise unter der Telefonnummer 09281/704-0.

Wer sich im Münchberger Netzwerk engagieren will, kann sich unter anderem an Gemeindediakonin Sandra Windisch wenden: Telefon 09251/2660.

Zurzeit sind in Münchberg etwa 70 Asylbewerber in drei Gebäuden untergebracht. Im Landkreis Hof sind es insgesamt 237.

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