Laubersreuth – Man könnte es wohl als ironische Laune der Natur bezeichnen: Ausgerechnet eine Windböe hat in der Nacht von Donnerstag auf Freitag ein Windrad im Windpark Laubersreuth bei Münchberg total zerstört. Wie von starker Hitze geschmolzen hängen die Flügel nun nach unten. „Zwei Rotorblätter sind komplett aufgespreißelt. Ein Flügel hat sich sogar um das Maschinenhaus gewickelt“, berichtet Sabine Scherer, deren Familie das Grundstück an der A 9 gehört.

Erst am Morgen als sie mit ihrem Hund spazieren gehen wollte, habe Scherer den Schaden bemerkt. Ganz im Gegensatz zu ihrer Nachbarin. Die wurde schon in der Nacht von einem „ganz komischen Geräusch“ wach gehalten, wie sie Scherer erzählte. „Sie dachte, gleich fliegt das Dach davon.“ So penetrant sei der Krach gewesen.

Das zerstörte Windrad gehört der Laubersreuth Windkraft GmbH & Co. KG mit Sitz in Schwerin. Warum ausgerechnet diese Anlage so stark in Mitleidenschaft gezogen wurde, wird nun ein Gutachter klären, sagt der Geschäftsführer Christian Struck auf Anfrage unserer Zeitung. Denn zwei andere Windräder, die unmittelbar neben dem zerstörten stehen und ebenfalls 140 Meter hoch sind, laufen nach wie vor einwandfrei. Die kaputte Windkraftanlage wurde 2014 aufgestellt und ist demnach „nagelneu“, wie Struck erklärt. Eigentlich sollte sie 20 Jahre dort stehen.
<%DIA id="662848" text="Sturmtief "Thomas" fegt über Oberfranken" target="_blank">Sturmtief

Die kaputten Flügel, die jeweils zehn Tonnen wiegen, werden nun so schnell wie möglich abmontiert, erklärt der Geschäftsführer. Bis die Arbeiter anrücken, könne es jedoch ein paar Tage dauern. „Denn wir müssen erst einmal einen Großkran organisieren.“ Die Firma sei selbst am meisten daran interessiert, dass die Demontage zeitnah über die Bühne geht: „Denn wo kein Strom produziert wird, kommt auch kein Geld rein.“ Während der derzeit windstarken Monate sei so ein Unfall deshalb denkbar ungünstig. Viel wichtiger sei aber, dass durch die kaputte Anlage kein Mensch zu Schaden gekommen ist, betont der Geschäftsmann.

Die zerfledderten Flügel haben große Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Viele Autofahrer fuhren von der A 9 bei Laubersreuth ab, um den spektakulären Anblick mit einem Handyfoto festzuhalten. „Ich könnte einen Bratwurststand vor meinem Haus aufstellen und richtig Geld verdienen“, sagt Sabine Scherer mit einem Augenzwinkern. So viele Leute hätten in dem Münchberger Ortsteil Windrad-Sightseeing betrieben.

Obwohl man angesichts des immensen Schadens davon ausgehen könnte, dass das Sturmtief „Thomas“ ein besonders starkes war, trügt die Wahrnehmung: „Der Sturm hat sich stärker angefühlt, als wir dann gemessen haben“, erklärt Peter Kammerer von der Wetterwarte Hof. Dort wurde eine Windspitze von etwa 83 Stundenkilometern gemessen.“ Das entspricht einer Sturmböe“, ergänzt Kammerer. Der Deutsche Wetterdienst spricht ab Windgeschwindigkeiten von 90 Stundenkilometern von einem schweren Sturm.

Das Tief „Thomas“ hat kalte Luft nach Oberfranken gebracht. In einigen Orten Hochfrankens kam es am Freitagmorgen bereits zu Schneeschauern.