Bereits im frühen Mittelalter war die heutige nördliche Ecke Bayerns attraktiv für Schatzsucher. Vornehmlich waren es zunächst Eisenerze, nach denen gesucht wurde. Aus dem Eisen wurden hauptsächlich Werkzeuge und Waffen gefertigt. Bald stieß man aber auch auf weitere Erze: Gold, Kupfer und Zinn. Für die Menschen damals bedeuteten die Funde großen Reichtum. Es entstanden erste Siedlungen, deren Namen oft auf den Bergbau bezogen sind, wie zum Beispiel Eisenbühl (bei Lichtenberg), Kupferberg, Arzberg (von Erzberg), Silberhaus und Goldkronach.

Auch Selb erlangte bis weit in das 18. Jahrhundert hinein Bedeutung als Bergbaustandort in Verbindung mit den vielen Hammer- und Eisenschmelzwerken. Die bedeutendsten Hammerwerke, wie Wenden-, Kaiser-, Schwarzen- und Hendelhammer, nutzten die Wasserkraft der Eger.

Arzberg und Fichtelberg waren die bekanntesten Standorte im Fichtelgebirge mit Bergbau auf Eisenerz. Bis in das 20. Jahrhundert wurde dort Eisenerz gefördert.

In Goldkronach begann der Bergbau im frühen 14. Jahrhundert. Der Ort war deutschlandweit einer von nur zwei Goldabbauorten. Die Ausbeute war sehr reich. In der Blütezeit – so heißt es – wurde wöchentlich ein Ertrag von 1200 – 1600 Goldgulden erzielt, das entspricht etwa 4-5 Kilogramm Gold. Bis 1932 war der Goldbergbau in Goldkronach aktiv.

Zinn war zur damaligen Zeit ein wichtiger Rohstoff, zum Beispiel um das Eisen vor Rost zu schützen, oder zur Herstellung von Bechern und Tellern. Es wurde hauptsächlich an den Hängen des Schneeberges durch Auswaschen des Granitsandes gewonnen. Flurnamen wie Zinnschützweiher und Zinnhänge erinnern noch heute daran. Noch im 20. Jahrhundert wurde Zinn in Schönlind bei Weißenstadt und am Rudolfstein im Bergbau gewonnen.

Im Frankenwald, in und um Wallenfels, wurden Blei und Silber gewonnen, in Naila, Hadermannsgrün, Bad Steben und Siebenhitz gab es zahllose Gruben auf Eisen und Kupfer, um Lichtenberg fand man Kupfererze und Flussspat.

Der Hofer Apotheker Johann W. Kretschmann beschrieb 1741 in seiner Berghistorie von Bayreuth Brandenburg alle bis dahin bekannten Bergwerke in der Region. Sein Werk mit über 1000 Seiten belegt, dass es kaum eine Ortschaft im östlichen Frankenwald und im Fichtelgebirge gibt, wo nicht nach Bodenschätzen gesucht wurde.

Die gewonnenen Metalle fanden nicht nur im Handwerk Verwendung, sondern spielten auch im Münzwesen eine wichtige Rolle, was zum Reichtum der Landesherren beitrug. Aus dem Kupfer der Friedensgrube in Lichtenberg wurden 1751 für den Markgrafen Friedrich von Bayreuth Kupferkreuzer und Halbkreuzer und 1758 eine prachtvolle Medaille geprägt

1792 wurde Alexander von Humboldt nach seinem Studium an der Bergakademie in Freiberg von seinem Taufpaten König Friedrich Wilhelm II von Preußen als junger Bergassessor nach Bad Steben geschickt. Er sollte den Bergbau im Land wieder in Schwung bringen und dafür Sorge tragen, dass dieser Gewinn abwirft. Binnen kurzer Zeit gelang es dem später als großen Naturwissenschaftler bekannt gewordenen Alexander von Humboldt, die jährlichen Erträge um ein Vielfaches zu steigern – nicht zum Schaden der Bergleute. Für sie entwickelte er damals einen Vorläufer der Atemschutzmaske und gründete aus eigenen Mitteln – und ohne Rücksprache mit seinen vorgesetzten Behörden - in Steben eine Bergschule, die erste Arbeiter-Berufsschule in Deutschland, wo neben der Schichtarbeit unter anderem Mineralienkunde, bergmännisches Rechnen und Bergrecht gelehrt wurden. Die Lehrbücher dafür schrieb Humboldt selbst.

Ein weiterer Schatz aus dem Boden unserer Heimat ist der Granit. Die Gewinnung von Granit im Fichtelgebirge erreichte ihre erste große Blütezeit Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem Bau der Eisenbahnstrecken. Die unzähligen Brücken, Durchlässe und Stützmauern, Gebäude etc. verschlangen mehr Granit, als beim Bau der Pyramiden in Ägypten verwendet wurde. Die dadurch erforderliche große Anzahl von Steinbrüchen brachte für die Wissenschaftler und Sammler eine Fülle von schönen und seltenen Mineralien zutage. Mineralien mit den klangvollen Namen Topas, Apatit, Euklas, Herderit und noch viele mehr wurden gefunden. Viele dieser Stücke kann man heute in Museen und großen Sammlungen weltweit bestaunen. Professoren vieler Universitäten publizierten in wissenschaftlichen Zeitschriften und Büchern darüber.

Im Marktleuthener–Weißenstädter–Granit, der südlich vom Waldsteinzug den Untergrund bildet, kann man eine Vielzahl von Quarzgängen finden, in denen sich oft herrliche Bergkristalle gebildet haben. Diese wurden bereits im 17. Jahrhundert in Weißenstadt und in der Nähe von Marktleuthen in untertägigen Bergbauen abgebaut. Die Markgrafen von Bayreuth ließen unter anderen damit die Säulen der Eremitage prachtvoll verzieren.

Für die Porzellanindustrie im 19. Jahrhundert konnten die für die Produktion notwendigen Rohstoffe wie Feldspat und Quarz ebenfalls aus der „Schatzkammer“ des Fichtelgebirges gewonnen werden. Noch heute wird in der nördlichen Oberpfalz Kaolin, der Grundstoff für das weiße Gold, abgebaut.

Ein Specksteinvorkommen bei Göpfersgrün und Thiersheim bildete über mehrere Jahrzehnte einen nicht unbedeutenden Erwerbszweig für die ortsansässige Bevölkerung. Im Steatit, wie der Speckstein in der Wissenschaft bezeichnet wird, fanden sich die berühmten Speckstein – Pseudomorphosen. Dabei handelt es sich um Scheinkristalle, die dadurch entstanden, dass ursprünglich vorhandene Mineralien wie Bergkristall, Calcit, Vesuvian und andere in Speckstein umgewandelt wurden und dabei aber ihre Kristallform erhalten blieb. Dadurch erlangten viele Gruben, allen voran die Johanneszeche, eine Berühmtheit weit über die Grenzen Deutschlands hinaus und bildeten damit ein begehrtes und bedeutendes Exkursionsziel für unzählige Wissenschaftler, Mineralogen und Sammler.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde auch in der nordöstlichen Ecke Bayerns nach einem strategisch wichtig gewordenen Erz, dem Uran, gesuch. Fündig wurde man im Fichtelgebirge am Rudolfstein, wo Anfang der 50er Jahre das erste westdeutsche Uran gefördert wurde und in Großschloppen bei Kirchenlamitz, wo in den 80-er Jahren ein neues Bergwerk, die Grube Christa aufgefahren wurde. Auch in der nördlichen Oberpfalz bei Mähring und Poppenreuth wurde kurzzeitig Uranerz abgebaut. Heute ist der Bergbau auf Uran völlig erloschen.

Mit der zunehmenden Mobilität und Freizeit in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts kam auch in der Bevölkerung verstärktes Interesse an den mineralogischen Schätzen unserer Heimat auf. Es gründeten sich Vereine, wie die VFMG (Vereinigung der Freunde für Mineralogie und Geologie). Es fanden große Tagungen und Exkursionen im Fichtelgebirge statt. Das Suchen nach Mineralien erreichte eine ungeahnte Popularität und nicht selten ging man mit der ganzen Familie am Wochenende und in den Ferien auf „Schatzsuche“.

Leider ist in der heutigen Zeit, nicht zuletzt durch das multimediale Zeitalter, das Interesse an den Schätzen unserer Heimat etwas in den Hintergrund geraten. Dennoch gelang es einigen unentwegten und eifrigen Mineraliensammlern großartige Funde in Steinbrüchen und auf freier Flur in der nordostbayerischen Region zu tätigen. Th.Müller/A.Lohneisen

Eine einmalige Gelegenheit, eine Auswahl der besten und schönsten Funde dieser Schätze aus Bayerns steinreicher Ecke zu bestaunen, bietet sich bei der Jubiläums-Sonderschau der 20. Fichtelgebirgs-Mineralienbörse am 9. März in Marktleuthen, wo etwa 200 Exponate aus Museen und privaten Sammlungen erstmals in dieser Zusammenstellung der Öffentlichkeit gezeigt werden.