Hölle Helikopter hievt Baumaterial ins Höllental

Werner Rost

Für Aufsehen hat am Mittwoch der Einsatz eines Hubschraubers über dem romantischen Tal gesorgt. Dabei waren Lasten mit einem Gewicht von vielen Tonnen zu transportieren.

 
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Hölle - Ein Hubschrauber kreiste gestern Vormittag einige Zeit lang über dem westlichen Steilhang des Höllentals. Der Pilot verschaffte sich während seines ersten Anflugs einen Überblick über das extrem steile Gelände, das keinerlei Landeplatz bietet. Der westliche Steilhang des wildromantischen Höllentals ist für jedwedes Verkehrsmittel schier unzugänglich. Und genau deshalb ist ein Helikopter - genauer: ein Lastenhubschrauber - die einzige Möglichkeit, um tonnenschwere Bauteile antransportieren und ablassen zu können.

Erdgeschichtliche Wanderung auf dem Felsenpfad

Der Felsenpfad ist ein alternativer Routenabschnitt des Frankenwegs, der sich als 520 Kilometer langer Fernwanderweg vom Rennsteig durch den Frankenwald, durch die Fränkische Schweiz und über die Frankenalb erstreckt. Der Frankenwaldverein hat diese 2,5 Kilometer lange Alternativroute ausgewiesen, um dem Wanderer zusätzliche Attraktionen zu bieten. Mit der Sperrung des Wegs fiel diese Alternative in den vergangenen Jahren weg. Mit der Wiedereröffnung des Weges im Laufe des Novembers wird somit auch der Frankenweg eine seiner besonderen Attraktionen zurückerhalten. Die Wanderer erleben auf dem Felsenpfad besonders außergewöhnliche Vulkangesteins-Massive, wie man sie in dieser Form sonst nirgendwo im Frankenwald sehen kann. So zeigt ein Felsen große Vulkangesteins-Säulen aus Diabas.

Der Einsatz betraf die Sanierung des seit mehreren Jahren gesperrten Felsenpfades. Der zweieinhalb Kilometer lange Wanderweg gilt unter Höllental-Kennern als Geheimtipp. Am breiten Talweg - etwa auf Höhe der Staumauer des Wasserkraftwerkes südlich des Teufelsstegs - beginnt der schmale Pfad, der an der Selbitzmühle endet und dort wieder in den Talweg mündet. Er führt entlang des Steilhangs auf einer Höhe von 30 bis 80 Metern über dem Talweg, den man auf einigen Abschnitten erkennen kann. Dabei überwindet der Felsenpfad mehrmals auf kurzen Distanzen extreme Höhenunterschiede von bis zu zehn Metern. Und genau das ist das Problem: Diese steilen Abschnitte sind für Wanderer nur mit Hilfe von Treppenstufen zu bewältigen. Doch die zuletzt in den 1990er-Jahren gebauten Stufen aus Rundhölzern sind im Laufe der Jahre morsch geworden und stellten eine erhebliche Gefahr für Passanten dar. Deshalb mussten die Verantwortlichen des Naturparks Frankenwald den Weg aus Sicherheitsgründen sperren.

Naturpark-Geschäftsführer Dietrich Förster hat sich die Aufgabe dieses Sanierungsprojektes nicht einfach gemacht. Nach Abwägung aller Alternativen fiel nach Absprache mit dem Landratsamt Hof die Entscheidung für eine nachhaltige Lösung. Es sollten nicht noch einmal Rundhölzer in den Boden gesetzt werden, die dann nach zwei Jahrzehnten wieder erneuert werden müssten. "Stahltreppen sind die ideale dauerhafte Lösung", sagte Förster bereits vor zwei Jahren in einem Gespräch mit unserer Zeitung.

Nach den weiteren Planungen, der Ausschreibung und der Vergabe der Bauarbeiten war klar, dass nur ein Helikopter die beiden vorgefertigten Stahltreppen und einen Luftsteg an ihren Bestimmungsort bringen kann. Bislang hatte ein Arbeitstrupp den Felsenpfad freigelegt und den Untergrund der Bereiche vorbereitet, auf denen die Metallkonstruktionen aus verzinktem Stahl montiert werden sollen. Alle drei vorgefertigten Elemente haben ein Geländer mit einem verzinkten Grundrahmen und einem Handlauf aus Eichenholz.

Am gestrigen Mittwoch fand der spektakuläre Einsatz des Helikopters schließlich statt. Die Firma Metallbau Jahn aus Gattendorf hatte die drei vorgefertigten Stahlteile, von denen das größte rund eine Tonne auf die Waage bringt, per Lastwagen bis an den Rand des Höllentals befördert. Auf der Wiese gegenüber vom Frankenwald-Mineralbrunnenbetrieb, also am Abzweig der Kreisstraße nach Hölle von der Staatsstraße nach Lichtenberg, war die Lastenaufnahme durch den Helikopter vorgesehen.

Nach seinem ersten Orientierungsflug begab sich der Pilot der Firma HTM Helicopter Travel Munich GmbH aus München zur Übergabestelle, um das erste Bauteil aufzunehmen. Ein Mitarbeiter der Gattendorfer Metallbaufirma befand sich auf dem Felsenpfad vor Ort, um den Piloten auf den letzten Metern einzuweisen. Nach dem ersten geglückten Transport folgten zwei weitere Einsätze. "Es hat alles geklappt", berichtete Matthias Jahn nach Abschluss der vierstündigen Aktion erfreut.

Auch Dietrich Förster war froh, dass der spektakulärste Baustellen-Einsatz in der Geschichte der seit 1973 bestehenden Naturpark-Verwaltung problemlos über die Bühne gegangen ist. Wie er erläuterte, beinhaltet das Projekt auch drei Infotafeln für Wanderer. Diese sollen an den beiden Zugangsmöglichkeiten des Felsenpfades im Höllental und am Naturpark-Informationszentrum in Blechschmidtenhammer Platz finden. "Im Laufe des Novembers werden wir den Felsenpfad mit einer Einweihungsfeier wiedereröffnen", verspricht Förster.

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