Hof Supermarkt ohne Kasse, Altenpflege mit Roboter

Eike Wenzel spricht bei der Schüler-Akademie über die Berufswelt der Zukunft. Obwohl Maschinen an so mancher Stelle den Menschen ersetzen, müsse man keine Angst vor Jobverlust haben.

 
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Hof – Der Beruf der Supermarkt-Kassiererin hat in den vergangenen Jahren traurige Berühmtheit erlangt. Er ist zum Sinnbild für die Auswirkungen des technologischen Wandels auf die Arbeitswelt der Zukunft geworden: Immer mehr Läden setzen auf Selbstbedienkassen; Kunden ziehen Butter, Milch und Zahnpasta selbst über die Scanner und machen Verkaufspersonal damit an dieser Stelle überflüssig.

Auch Dr. Eike Wenzel, Gründer und Leiter des Instituts für Trend- und Zukunftsforschung in Heidelberg, kann allen Supermarkt-Kassierern am Dienstag während der Schüler-Akademie von Frankenpost und Einstein 1 kein rosiges Bild zeichnen. „Den Beruf in dieser Form wird es in einigen Jahren nicht mehr geben“, erklärte er den Schülerinnen und Schülern während seines Vortrags im Festsaal der Hofer Freiheitshalle. In Seattle und Chicago gibt es von Amazon mittlerweile sogar Läden, in denen es gar keine Kassen mehr braucht. Bei „Amazon Go“ scannt ein Kunde am Eingang einen QR-Code auf seinem Smartphone ein, um in das Geschäft zu gelangen. Ab da wird vor allem mithilfe von Kameras registriert, was man aus dem Regal herausgeholt hat. Artikel, die ein Kunde wieder zurückstellt, werden aus dem virtuellen Einkaufskorb wieder abgezogen. Am Ende verlässt man den Laden einfach, die Rechnung kommt binnen weniger Minuten und der Betrag wird von der hinterlegten Kreditkarte abgebucht. „Mitarbeiter braucht es nicht“, erklärt Eike Wenzel.

Nehmen uns die Maschinen langfristig also die Arbeitsplätze weg? Wenzel, der sich auch als Kolumnist der „Wirtschaftswoche“ mit der Digitalisierung auseinandersetzt, bringt Licht in die dunkle Prognose: Es stimme nicht, dass mehr als die Hälfte aller Jobs in den kommenden Jahren von Robotern und anderen Technologien mit künstlicher Intelligenz übernommen werden, wie mehrere Berechnungen und Studien befürchten lassen. Zu diesem Ergebnis ist man an seinem Institut für Trend- und Zukunftsforschung gekommen. Vielmehr sei es so, dass sich Berufsbilder wandeln würden. „Im Einzelhandel arbeitet man in zehn Jahren eben nicht mehr an der Kasse, sondern bei Online-Händlern im Versand.“ Durch den Boom der Internet-Shops werde dort immer mehr Personal gebraucht – obwohl sich Wenzel sicher ist, dass sich der Handel nie komplett aufs Internet verlagern wird. „Es stimmt nicht, was Google und Amazon behaupten – dass die Menschen nicht mehr in Geschäfte gehen wollen“, sagt Wenzel. Entgegen des subjektiven Gefühls würden die Deutschen gerade einmal neun bis zehn Prozent ihrer Einkäufe übers Internet erledigen, sagt Wenzel.

Nicht von der Hand zu weisen sei aber natürlich, dass die Digitalisierung immer weiter in sämtliche Lebens- und Berufsbereiche vordringe: „Unsere Zufriedenheit hängt mittlerweile maßgeblich davon ab, ob wir stabiles Wlan und eine volle Smartphone-Batterie haben“, sagt Eike Wenzel. Zunehmend würden deshalb Programmierer gebraucht und Menschen, die die automatischen Prozesse kontrollieren lernen. Das bedeute jedoch nicht, dass IT-Entwickler als einzige Berufsgruppe einen gesicherten Arbeitsplatz in der Zukunft haben.

Großer Bedarf und Chancen der Digitalisierung bestünden beispielsweise auch im Gesundheitsbereich. „Menschen werden immer älter, weshalb wir immer mehr Pflegepersonal brauchen“, sagt Wenzel. Die Berufsbilder und Anforderungen an Krankenschwestern und Alten- sowie Gesundheitspfleger werden sich durch die technischen Errungenschaften der vergangenen Jahren stark verändern. „Pfleger müssen sich zunehmend mit Computern und digitalen Prozessen auseinandersetzen, was ihre Arbeit jedoch wiederum erleichtert.“ Roboter können Krankenschwestern und -pfleger zum Beispiel bei körperlich schweren Arbeiten unterstützen. Beim Bewegen von Patienten hilft in der Zukunft ein Exoskelett – ein Roboteranzug, der bei der körperlichen Anstrengung den Rücken des Pflegepersonals schont.

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Unsere Zeitung lädt am kommenden Mittwoch, 24. Oktober, zu einem Infoabend zum Zukunftsberuf Pfleger/-in ein. Experten werden über die verschiedenen Möglichkeiten der Ausbildung und Umschulung sprechen sowie die Perspektiven des Berufs und seine Veränderung durch die Digitalisierung erörtern. Beginn ist um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.

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