Kulmbach - "Kunst am Bau war für meinen Schwiegervater ein Horror", sagt Horst Lohse, der Schwiegersohn Caspar Walter Rauhs. "Es ist das Unbehagen eines Künstlers, der sein Eigentliches in Zeichnungen und Radierungen sieht und aus wirtschaftlichen Gründen zu der Plackerei des Steinchensetzens gezwungen ist." Wir stehen am Kulmbacher Bahnhof und schauen auf das riesige, blau schillernde Firmenlogo der Kulmbacher Spinnerei, das selbst vierundzwanzig Jahre nach Stilllegung des Betriebs die Blicke auf sich zieht. Wer weiß, dass es von Caspar Walter Rauh stammt? Der obere Teil der Figur zeigt einen mittelalterlichen Spinnrocken, unten ist er in einem Zahnrad verankert - das Signet der 1863 gegründeten Mechanischen Baumwoll-Spinnerei. In den Kreis eingeschrieben ist ein stilisiertes "KSP". Rauh verbindet elegant die Vergangenheit mit der Gegenwart. Den Auftrag für ein Logo an der Fassade des siebenstöckigen Erweiterungsbaus hat er Ende der 1960er-Jahre erhalten. Aus heutiger Sicht kann man das Firmenzeichen als letztes Aufbäumen des Großbetriebs gegen die Billigkonkurrenz aus dem Ausland lesen.