Denn schon 85 Jahre war der Regisseur da alt - heute vor 125 Jahren kam er im texanischen Galveston zur Welt - und starb drei Jahre später. Als einen Innovator ehrt die US-Kinematografie ihn heute noch; beziehungsvoll hieß 1928 einer seiner Filme "Es tut sich was in Hollywood". So inszenierte er, ein Jahr später, mit "Hallelujah" eines der ersten Leinwanddramen, in dem ausschließlich Farbige auftreten. Immer häufiger wusste er Stars mit großen Namen um sich zu versammeln, etliche Oscar-Gewinnerinnen und -Gewinner darunter: etwa 1937 Barbara Stanwyck für "Stella Dallas" und Spencer Tracy 1940 für "Nordwestpassage", sechs Jahre später Gregory Peck und Joseph Cotten für den Western "Duell in der Sonne" oder Kirk Douglas für "Mit stahlharter Faust" von 1955. Mit seinem bekanntesten Werk war King Vidor im Jahr darauf wieder für den Regie-Oscar empfohlen, ohne dass die Goldstatuette die Karriere des "Königs" krönte: Spektakulär hatte er "Krieg und Frieden" verfilmt, den Epochenroman, in dem Lev Tolstoi 1868 die Geschicke einer Moskauer Aristokraten-Familie zur Zeit des napoleonischen Feldzugs gegen Russland 1812 ausbreitete, auf 1700 Seiten. Versteht sich, dass Vidor den opulenten Stoff stark kürzen musste. Dabei konzentrierte er sich auf die Strahlkraft prächtiger Bilder und weiträumig choreografierte Massenszenen blutiger Schlachten und Gemetzel; die kommen faszinierend unheilvoll ins Bild. Dass, nebenbei, die Figuren Leben atmen, verdankte der King seinen glänzenden Akteuren: Henry Fonda, Mel Ferrer, Vittorio Gassman und, allen voran, Audrey Hepburn - der hohe Adel ihrer Zunft.