Helmbrechts/Volary/Schwarzenbach an der Saale - Auf dem Marktplatz des 4000 Einwohner zählenden Böhmerwaldstädtchens Volary in Tschechien war am Samstag der Klang von Motorsägen zu hören. Dort fand das jährliche Holzfest statt. Für zwei Tage dazu eingeladen hatte der Bürgermeister Vit Pavlik auch die Partnerstädte aus Österreich und dem Bayerischen Wald. Eine weitere Einladung ging an die Stadt Helmbrechts, wie der "Verein gegen das Vergessen" mitteilt. Das ist keine Partnerstadt, sondern eine Beziehung mit traurigem Hintergrund. Von Helmbrechts aus setzte sich im Jahr 1945 ein erschütternder Marsch in Bewegung. Angesichts der näher rückenden amerikanischen Truppen wurde am 13. April 1945 das Außenlager des Konzentrationslagers Flossenbürg in Helmbrechts geräumt. Am ersten Abend lagerte der Zug in Schwarzenbach an der Saale. Dann ging es über Rehau, Neuhausen, Höflas und Buckwa nach Zwodau und dann bis nach Volary (Wallern). Drei Wochen lang waren 1170 Frauen unterwegs, nur ein Bruchteil überlebte. Dieser Marsch verbindet die beiden Städte Volary und Helmbrechts. Auch der "Verein gegen das Vergessen", der in Schwarzenbach an der Saale die Gedenkstädte Langer Gang betreut, war eingeladen. Der zweite Bürgermeister von Helmbrechts, Robert Geigenmüller, und Manfred Möckel vom "Verein gegen das Vergessen" hatten sich auf den Weg nach Volary gemacht. Vor dem ersten Empfang im Rathaus legten sie eine Einpflanzung beim Mahnmal für die in Volary verstorbenen weiblichen Häftlinge nieder. Beim feierlichen Zusammentreffen aller Gäste im Kultursaal wurden beide herzlich begrüßt. Manfred Möckel händigte dem Bürgermeister das Buch über den Todesmarsch aus, das der "Verein gegen das Vergessen" herausgebracht hat. Ein Buch gab Möckel im Rathaus auch Jaroslava Krejsová. Sie selbst erlebte als Kind die Nazi-Barbarei. Als eines von acht Kindern musste sie mit ansehen, wie die Gestapo vor ihren Augen die Mutter erschoss. Tags darauf, bei der Verabschiedung im Bürgermeisterzimmer, stand fest: Man sieht sich im Jahr 2020 wieder, wenn Bürgermeister Vit Pavlík in Helmbrechts am 13. April zur Feierstunde spricht.