Stadtsteinach/Trebgast Droht der Kultur die "rote Laterne"?

kdk, Dieter Hübner
Mit einem "stillen Beitrag" beteiligte sich das Frankenwaldtheater und die Kulturinitiative "Die Wüste lebt" in Stadtsteinach an der "Night of Light". Dazu war das alte Schulhaus bis Mitternacht rot beleuchtet. Besonders symbolträchtig hatten Theaterbetreiber Wolfgang Martin und Hausbesitzerin Hannah-Katharina Martin Grablichter auf die Fenstersimse im Obergeschoss gestellt. Foto: Klaus Klaschka

Das Frankenwaldtheater Stadtsteinach und die Trebgaster Naturbühne beteiligen sich an der Night of Light. Die beiden Amateurtheater solidarisieren sich mit den Profis.

 
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Stadtsteinach/Trebgast - Bundesweit erstrahlten in der Nacht zum gestrigen Dienstag Gebäude von Theatern und Konzertsälen in rotem Licht, um auf die aktuell dramatische Situation in der Kultur- und Veranstaltungsbranche aufmerksam zu machen. Mit einem "stillen Beitrag", so Wolfgang Martin, beteiligten sich in Stadtsteinach das Frankenwaldtheater in der alten Schule und die Kulturinitiative ,Die Wüste lebt‘ "in Solidarität mit allen Kulturschaffenden an der Night of Light 2020‚ als Appell an die Politik zur Rettung der Kulturbranche".

"Seit Mitte März ist der gesamten Kulturbranche durch Corona faktisch die Arbeitsgrundlage entzogen worden. Dies trifft Künstler ebenso hart wie Veranstalter, Veranstaltungsorte und andere Dienstleister", sagt Hannah-Katharina Martin. Sie ist doppelt betroffen: Als Eigentümerin des alten Schulhauses mit dem Frankenwaldtheater im Obergeschoss in Stadtsteinach und als Mitarbeiterin im "Zentrum" in Bayreuth. Sie ist seit März freigestellt, das internationale Jugendkulturzentrum ist geschlossen. Seit 30 Jahren ist das "Zentrum" fester Kulturbestand der Stadt Bayreuth und im oberfränkischen Raum einmalig. Durchschnittlich 40 000 Besuchern im Jahr bietet es eigene Veranstaltungen, aber auch facettenreiche und spannende Plattformen für Jugendprojekte, modernes Theater, internationale Künstlerworkshops, klassische und zeitgenössische Musik, Pop- und Rock- sowie Film- und Lesefestivals. Unter den mittlerweile gelockerten Auflagen in der Corona-Krise wären Veranstaltungen mit der Hälfte des "normalen" Publikums zwar möglich, sagt sie. Aber damit wären allerhöchstens die laufenden Kosten für Räume und Gebäude zu bestreiten. "Das lohnt sich auf keinen Fall."

Das Theater in Stadtsteinach ohne Angestellte und im eigenen Gebäude ist durch die Beschränkungen zwar eher wenig belastet. Die sonst fünf bis sechs Veranstaltungen im Jahr fallen einfach aus, sagt Wolfgang Martin: "Manche machen Filme und stellen sie ins Internet. Trotzdem: Ohne Publikum ist das einfach nichts. Es fehlt einfach der Kontakt zwischen Künstler und Publikum, das ,Erlebnis‘." Deshalb also der "stille" Beitrag des Frankenwaldtheaters, um Solidarität zu zeigen.

Im Landkreis Kulmbach beteiligte sich auch die Trebgaster Naturbühne an dieser bundesweiten Aktion. Die Techniker nahmen eine Nachricht aus dem Internet auf und tauchten mit 16 LED-Scheinwerfern das Eingangsgebäude in gleißendes Rot. Christian Meyer betonte zwar, dass die Aktiven ja ehrenamtlich bei der Bühne mitwirken, und nicht davon leben müssen. "Aber wir unterhalten ja auch 30 000 Menschen im Jahr. Und die finden es auch schade, wenn sie unsere Aufführungen nicht besuchen können." Trotzdem: Die Bühne lebt dieses Jahr von der Substanz. "Auch wenn wir nicht spielen, haben wir jährliche Fixkosten von rund 50 000 Euro. Um das zu kompensieren, fehlen uns heuer die entsprechenden Einnahmen", erklärt Vorsitzender Siegfried Küspert.

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