Bayreuth Die Frau, die die Wörter liebt

Pfarrerin, Historikerin, Autorin und Studienleiterin: Angela Hager kann man nicht auf einen Beruf festlegen. Sie arbeitete unter anderem als Pfarrerin in St. Georgen. 2017 begann ihre Tätigkeit als Studienleiterin beim Evangelischen Bildungswerk. Und sie fungiert bis heute als Radiopfarrerin im Bayerischen Fernsehen. Foto: privat

Angela Hager aus Bayreuth hat unter anderem bei der Frankenpost in Kulmbach erste journalistische Erfahrungen gesammelt. Heute ist sie Studienleiterin beim Evangelischen Bildungswerk Oberfranken-Mitte.

 
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Bayreuth - "Man sollte täglich die Bibel und die Zeitung lesen." Nach diesem Zitat verfährt auch Angela Hager, Pfarrerin, Autorin und Historikerin. Schließlich ist sie fasziniert von Sprache in jeder Form.

Wörter. Es musste ein Beruf sein, der mit Wörtern zu tun hat. In schriftlicher oder mündlicher Form. Am liebsten beides. Also Journalismus. Schreiben eben, täglich und viel. Oder doch eher ein Beruf, in dem das Mündliche, das Gespräch, aber auch das Soziale und ihr christlicher Glaube eine große Rolle spielen? Eine schwierige Entscheidung, die manch jungen Menschen verzweifeln lassen würde bei der Suche nach der passenden Ausbildung oder dem passenden Studium. Angela Hager ist es gelungen, beides zu vereinbaren. Schreiben und Menschen begegnen und miteinander ins Gespräch zu bringen. Angela Hager hat Theologie studiert. Und, das sei vorweggenommen, promoviert. Warum das an dieser Stelle betont werden soll? Weil es Angela Hager auch in ihrer Promotionsarbeit gelungen ist, beides miteinander zu verbinden: sprechen und schreiben. Sie hat sich mit der Kirchengeschichte befasst, genauer mit dem Thema "Reformgruppen in der bayerischen Landeskirche 1966-1976". Das war in Erlangen, wo sie nach dem Studium in Heidelberg und Neuendettelsau ihre Promotionsarbeit verfasste. "Kirchengeschichte ist ein sehr spannendes Feld", sagt Angela Hager. Aber wissenschaftliche Forschung bedeutet bei Angela Hager nicht nur, in Bibliotheken in verstaubten Büchern zu recherchieren. Sie hat zahlreiche Zeitzeugengespräche geführt und deren Erinnerungen in ihrer Promotion verarbeitet.

Dass die 1976 in Münchberg geborene Angela Hager nach dem Abitur am Bayreuther Graf-Münster-Gymnasium Theologie studieren wollte, war ihre ganz eigene Entscheidung, ohne Drängen vonseiten ihrer Eltern oder des Freundeskreises. "Ich bin in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen", sagt Angela Hager. Doch zu diesem Studium gedrängt habe sie niemand. Sie hätte, wie ihre Schwester auch, Lehramt studieren und damit in die Fußstapfen ihres Vaters treten können. Oder sie hätte einen anderen sozialen Beruf ergreifen können und hätte damit ihrer Mutter nachgeeifert, die viele Jahre in der Familienbildungsstätte tätig war. Es sollte aber Theologie sein. Denn in diesem Studium konnte sie ihre Liebe zum Wort und ihren Glauben verbinden mit ihrem Faible für die Geschichte.

"Das Theologiestudium ist ein offenes Studium, besonders, was die Wahl des Studienortes betrifft, mit einer großen Fächervielfalt", sagt Angela Hager. Dass dazu auch Latein, Griechisch und Hebräisch gehören, hat sie in ihrer richtigen Studienwahl eher noch bestärkt. Denn, betont sie: "Mich hat der Umgang mit Wörtern schon immer fasziniert." Egal, in welcher Sprache, mag man anfügen. Und noch einen Vorteil hatte diese Studienwahl: Angela Hager hat die Chance genutzt und zwei je sechsmonatige Praktika dort verbracht, wo die schriftliche Sprache besonders wichtig ist: in der Redaktion der Frankenpost in Kulmbach und bei der Tageszeitung "Passauer Neue Presse". Eine spannende Zeit, sagt sie heute rückblickend. Spannend vor allem deswegen, weil sie als Reporterin Einblicke in Bereiche dieser Gesellschaft erhalten habe, die ihr als junge Frau bis dahin verborgen geblieben waren. Und sie hat in der Zeit auch einen Eindruck gewonnen, der sie noch heute prägt: "Theologie und Journalismus sind nicht weit voneinander entfernt. Denn bei beiden ist die Arbeit mit dem Wort besonders wichtig." Derzeit verbindet sie beide Bereiche als Rundfunkpredigerin beim Bayerischen Rundfunk.

Der Umgang mit Wörtern hat auch die Jugendliche Angela bereits fasziniert. Die Schriften von Martin Luther King haben sie genauso fasziniert wie die Werke von Albert Schweitzer und Dietrich Bonhoeffer. Die Sprache auf der einen Seite, aber auch die historische Bedeutung dieser Personen in und für das 20. Jahrhundert haben sie angesprochen und vielleicht auch den Keim gelegt für das Theologiestudium und die historisch-wissenschaftliche Beschäftigung mit dem vergangenen Jahrhundert.

Die Arbeit der studierten Theologin an ihrer Promotionsarbeit, sonst eine zeitintensive Beschäftigung, scheint sie nicht ausgefüllt zu haben. Denn nebenher arbeitete sie mit im Team an der Erstellung des ersten Bands der Reihe "Mehr als Steine", der sich mit den jüdischen Gemeinden im bayerischen Raum befasst. Auch hierbei konnte Angela Hager, wen wundert’s, wieder beides miteinander verbinden: Das Gespräch in Form von Interviews mit Zeitzeugen und die schriftliche Erfassung der erfahrenen Fakten.

Erlangen sollte der Bayreutherin auch privat Glück bringen: Hier lernte sie ihren späteren Ehemann Steffen Arzberger kennen, der wie sie ein Faible hat für Sprache. Mit ihm, dem Gymnasiallehrer für Deutsch und Französisch, zieht sie nach Oberferrieden, wo sie ihr Vikariat antritt. Sieben Jahre bleibt die Familie in der mittelfränkischen Gemeinde. Dort werden die beiden Kinder geboren (eigentlich drüben in der Oberpfalz in Neumarkt), dort tritt Angela Hager ihre erste Stelle als Gemeindepfarrerin an. "Es war eine sehr schöne Zeit", betont sie rückblickend. Als sich 2014 eine berufliche Chance auftut, zieht die Familie um nach Bayreuth. Ehemann Steffen wird Lehrer am Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasium. Angela Hager ereilt eine außergewöhnliche Chance: Die Landeskirche beurlaubt sie für zwei Jahre vom Dienst als Pfarrerin. Nicht ohne Grund: Sie soll, im Auftrag der Landeskirche, eine Biografie schreiben über Hermann von Loewenich, den ehemaligen bayerischen Landesbischof. Nach zwei Jahren ist das über 400 Seiten dicke Werk vollbracht. "Hermann von Loewenich - Kirchenreformer und Landesbischof" erscheint im Jahre 2016. Und Angela Hager sucht eine neue Herausforderung. Die findet sie nach einem Jahr Gemeindedienst in St. Georgen als Studienleiterin im Evangelischen Bildungswerk Oberfranken-Mitte, das in den Dekanatsbezirken Bayreuth-Bad Berneck, Kulmbach, Thurnau und Pegnitz tätig ist. "Wir sind ein tolles Team", sagt sie. Hier kann sie ihre Interessen umsetzen, kann sich historischen Themen ebenso widmen wie theologischen. Hier kommt wieder beides zusammen, was sie als den roten Faden ihrer unterschiedlichen Tätigkeiten bezeichnet: die Freude an der Sprache, am Gespräch und am christlichen Glauben. Ihre Trompete, die sie mit zehn Jahren im Altstädter Posaunenchor begann zu spielen, hat sie mittlerweile ihrem Sohn überlassen. Sie selbst ist zurzeit nicht mit der Trompete in der Kirche zu hören, stattdessen predigt sie ehrenamtlich von der Kanzel der Ordenskirche.

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