Schirmer warnte davor, Motorradfahrer pauschal zu verurteilen. 98 Prozent von ihnen seien selbst gegen übermäßigen Verkehrslärm. Erlange aber der Bundesrats-Vorstoß Gesetzeskraft, würden alle Motorradfahrer kollektiv für das Fehlverhalten einiger Weniger bestraft. Der 58-Jährige wies zudem auf die weitreichenden, negativen Folgen eines solchen Gesetzes hin: Es gefährde Arbeitsplätze im Handel, bei Werkstätten und im Tourismus. Die Demonstration in Nürnberg nannte er eine gelungene Veranstaltung. Sie sei völlig friedlich, geordnet und diszipliniert abgelaufen. Die Strecke sei gesäumt gewesen von zahlreichen Sympathisanten, die Beifall gespendet oder zustimmend die Daumen in die Höhe gereckt hätten.
Eine Wahrnehmung, die Volker Reichl bestätigt. Auch der Mainleuser hatte sich mit seiner Triumph Thruxton auf den Weg nach Nürnberg gemacht. "Mich hat die große Zustimmung zu unserer Sache überrascht", sagt der 54-Jährige, der seit 1988 Motorrad fährt und seitdem 600 000 Kilometer auf zwei Rädern zurückgelegt hat. Reichl hatte den Eindruck, dass sogar die Polizeibeamten Verständnis zeigten für das Anliegen der Biker. Schließlich säßen viele Ordnungshüter privat selbst im Sattel. Für ihn war es wichtig, durch die Teilnahme Flagge zu zeigen für das Anliegen der Biker. Die Gesetzesinitiative stelle für diese Gruppe eine Diskriminierung dar, die einem Rechtsstaat nicht gut zu Gesicht stünde: "Man darf die Biker nicht kollektiv und in Sippenhaft an den Pranger stellen", so der Beamte. Er zeigte generell Verständnis für die Eindämmung des Verkehrslärms. Dies aber dürfe nicht alleine auf dem Rücken der Motorrad-Fahrer ausgetragen werden. Auch andere Fahrzeuge müssten auf den Prüfstand.
Ein Problem sah der Mainleuser in der Motorrad-Industrie. Im Laufe der zurückliegenden Jahrzehnte seien die Maschinen immer lauter geworden. Problematisch sei auch das Mess-System: Die Phonzahlen würden im Stand ermittelt, nicht aber im Fahrbetrieb. Pauschal-Verbote nannte der Mainleuser den falschen Weg. Für ihn gelte der Grundsatz: "Freie Fahrt für freie Bürger."