Ansonsten fordert er erneut eine Pflicht für Tests an Flughäfen für Urlaubsrückkehrer. Appelle und Forderungen - viel mehr bleibt ihm im Moment nicht übrig. Denn hier ist der Bund am Zug. Ob so eine Pflicht überhaupt möglich ist, muss erst rechtlich geprüft werden.
In Bayern solle es aber auch an den Hauptbahnhöfen München und Nürnberg sowie an Straßen nahe der Grenze - freiwillige - Testangebote für Reisende geben. Nicht nur für solche aus Bayern, wie Söder betont. Das sei "Amtshilfe" für andere Länder.
Der Corona-Ausbruch in Mamming rückt die zurückhaltende, vorsichtige Strategie der bayerischen Staatsregierung im Kampf gegen die Pandemie in ein neues Licht. Bislang hatte Söder viel Lob für seinen Kurs bekommen. In Umfragen schossen die Beliebtheitswerte nach oben. Immer wieder wird er als Kanzlerkandidat gehandelt, weil er Krisen meistern könne. Mit Blick auf den Corona-Ausbruch beim Schlachtbetrieb Tönnies in Nordrhein-Westfalen, wo Regierungschef Armin Laschet (CDU) einen lockereren Kurs fährt, hatte er vor zu schnellem Vorgehen gewarnt. Der Fall diente Söder als Referenz, dass das Infektionsrisiko nach wie vor hoch sei. Die Reaktion: Als eines der ersten Bundesländer verhängte Bayern Urlaubsverbote für Menschen aus Risikogebieten.
Nun hat es mit Mamming den Freistaat selbst getroffen. Gefragt nach Parallelen und Kritik an der Lockerungspolitik, weicht Söder aus: Man könne die Fälle nie vergleichen. Es gehe aber immer darum, nach ersten Fällen schnell zu reagieren und zügig weiträumig zu testen. "Die Zeitachse", sagt Söder über Mamming, war "sehr in Ordnung".
Für die Opposition ist das ein gefundenes Fressen: Grüne, SPD und FDP werfen der Staatsregierung unter anderem mangelhafte Kontrolle der Unterkünfte auf dem Gemüsehof vor und geben Söder deswegen Mitverantwortung. "Beim arroganten Umgang der bayerischen Staatsregierung mit dem Gesundheitsschutz von Erntehelfern war es nur eine Frage der Zeit, wann es wieder Corona-Herde in Bayern geben würde", sagt die FDP-Landtagsabgeordnete Julika Sandt am Montag. Durch Untätigkeit während der Corona-Krise habe die Staatsregierung die Grundrechte der Menschen wie Gesundheitsschutz und den Schutz menschenwürdiger Arbeitsbedingungen mit Füßen getreten. Auch Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann attestiert Söders Corona-Krisenmanagement massive Kratzer.