Mit Gottvertrauen auf die Strecke

Presseck - Bereits zum dritten Mal verbrachte eine Gruppe von 32 Motorradfahrern mit ihren schweren Maschinen das Wochenende in Presseck. Die auf Zweirädern mobile Gruppe des Württembergischen Christusbunds verbindet zwei Aspekte, die auf den ersten Blick wenig miteinander zu tun haben: "Wir sind Christen, die Freude am gemeinsamen Motorradfahren haben”, erklären sie. Und deren Pastor und Prediger Hans Pfau konkretisiert mit Worten, was schwer zu sagen, weil an sich nur selbst erfahrbar ist: "Beides basiert auf Vertrauen; Vertrauen in unsere Maschinen, dass sie zuverlässig funktionieren, und auf die Straßen, auf denen wir uns gefahrlos bewegen, genauso wie wir auf Gott vertrauen und ihn erfahren bei unseren gemeinsamen Treffen und unseren Unternehmungen in seiner Schöpfung.”

Der Christusbund ist eine freikirchliche Gemeinde - vergleichbar mit den Landeskirchlichen Gemeinschaften, die freundschaftlich miteinander verbunden sind, aber keine klerikale Hierarchie kennen. In ihrem Selbstverständnis ist jeder Christ zur Predigt des Evangeliums berufen, wie wohl es in den einzelnen Gruppen wiederum Personen gibt, die sich näher und intensiver mit dieser Berufung auseinandergesetzt haben - eben wie Hans Pfau, dem augenblicklichen Prediger des Württembergischen Christusbunds.

Pfau stammt aus der Nähe von Freudenstadt. Seine Mitbrüder und -schwestern kommen aus dem gesamten süddeutschen Raum. Auch Willi Jahn aus dem Pressecker Ortsteil Trottenreuth ist dabei. Er hat für den Aufenthalt wieder Zimmer im "Pressecker Hof” reserviert und auch Rundfahrten von dort aus durch den Frankenwald abgesteckt.

In diesem Jahr sind nur 32 Motorräder in den Frankenwald gekommen. "Wir sind in diesem Jahr zahlenmäßig beschränkt - abhängig von der derzeit erlaubten Übernachtungskapazität im Pressecker Hof", sagt Willi Jahn. Beim letzten Aufenthalt vor zwei Jahren waren es fast 50 Motorräder gewesen. "Die vorbereiteten Routen haben wir nicht im großen Pulk erkundet", berichtet Hans Pfau. "Wir kommen nicht wie ein Überfallkommando, sondern fahren immer in kleinen Gruppen, von denen einer die Strecke kennt und dann logischerweise vorausfährt." Der Frankenwald bietet für Biker besonders reizvolle Strecken - auf kurvigen Straßen durch Täler und über Höhen.

Die "Christusbiker” sind aber keine weltfremden Träumer. "Wir machen selbstverständlich regelmäßige Fahrtrainings”, sagt Hans Pfau. "Außerdem verschiedene Freizeiten mit den ganzen Familien, Wochenendfahrten und Motorradgottesdienste. Wir haben auch ein Heim in Österreich und eines in Kroatien." Im Vordergrund steht die Gemeinschaft. Jeder Tag bei den verschiedenen Treffen beginnt mit einer Andacht, und am Abend sitzt man auch schon mal bei einem Bier zusammen.

Von Überlegungen zu einem Wochenendfahrverbot für Motorräder halten die christlichen Biker gar nichts. "Man denke nur an die vielen über das ganze Land verstreuten Restaurationen, die sich als Motorradtreffpunkte entwickelt haben. Deren Geschäftgrundlage ginge verloren", sagt Hans Pfau. Außerdem seien Motorräder nicht nennenswert lauter als Pkw. "Wir drehen unsere Maschinen nicht hoch, um anzugeben. Vorhin", erinnert er sich, "als wir am Gasthof angekommen waren, kam ein jugendlicher Mopedfahrer vorbei. Als er unsere Ansammlung an Motorrädern sah, hat er seine Maschine hochgedreht und ist davongeschossen. Das ist nicht unser Stil." Dabei hält er sein Smartphone mit einer Geräuschpegel-App an den Auspuff von Willi Jahns Motorrad: Es zeigt 70 Dezibel (dB) an. "In Österreich liegt das erlaubte Geräusch-Limit bei 95 dB", erklärt Pfau. "Wir sind sogar für eine Geräuschpegel-Vorgabe für die Hersteller - aber dann für alle Fahrzeuge, nicht nur für Motorräder."