Kulmbach Tiefe Gräben und ungeflickte Löcher

Der grobe Schotter, mit dem der Graben im Goldenen Feld notdürftig geflickt wurde, fliegt meterweit, wenn ein Fahrzeug zu schnell ist. Foto: Privat

Alle haben sich auf das schnelle Internet gefreut. Doch wie eine schwedische Firma am Goldenen Feld arbeitet, macht nicht nur Anlieger wütend.

 
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Kulmbach - Ingo Wolfgramm, Leiter der Tiefbauabteilung der Stadt Kulmbach, hat einen dicken Hals. Seit Monaten gehen täglich mehrere Beschwerden bei der Stadt Kulmbach ein, und die muss sich um etwas kümmern, das eigentlich gar nicht ihre Sache ist. Das Kommunikationsunternehmen Vodafone hat eine Baufirma aus Schweden damit beauftragt, in dem Gebiet um das Goldene Feld bis zur Lichtenfelser Straße Glasfaserkabel für schnelle Internetanbindungen zu verlegen. Bereits im März haben die Bauarbeiten begonnen. Doch nicht nur ist bis dato keinerlei Ende in Sicht: Gehwege und Zufahrten und auch Fahrbahnen sind aufgegraben und nur notdürftig bis gar nicht geflickt, Schotterhaufen türmen sich auf, Baustellen sind nicht richtig abgesichert.

Der Kulmbacher Unternehmer Michael Möschel hat gleich mehrere Firmengrundstücke in dem betroffenen Gebiet. Eine Querrinne direkt vor der Verkehrsakademie am Goldenen Feld sei inzwischen so tief ausgefahren, dass man Erschütterungen im Gebäude spüre, wenn ein Lkw die schadhafte Stelle überfährt, klagt Möschel. Gehwege und Radwege seien in dem Bereich nicht mehr zu benutzen, alles sei aufgegraben, seit Monaten nichts wieder ordnungsgemäß verschlossen worden. In der Lichtenfelser Straße, wo Möschel eine Autovermietung betreibt, seien durch Steinschläge bereits zwei geparkte Autos aus seiner Wagenflotte beschädigt worden. Der Firmenchef spricht die Haftungsfrage an und sieht dabei auch die Stadt Kulmbach durchaus mit in der Verantwortung. Möschel spricht in Bezug auf die schwedische Baufirma inzwischen von "Verbrechern" und sieht nur noch die Lösung, dass die Stadt einspringt, die Baustellen repariert und dann ihr Geld on Vodafone als Generalunternehmer einfordert. Drei Monate sei das Unternehmen gar nicht in Kulmbach tätig geworden, als die Corona-Pandemie ausgebrochen war. "Unsere heimische Bauwirtschaft hat durchgearbeitet", fügt Möschel an.

Jetzt seien die Arbeiter zeitweise wieder da. "Dabei ziehen sie nicht nur sprichwörtlich auf den Straßen eine Spur der Verwüstung hinter sich her, sondern offenbar auch in der kaufmännischen Abwicklung ihres Unternehmens." Damit spricht der Kulmbacher Firmeninhaber Gerüchte an, die sich in dem betroffenen Viertel verbreiten. Die schwedische Baufirma habe Subunternehmen aus der Region beauftragt, einen Teil der arbeiten auszuführen. Eine der Firmen habe nun in der Lichtenfelser Straße ihren Arbeiten eingestellt und die Baustelle verlassen. Der Grund. Die Rechnungen der beauftragten Firma seien nicht bezahlt worden.

Im Tiefbauamt der Stadt sei inzwischen eine Person fast durchgängig mit diesem Thema befasst, ärgert sich Ingo Wolfgramm. Eine "Katastrophe" nennt der Amtsleiter die Arbeitsweise der Baufirma aus Schweden. "Mal sind sie da, mal nicht. Man findet kaum einen Bauleiter. Wir telefonieren in dieser Sache inzwischen täglich." Der Bauhof habe auf städtische Kosten bereits notdürftige Reparaturen ausgeführt, wenn es besonders schlimm wurde. Für Wolfgramm ist nach all dem Ärger klar: "Bei uns waren die das letzte Mal. Die kriegen von uns keine Genehmigung mehr. So eine Firma hatten wir noch nie."

Im März habe die Firma Straßen, Geh- und Radwege aufgefräst. "Seit April/Mai haben nur noch eine einzige Katastrophe", klagt Wolfgramm. Baustellenabsperrungen seien nicht vorschriftsgemäß aufgestellt und aufgerissene Löcher nie mehr geflickt worden. "Das ist ein echtes Drama."

Angeblich soll nun in dieser Woche asphaltiert werden. "Aber das glauben wir erst, wenn wir es sehen", betont Wolfgramm nach all den schlechten Erfahrungen, die er bislang mit dem Unternehmen gemacht hat. Täglich erreichten ihn zahlreiche Beschwerden von Anrainern und Verkehrsteilnehmern. Die Baufirma sei zuständig für die Verkehrssicherung und die Wiederherstellung der Straßen. Mehrfach sei die Stadt nun schon eingesprungen. "Wir haben nur Ärger und sitzen auf den Kosten. Ob wir unser Geld je wiedersehen, ist fraglich. Das gestaltet sich alles nur schwierig. Das ist ein Wahnsinn, einfach unsäglich."

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