Marktredwitz Das Sprungbrett zum Traumjob

Simon Schlegel ist Mitarbeiter im Bundesfreiwilligendienst beim Kreisverband Wunsiedel des Bayerischen Roten Kreuzes in Marktredwitz. Foto: pr

Simon Schlegel macht Bundesfreiwilligendienst beim Roten Kreuz. Der BFD ist für ihn eine tolle Erfahrung. Schon bald folgt die Ausbildung zum Rettungssanitäter.

 
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Marktredwitz - Die Einsatzmeldung kommt rein: "Patient bewusstlos!" Alle wissen jetzt, was zu tun ist, "denn wir sind ein eingespieltes Team", sagt Simon Schlegel. Der 19-Jährige ist Mitarbeiter im Bundesfreiwilligendienst (BFD) des Roten Kreuzes in Marktredwitz. Was anfänglich nur ein zehnmonatiges Reinschnuppern sein sollte, wird, wie das BRK mitteilt, künftig für den jungen Mann aus Rehau nicht nur Berufung, sondern Beruf. Im Oktober beginnt er seine Ausbildung zum technischen Rettungssanitäter beim BRK-Kreisverband Wunsiedel in Marktredwitz.

Raus aus der Garage der Rettungswache mit Blaulicht und Martinshorn. Bei Bewusstlosigkeit zählt jede Sekunde. Und mittendrin: Simon Schlegel. Das Herz schlägt ihm bis zum Hals, "denn in der Anfangszeit war ich sehr aufgeregt und gespannt, was mich erwartet". Jeder Einsatz ist anders. "Ich wollte schon länger im Rettungsdienst arbeiten, und der BFD ist gut zum Reinschnuppern", findet der junge Mann. "Anfangs war ich nur als Fahrer im Krankentransportwagen (KTW) unterwegs, der überwiegend Transporte für Patienten fährt, die nicht allein zum Arzt kommen." Doch manchmal werde ein KTW auch zu Einsätzen gerufen. "Nicht immer können wir helfen, oder wir kommen zu spät." Auch diese Erfahrung musste der Freiwillige schon machen.

Beim oben genannten Einsatz lag der Patient - nennen wir ihn Jürgen K. - beim Eintreffen bewusstlos auf dem Boden, wie Schlegel erzählt. Nach einer kurzen Atem-Kontrolle sei für seine Kollegin klar gewesen, "dass der Patient reanimationspflichtig ist". Bis zum Eintreffen des Rettungswagens hätten er und die Kollegin reanimiert und mehrmals defibrilliert.

"Ins kalte Wasser wird man beim BFD aber nicht geschmissen", versichert der 19-Jährige. "Man durchläuft mehrere Bildungsseminare, in denen man beispielsweise den Umgang mit Gewalt und Konfliktverhalten im Rettungsdienst lernt. Denn nicht immer sind die Patienten dankbar wie Jürgen K. und wissen, dass die Retter vor Ort ihnen nur helfen wollen." Nicht selten sei es auch so, dass sich die zu versorgenden Patienten wehrten, da sie betrunken seien oder Rauschgift konsumiert hätten.

"Bald durfte ich auch als dritter Mann auf dem Rettungswagen mitfahren und dabei Patienten umlagern und versorgen. Dabei haben mir alle Aufgaben gut gefallen, da der Job immer Spaß macht und nicht langweilig wird." Zudem bekam Simon Schlegel "einen guten Einblick in den Rettungsdienst". Dennoch wäre es schön gewesen, auch schon am Anfang als Praktikant auf dem RTW mitzufahren, weil man da näher am Patienten sei, sagt der 19-Jährige.

Bei Problemen ließen die Mitarbeiter des Roten Kreuzes einen nicht im Regen stehen, zeigt sich Schlegel dankbar. "Ich habe sehr freundliche und aufgeschlossene Kollegen, die immer ein offenes Ohr für meine Belange haben. Auch die Rettungsdienstleitung und der Kreisgeschäftsführer nehmen sich viel Zeit für meine Anliegen."

Wie ist es dem Patienten Jürgen K. ergangen? "In unserem Fall ist alles gut gegangen, und der Patient war dankbar für unsere Hilfe", erzählt Schlegel. "Der Patient hat dank unserer schnellen Hilfe überlebt und lebt heute wegen seines fortgeschrittenen Alters in einem Pflegeheim."

Mittlerweile sieht der Rehauer, der am 1. Dezember vergangenen Jahres mit dem Bundesfreiwilligendienst in Marktredwitz begonnen hat, alles "deutlich gelassener". Er sei allgemein ruhiger und entspannter geworden, aber Routine werde in diesem Job wohl nie aufkommen.

Seine Erfahrungen in den vergangenen neun Monaten hätten ihm deutlich gemacht, dass er mit seiner Berufswahl aufs richtige Pferd gesetzt hat. Seinen Altersgenossen - ob weiblich oder männlich - könne er ein Praktikum beim BRK im Bundesfreiwilligendienst nur empfehlen. Es sei eine gute Möglichkeit, sich den Beruf des Rettungssanitäters näher anzuschauen und dann zu entscheiden, ob er der richtige ist.

Das Ganze müsse man auch nicht umsonst machen, wie man wegen des Wortes "freiwillig" meinen könnte, sagt Schlegel. "Du bekommst sogar ein Taschengeld." Denn neben der Berufserfahrung und dem damit verbundenen "dicken Pluspunkt im Lebenslauf" bekomme man auch eine Aufwandsentschädigung. Man lerne hier den richtigen Umgang mit schwierigen Menschen und Patienten, außerdem erlange man grundlegende medizinische Kenntnisse und lerne viele nette Leute kennen. Wichtig ist für Simon Schlegel auch das Arbeiten im Team. "Teamfähigkeit ist eine der wichtigsten Sozialkompetenzen, die jeder Arbeitgeber fordert."

Noch bis zum 30. September dauert der Einsatz des 19-Jährigen beim Bundesfreiwilligendienst. Und schon jetzt freut er sich auf seine Ausbildung zum technischen Rettungssanitäter beim BRK-Kreisverband ab Oktober. red

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