Mainleus/Kulmbach Wie die Bahn Pendler ausbremst

Stephan Stöckel

Zwischen Burgkunstadt und Mainleus sind derzeit sechs Bahnübergänge gesperrt. Wer von dort aus zur Arbeit nach Kulmbach mit dem Auto fährt, muss Umwege in Kauf nehmen und sich in Geduld üben.

 
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Mainleus/Kulmbach - "Ein Stadtmensch stand mitten in der Pampa", kommentiert der Mainecker Unternehmer und Gemeinderat Gunther Czepera augenzwinkernd, was einem Kunden von ihm kürzlich widerfahren war. Den Mittelfranken aus Roth bei Nürnberg hatte das Navi in den Mainleuser Ortsteil Friedrichsberg gelotst. In normalen Zeiten hätte es ihm zum Bahnübergang Mainklein-Ost geführt. Doch von Normalität ist man derzeit in Maineck und Mainklein weit entfernt. Nicht nur wenn Besuch kommt, sondern vor allem dann, wenn die Einwohner täglich zur Arbeit nach Mainleus oder Kulmbach pendeln müssen.

Seit Anfang Mai erneuert die Deutsche Bahn (DB) an sechs Bahnübergängen zwischen Burgkunstadt und Mainleus die technischen Sicherungsanlagen. Die Bahnübergänge Mainklein-West, Mainklein-Ost, Mainroth-West, Mainroth-Horlache, Theisau und Rothwind mussten gesperrt werden. Für Liane Weber aus Maineck, die als agrartechnische Assistentin am Max-Rubner-Institut in Kulmbach arbeitet, bedeutet das zunächst 15 bis 30 Minuten eher aufzustehen. Statt die offizielle Umleitung über Alten- und Burgkunstadt zu nehmen, fährt sie lieber über Witzmannsberg nach Kulmbach.

Der vermeintliche Schleichweg erweist sich anfänglich als Bumerang und zerrt an ihren Nerven. Am Rothwinder Bahnübergang steht die Maineckerin oft vor verschlossener Schranke. Der Grund: manueller Betrieb. "Die Arbeiter vor Ort erhalten einen Anruf vom Fahrdienstleiter, wann ein Zug Hochstadt oder Mainleus passiert, und schließen dann die Schranken", erläutert ein Bahnsprecher. Das sorgt für Wartezeiten, die sich bis zu 15 Minuten hinziehen können. Inzwischen habe sie den passenden Zeitpunkt herausgefunden, an dem die Schranke jeden Morgen geöffnet sei, erzählt Weber. Die Maineckerin kann nicht verstehen, warum gleich sechs Bahnübergänge auf einmal geschlossen werden müssen. "Die Bahnübergänge standen signaltechnisch in Abhängigkeit zueinander. Die Erneuerung kann deshalb nicht einzeln ausgeführt werden, sondern nur gemeinsam", klärt der Bahnsprecher auf.

Eine Riesenerleichterung für die Pendler wäre es, so Weber, wenn sie mit einer Ausnahmegenehmigung den Bahnübergang Mainklein-Ost überqueren dürften. Das würde ihnen nicht nur Zeit ersparen, ihren Geldbeutel und ihr Nervenkostüm schonen, sondern auch die Umwelt weniger belasten.

Eine solche Ausnahmeregelung gibt es nicht. Aus gutem Grund, wie Pressesprecher Helmut Kurz vom Landratsamt Lichtenfels erläutert. Eine Verkehrsregelung speziell für Berufspendler sei rechtlich nicht möglich, da keine entsprechenden Verkehrszeichen existierten. "Zudem muss gewährleistet sein, dass es nicht zu gefährlichen Verkehrssituationen durch Rückstauungen auf die B 289 kommt", betont der Experte. Solche hatte es zu Beginn der Bauarbeiten Anfang Mai am Bahnübergang Mainklein-Ost gegeben, als nur das Abbiegen von der B 289 in Richtung Bahnübergang verkehrsrechtlich verboten war. Viele Autofahrer missachteten jedoch das Abbiegeverbot. Der Landkreis, der für den Übergang zuständig ist, musste ihn daraufhin komplett sperren.

Nur Linienverkehr, Rettungsfahrzeuge und Anlieger, insbesondere Landwirte, wurden als Ausnahmen zugelassen. Die Blaulichtorganisationen müssen keine Umwege fahren, um zum Ort des Geschehens zu gelangen. "Wir müssen die gesetzlich vorgeschriebene Hilfsfrist von zehn Minuten einhalten", sagt Kreisbrandinspektor Thilo Kraus aus Altenkunstadt. Bei einem Radladerbrand am 12. Mai zwischen Theisau und Mainklein habe dies hervorragend geklappt. Das Personal an den Bahnübergängen in Mainklein und Theisau habe unter Berücksichtigung des Zugverkehrs diesen Bereich geöffnet und die Feuerwehr problemlos passieren lassen.

Die Autofahrer müssen sich nach Auskunft des Bahnsprechers noch für längere Zeit auf lange Umwege einstellen. "Nach derzeitigem Stand werden die Bahnübergänge Mitte Oktober wieder für den Straßenverkehr zur Verfügung stehen. Was für ein Ende nahm die eingangs erwähnte Irrfahrt für den Autofahrer aus Mittelfranken? "Ein gutes. Mit dem Handy lotste ich ihn über Witzmannsberg nach Maineck", erzählt Czepera.

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