Stadtsteinach - Ein Topmodell: ihre ungewöhnliche Größe, ihr knabenhafter Körper, ihre marmorne Haut, ihre rotbraunen Haare, ihr schön geschnittenes Gesicht. Claire Bauroff, wie sie sich als Künstlerin nennt, ist eine faszinierende Frau. Die Männer liegen ihr zu Füßen. Als viertes Kind des Ehepaars Baur wird sie nicht mehr wie ihr fünf Jahre älterer Bruder Friedrich in Stadtsteinach geboren, sondern an der nächsten Notarstelle ihres Vaters - in Weißenhorn bei Neu-Ulm 1895. Gegen ihre Eltern rebelliert sie schon früh. Vor allem gegen deren Absicht, sie in eine Hauswirtschaftsschule zu stecken, um sie für die Aufgaben als Hausfrau und Mutter vorzubereiten. Claire will auf die Bühne. Sie sucht die Bohème. Mit achtzehn, kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs, zieht sie nach München, um Schauspielunterricht zu nehmen. Zudem schreibt sie sich bei Rudolf Bode im "Institut für Musik und Rhythmus" ein, um sich in Ausdrucksgymnastik ausbilden lassen. Der weithin bekannte Pädagoge gilt als Pionier der dynamischen Tanzlehre, der Kunst, Körper und Seele zum Schwingen zu bringen.