Rugendorf/Poppenholz Aufwendige Suche nach der Ursache

Der Leipziger Fotograf Karsten Palt hat den Doppeldecker, der jetzt bei Rugendorf abgestürzt ist, 2016 bei einem Oldtimer-Treffen in Kirchheim unter Teck fotografiert. Damals saß ein anderer Pilot am Steuer. Foto: flugzeuginfo.net Quelle: Unbekannt

Um den Hergang des tödlichen Flugunfalls vom Sonntag aufzuklären, wurde eigens ein Gutachter eingeflogen. Die Ermittler haben nun viel Arbeit vor sich.

 
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Rugendorf/Poppenholz - Einen Tag nach dem tödlichen Flugzeugabsturz in Poppenholz bei Rugendorf am Sonntag gegen 16 Uhr hat die Polizei am Montag weitere Erkenntnisse zu dem schrecklichen Unglück veröffentlicht. Noch in den Abendstunden haben ein Flugunfallsachbearbeiter der Polizei und zwei Luftfahrtsachverständige die Ermittlungen zur Unglücksursache aufgenommen. Die Bergung des toten Piloten konnte erst Stunden nach dem Absturz erfolgen. Bis auch das völlig zertrümmerte Flugzeug mit Hilfe von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk geborgen war, vergingen weitere Stunden. Erst gegen Mitternacht, nach mehr als sieben Stunden, war der kräfte- und nervenzehrende Einsatz für die Rettungskräfte zu Ende.

Kripo sucht Zeugen

Die Kripo Bayreuth sucht nach Zeugen, die den Absturz des Kleinflugzeugs mitbekommen haben und möglicherweise Hinweise zur Absturzursache geben können. Für eine Rekonstruktion der Flugstrecke nach dem Start vom Flugplatz Kulmbach aus bis zur Absturzstelle, bittet die Polizei um Hinweise, wo der auffällige weiße Kunstflugdoppeldecker mit blau-roten Elementen der US-Flagge zwischen 15.30 Uhr und 16 Uhr im oberfränkischen Raum gesichtet wurde. Hinweise nimmt die Kripo Bayreuth unter Telefon 0921/506-0 entgegen.

Der Kunstflugdoppeldecker stürzte, wie die Polizei berichtet, am Sonntagnachmittag, nachdem er um kurz nach 15.30 Uhr vom Flugplatz Kulmbach aus gestartet war, kurz nach 16 Uhr aus bislang ungeklärter Ursache auf eine Wiese zwischen den Ortschaften Poppenholz und Feldbuch. Der 47-jährige Pilot, der in Mittelfranken arbeitet und seine Familie im Kronacher Raum hat, starb wohl unmittelbar nach dem heftigen Einschlag seines Sportflugzeugs auf der Weide an seinen schwersten Verletzungen. Nach derzeitigem Ermittlungsstand der Behörden geriet die Maschine nach Angaben der Polizei unmittelbar vor dem Absturz ins Trudeln und stürzte schließlich in einem unkontrollierten Flugzustand kopfüber auf eine Pferdekoppel.

Ein Sachverständiger der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) sowie ein von der Staatsanwaltschaft Bayreuth angeforderter Sachverständiger nahmen zusammen mit dem Flugunfallsachbearbeiter der Kripo Bayreuth die Ermittlungen zur Absturzursache auf. Das Flugzeugwrack wurde sichergestellt und vom Technischen Hilfswerk abtransportiert. Den Sachschaden an Flugzeug und Pferdekoppel beziffert die Polizei auf mindestens 50 000 Euro.

Weiträumig wurde unmittelbar nach Eintreffen der Rettungskräfte die Unfallstelle abgesperrt, an der Trümmer des zerschmetterten Flugzeugs weit verstreut umherlagen. Die Befürchtung, der Doppeldecker könnte in Brand geraten, bewahrheitete sich zum Glück nicht. Das könne, sagen Sportflieger, ein "glücklicher Ausgang" ebenso gewesen sein wie ein fast oder ganz leerer Tank. Als sicher könne man annehmen, dass der Pilot nicht versucht hatte, eine Notlandung auf der Wiese zu machen. Der Aufschlag in sehr steilem Winkel spreche dagegen. Die Aufklärung der Ursache müsse man nun den Experten überlassen. Die haben, das wissen erfahrene Piloten, verschiedenste Möglichkeiten. Beispielsweise sind Flüge radarüberwacht. Wie hoch über dem Boden und auf welcher Strecke der Flieger unterwegs gewesen ist, müsste sich demnach rekonstruieren lassen. Anhand des Drehzahlmessers könne man auch nachträglich noch herausfinden, ob der Motor beim Absturz noch Leistung hatte oder abgestorben war. Flieger vertrauen auf die Fachleute der BFU. Sie seien, so heißt es, für ihre akribische Arbeit und ihre Transparenz sehr geachtet. "Das hat seinen Grund auch darin, dass wir alle von gemachten Fehlern lernen wollen und müssen, um eine Wiederholung zu vermeiden", erklärt ein Pilot aus dem Kulmbacher Raum. Er kennt die Arbeit der Gutachter: "Puzzlestück für Puzzlestück wird zusammengetragen. Am Ende wird man relativ gut feststellen können, was geschehen ist."

Das verunglückte Flugzeug mit der Kennung N25LM, das der Pilot nach Angaben aus Fliegerkreisen am Kulmbacher Flugplatz vor etwa einem Jahr gekauft hat, gilt bei Kunstfliegern als legendär. Die "Pitts S1", in USA von Curtis Pitts entwickelt, hatte ihren Erstflug im Jahr 1945. Die amerikanische Kunstfliegerin Betty Skelton hat laut Wikipedia mit diesem Flugzeugtyp zahlreiche Titel errungen. Auch die Maschine, die nun auf der Wiese bei Poppenholz zerschellt ist, hat unter verschiedenen Piloten schon etliche öffentliche Auftritte hinter sich. Viele Fotos von dem Flieger mit seiner auffälligen Lackierung finden sich im Netz.

Von der einst stolzen Maschine war nach dem Absturz nicht mehr viel zu erkennen. Viereinhalb Stunden nach dem Unglück gab der eigens eingeflogene Gutachter die Bergung des toten Piloten frei. Dazu berichtet die Kulmbacher Feuerwehr: "Diese traurige Aufgabe, die sich als sehr schwierig herausstellte, übernahmen wir zusammen mit dem THW Kulmbach. Jeder einzelne Schritt wurde mit dem Sachbearbeiter der Flugbehörde abgesprochen. Das THW hatte die Einsatzstelle taghell ausgeleuchtet. Nach nochmal mehreren Stunden der Flugzeugbergung konnten die letzten Kräfte der FF Kulmbach und die örtlich zuständigen Wehren gegen 23.30 Uhr wieder einrücken."

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