Trebgast Ein Traditionsverein vor dem Aus

Dieter Hübner
Die neuen Ehrenmitglieder des TSV Trebgast sind (vorne von links) Edda Seiferth, Horst Seiferth, Andrea Aßmann und Peter Kerrmann. Hinten (von links): Bürgermeister Herwig Neumann, zweiter Vorsitzender Ingo Moos, Vorsitzender Matthias Falk und dritter Vorsitzender Markus Stabenow. Foto: Dieter Hübner Quelle: Unbekannt

Die Fußballer des TSV Trebgast spielten in den Siebziger- und Achtzigerjahren ganz oben mit. Jetzt droht dem Verein die Auflösung, wenn er keinen neuen Vorstand findet.

 
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Trebgast - Droht dem TSV Trebgast ausgerechnet im Jubiläumsjahr die Auflösung? Ob die für Mai dieses Jahres geplanten Feiern zum 100-jährigen Bestehen, die coronabedingt ausfallen mussten, eventuell nachgeholt werden, ist nach derzeitigem Stand noch ungewiss.

Ehrungen

25 Jahre: Thomas Hahn, Uwe Lein, Heiko Röder.

40 Jahre: Gunter Baumüller, Fredi Grampp, Fritz Meisel, Joachim Schneider, Stefan Weber.

50 Jahre: Oskar Eichner, Sieglinde Kerrmann, Helmut Lutz.

60 Jahre: Siegfried Küspert, Andreas Wehrfritz.

70 Jahre: Peter Jungkunz.

Neue Ehrenmitglieder wurden Andrea Aßmann, Karl-Heinz Aßmann, Peter Kerrmann, Edda Seiferth, Horst Seiferth.


Wir erinnern uns: 1977 gelang den Fußballern der Aufstieg in die Bayernliga. Klaus Augenthaler, damals noch mit den Bayern München-Amateuren zum Punktspiel in Trebgast zu Gast, sprach hinterher von einem "Acker", als er damals noch auf dem alten Platz spielen musste. Immerhin vier Jahre hat sich der TSV in der höchsten bayerischen Spielklasse gehalten.

Und jetzt? Heute backt der TSV zwar wieder kleinere Brötchen. Trotzdem: Sportlich betrachtet, kann der Verein mit der Entwicklung eigentlich zufrieden sein. Mit Wirkung vom 1. Oktober übernimmt Sven Lange, der bisher im Jugendbereich erfolgreich gearbeitet hat, das Training der Ersten Mannschaft. Der bisherige Coach Michael Stöcker bleibt dem Verein als Fußballabteilungsleiter erhalten. "Aber ein Verein braucht nicht nur Fußballer, sondern eben auch einen Vorstand, um handlungsfähig zu bleiben. Und gerade dieser Punkt der Tagesordnung bereitet mir Bauchschmerzen", eröffnete Matthias Falk das Thema "Neuwahlen".

Bereits seit letztem Jahr war bekannt, dass die Positionen des Ersten und des Zweiten Vorsitzenden, sowie des Kassiers neu besetzt werden müssen. Trotz vieler Versuche habe niemand den Hilferuf erhört. "Mein Appell bei der letzten Hauptversammlung, verantwortungsbewusste und interessierte Mitglieder an einen ‚runden Tisch‘ zu bringen, um eine Nachfolgeregelung zu finden, stieß - bis auf eine Ausnahme - auf taube Ohren. Die Zukunft des Vereins interessiert offenbar niemand", malte der Vorsitzende ein düsteres Bild an die Wand. "Die Mitglieder prägen das Vereinsleben. Wir müssen uns grundlegende Gedanken darüber machen, wie die Aufgaben künftig auf mehrere Schultern verteilt werden können. Ein Vorsitzender muss nicht dafür sorgen, dass genügend Toilettenpapier da ist", resignierte der Matthias Falk fast schon.

"Wir können uns doch nicht erlauben, den Verein aufzulösen", ergriff Ehrenvorsitzender Hans Moos das Wort und regte an, eine "Task Force" zu bilden, die gezielt Leute ansprechen soll, um einen neuen Vorstand zu finden. Das unterstützte auch Bürgermeister Herwig Neumann, der die schweren Einschnitte bedauerte, die auch alle Sportler getroffen hat. Gleichzeitig appellierte er vor allem an die Jugendlichen, sich im Verein mit einzubringen. Nachdem aus der Versammlung keine "Übernahmekandidaten" zur Verfügung standen, erklärten sich die bisherigen Amtsinhaber bereit, noch bis zum 31. Dezember weiterzumachen. "Das ist aber die Deadline", wurde Matthias Falk deutlich. "Wenn dann keiner bereit ist, müssen wir den Verein auflösen."

"Dank fleißiger Helfer konnten bis zum Frühjahr 2020 viele Veranstaltungen wie gewohnt durchgeführt werden: Sportfest, Sportheim-Kerwa, Fasching, Fischessen der SPD. Dann kam Corona, und unsere für den 9. Mai geplante Jubiläumsfeier musste ausfallen", skizzierte Vorsitzender Matthias Falk den wirtschaftlichen Bereich des Vereinsjahres.

Mit neuen WCs, dem Fließen des Bodens, einem neuen Anstrich der Türblätter und -zargen, konnte die Renovierung des Kabinentraktes bis auf ein paar Kleinigkeiten abgeschlossen werden. Neben der Pflege der Außenanlagen wurde ein neuer Zaun errichtet. Stefan Lerch und Karl-Heinz Aßmann haben die Terrasse vor dem Kassenhaus neu gepflastert, eine Überdachung soll noch folgen. Der Pachtvertrag mit der Gemeinde für den alten Platz wurde um 25 Jahre verlängert, mit der Telekom wurde ein Glasfaseranschluss für das Sportheim vereinbart. Obwohl in den letzten sechs Jahren viel erreicht wurde, auf das man stolz sein kann, sieht der Vorsitzende vorausblickend noch die Installation einer Beregnungsanlage zur Platzbewässerung und eine neue Flutlichtanlage als vordringlich an.

Trotz Ausgaben von 29 000 Euro für eine Photovoltaikanlage, Materialkosten von 5000 Euro und Hallenkosten von 4300 Euro konnte Edda Seiferth ein geordnetes finanzielles Ergebnis vermelden.

Im Jugendbereich trägt die gute Nachwuchsarbeit in der Spielgemeinschaft mit den Partnervereinen Harsdorf und Neudrossenfeld Früchte. Leiter Ingo Moos würde sich von Trebgaster Seite vor allem von erwachsenen Spielern mehr Engagement zur Betreuung der G- bis A-Jugend wünschen. "Wir müssen uns intensiv um die Jugendspieler kümmern, sie sind unsere Zukunft", appellierte Moos und stellte insbesondere die jahrelange vorbildliche Arbeit von Stefan Holzheu und Markus Schoberth heraus.

Ein Aushängeschild des Vereins sind die Karatesportler, die im Herbst 2019 ihr 40-jähriges Bestehen feiern konnten. Peter Kerrmann leitet die Abteilung seit Beginn und ist Garant für den sehr guten Ruf, den die Abteilung über die Landkreisgrenze hinaus hat. Acht Übungsleiter mit zehn Übungsleiterscheinen betreuen die 80 Aktiven vorbildlich. "Ständig neue Auflagen führen dazu, dass derzeit immer nur zehn Mitglieder gleichzeitig in der Halle trainieren dürfen und die Arbeit mit den Kids noch ruhen muss. Wenn die Lage stabil bleibt, wollen wir mit den Kleinen im Oktober wieder beginnen", ist Peter Kerrmann dennoch zuversichtlich.

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