Speichersdorf Aufbruchsstimmung in schwerer Zeit

Wolfgang Neidhardt

Der FGV hat in den vergangenen Monaten zahlreiche Initiativen gestartet. Einiges ist gut angelaufen - nicht zuletzt dank des neuen Geschäftsführers Stefan Lorke.

 
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Speichersdorf - Von Tradition alleine kann ein Heimat- und Wanderverein nicht leben. Und so ist auch der Fichtelgebirgsverein (FGV) gefragt, manch traditionelle Aufgabe zu stärken und neue Aufgaben zu erschließen. Einige der Initiativen sind schon gut angelaufen. Das verdeutlichte Hauptvorsitzende Monika Saalfrank bei der nachgeholten Jahreshauptversammlung in der Sportarena in Speichersdorf, die gut 40 Verantwortlichen aus den 52 Ortsvereinen einen Rahmen mit ausreichend Abstand gewährte.

Dass sich beim Fichtelgebirgsverein vieles bewegt, ist nach den Worten der Chefin von über 15 000 Mitgliedern nicht zuletzt den Anstößen und der Arbeit des neuen Geschäftsführers Stefan Lorke zu verdanken. "Du hast dich schon sehr gut eingearbeitet", betonte sie und dankte vor allem Schatzmeister Harry Panzer. Der habe die Zeit zwischen dem Abschied von Lorkes Vorgänger Jörg Hacker und dem Amtsantritt des Nachfolgers im Mai bestens überbrückt und Lorke hervorragend eingearbeitet.

Wiederbelebt hat der neue Geschäftsführer - unterstützt durch engagierte Mitstreiter - zwei klassische Aufgabenbereiche des FGV: den Naturschutz und die Jugendarbeit. Letztere hat Martina Dötsch vom größten Ortsverein aus Speichersdorf neu organisiert - und ist mittlerweile schon in sechs Ortsvereinen auf gute Resonanz gestoßen. Eine erste Schulung mit den "Outdoor-Kids" war ein voller Erfolg, für die nächste gebe es bereits einige Anmeldungen. Dötsch freute sich über ein "tolles Team", das in den vergangenen Monaten gewachsen ist. Auch für den Hauptverein stellen die Beteiligten nun ein Programm auf.

Im Naturschutzreferat unter Führung von Franz Hörmann sind acht Fachleute aktiv und haben bereits zahlreiche Biotope des Vereins besichtigt. "Zu uns gehören drei Diplom-Biologen mit Doktortitel und fünf jüngere Mitglieder", betonte der Leiter des Referats. Sein Dank als "Geburtshelfer" galt namentlich Birgit Schelter, Christian Kreipe und Stefan Lorke.

Eine von dessen Ideen stieß bei den Besuchern der Versammlung durch die Bank auf Gegenliebe: Das Radfahren soll seinen festen Platz erhalten im Programm des Fichtelgebirgsvereins. "So haben wir eine Chance, uns einerseits auch für jüngere Mitglieder zu öffnen und andererseits mitzugestalten, wenn es darum geht, dass Wanderer und Radfahrer die Natur mit gegenseitiger Rücksichtnahme nutzen und genießen", sagte Stefan Lorke.

Er ist in den vergangenen Monaten auch auf zahlreiche wichtige Personen und Institutionen in den fünf Landkreisen zugegangen, in denen der FGV tätig ist. Ein erster sichtbarer Erfolg ist die intensive Zusammenarbeit mit dem Porzellanikon (wir berichteten). Das generelle Anliegen des Geschäftsführers ist die Außenwirkung: "Wir müssen wesentlich stärker als bisher von einer breiten Öffentlichkeit wahrgenommen werden." Akzente setzen will der FGV auch im Rahmen der "Kulturstadt Bayern - Böhmen" von Juli bis Dezember kommenden Jahres in Wunsiedel.

Die klassischen Aufgaben des Vereins kommen natürlich nicht zu kurz: Wandern sowie Heimat- und Kulturpflege. Hauptwanderwart Dieter Kottwitz freute sich darüber, dass im vergangenen Jahr 181 Mitglieder als Wanderführer aktiv waren. Die Zahlen über die Touren in den Ortsgruppen liegen deutlich über dem Durchschnitt aller Wandervereine in Deutschland. Beschäftigen müsse sich der Verein in naher Zukunft mit dem Thema barrierefreie Wege im Fichtelgebirge: "Davon haben wir bisher zu wenig." Zwar gäbe es genügend Wegstrecken, aber es mangle an deren Ausweisung und Information darüber.

Kulturreferent Adrian Roßner berichtete über eine erst vor wenigen Tagen gestartete Initiative unter dem Titel "Denk Mal nach": "Hier kümmern wir uns um das gebaute Kulturerbe." Auch in diesem Bereich sieht Roßner ein Potenzial für neue Mitglieder und Mitarbeiter. Neu ordnen wolle der Verein in der nahen Zukunft seine wertvollen Archive in Bild und Wort. Zum Aufarbeiten bereit erklärt habe sich mit Harald Stark ein hoch qualifizierter Fachmann.

Um das Kerngeschäft, die Wanderwege, kümmert sich Wegereferent Christian Kreipe. Er sieht die Region "auf einem guten Weg zu einer Wander-Qualitäts-Region Fichtelgebirge". 30 Qualitätstouren von vier bis 20 Kilometern sind hier vorgeschrieben. Der FGV habe bisher 25 vorgeschlagen und durchgesprochen. Das Ziel sei je eine Tour pro Gemeinde, wobei letztere als Träger von Infotafeln mit ins Boot gehen müssten. An einigen Lücken bei der Beschilderung müsse noch gearbeitet werden, gab Kreipe den Mitgliedern mit auf den Weg.

Die vier Unterkunftshäuser des FGV haben nach den Worten der Vorsitzenden die Zeit der erzwungenen Schließung im Frühjahr gut überbrückt, "auch, weil wir den Wirten die Pacht erlassen haben". Monika Saalfrank hofft, dass das Marktredwitzer Haus nach dem Verkauf spätestens Anfang November wieder als Gaststätte bewirtschaftet sein wird - als wertvoller Stützpunkt im Steinwald.

Ein Projekt hat der Verein nach den Worten von Schatzmeister Panzer auf das kommende Jahr verschoben: das Kanalprojekt für die Asenturm-Gaststätte auf dem Kornberg. Planungen wie diese waren seit über 50 Jahren in den bewährten Händen des Baureferenten Albert Jobst gelegen. Dessen Nachfolge sollen sich künftig mehrere Architekten teilen. Sie hätten bereits signalisiert, der Initiative von Birgit Schelter zu folgen und für den Fichtelgebirgsverein tätig zu werden.

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