Kulmbach Im Badhaus wird es Licht

Gabriele Fölsche
Hier greifen Farbenspiele ineinander: Mit textilen Werkstoffen arbeitet die Künstlerin Claudia Hölzel. Fotos: Gabriele Fölsche Quelle: Unbekannt

Vom Eierschalen-Porzellan bis hin zur Kalligrafie: Vier renommierte Künstlerinnen aus der Region stellen derzeit im Badhaus in Kulmbach aus. Ihre Stile könnten unterschiedlicher kaum sein.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Kulmbach - "Irrlichter" lautet der Titel der aktuellen Ausstellung im Badhaus, die Bürgermeister Ralf Hartnack am späten Mittwochnachmittag eröffnet hat. Die Kulmbacher Künstlerin Cornelia Morsch war es, die vier Frauen dazu gebracht hatte, gemeinsam die Schau zu gestalten; der Bürgermeister stellte sie bei der Vernissage vor: "Die emotionale Kraft der Farben und die Faszination des textilen Werkstoffs bestimmen das Werk von Claudia Hölzel." Schwerpunkt aller ihrer Arbeiten ist das Aufspüren von feinsten Farbabfolgen. Ihre Technik sind transparente Textilien, die mit Acryl bemalt und in mehreren Lagen angeordnet werden. Durch feine Handnähte werden diese fixiert. Zum Thema der Ausstellung erklärt Claudia Hölzel: "Die Sehnsucht nach einem Ziel, das so nah scheint und doch unerreichbar ist, treibt uns an, motiviert uns, führt uns in die Irre und lässt Unmögliches versuchen - und erreichen."

Öffnungszeiten

Die Ausstellung ist bis 8. November zu sehen. Öffnungszeiten sind jeweils von Freitag bis Sonntag von 13 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.


Die Künstlerin, die heute im Landkreis Hof lebt, sagte auch, dass sie aus ihrem tiefsten Inneren heraus arbeitet. Eines ihrer Bilder habe sie der derzeitigen Corona-Situation gewidmet: "Es ist sehr dunkel, doch in der Mitte ist ein heller, gelber Streifen der Hoffnung, auf diesen steuern wir zu", ist sie überzeugt.

Großformatige Bilder stellt die Bayreutherin Gudrun Schüler hingegen aus. Dabei spielt Licht eine tragende Rolle. Es sind stille und dennoch starke Stimmungen entstanden, die an einem Traumzustand erinnern. Neben abstrakten Lichträumen entstehen unter ihren Händen zeitgenössische Interpretationen von Natur. Dabei legt die Dozentin für Malerei zahlreiche Schichten übereinander, so dass die Farbschleier in die Tiefe des Bildraumes führen. Bisher kann Gudrun Schüler auf ganze 270 Ausstellungen in zahlreichen Ländern zurückblicken. Ihre Bilder waren sogar schon in China zu sehen. Sie sagt: "Licht verfolgt mich, seit ich male." Mit ihren Wolkenlandschaften aus der Vogelperspektive gibt sie dem Betrachter das Gefühl zu fliegen.

Ebenso wie Gudrun Schüler kann Christiane Toewe auf zahlreiche Auszeichnungen zurückblicken. Die Bambergerin lenkt ihren Blick auf die kleinsten Lebewesen in der Umgebung. Amöben, Zellen und Viren hält sie für ein so spannendes Thema, dass es zwei Jahre lang ihre Arbeit bestimmte. Die ersten Viren aus hauchdünnen Eierschalen-Porzellan hat die ausgebildete Keramikermeisterin während ihrer Zeit als "Artist in Residence" 2018 in Jingdezhen in China gefertigt. Das Porzellan wird bei 1340 Grad eingebrannt und von innen beleuchtet.

Ralf Hartnack fragte Christiane Toewe, ob sie wohl schon damals eine Vorahnung davon hatte, dass eine weltweite Pandemie auf uns zukommen würde. Sie antwortete augenzwinkernd: "Ich habe die Viren mit meiner Kunst eingeschleppt, fühle mich aber nicht verantwortlich für die Pandemie." Die Keramikerin erklärte, dass sie sich vor 45 Jahren in das Material Ton verliebt habe. Das reinste darunter sei das Porzellan. "Mein Ziel war immer, dieses so dünn und nachhaltig wie möglich zu verarbeiten."

Dem Reigen der ausstellenden Künstlerinnen gehört auch die gebürtige Kulmbacherin Andrea Wunderlich an. Ihre Arbeitsgebiete sind Schriftkunst, Lettering, Wandkalligrafie und Performance. Sie hat Werke aus der "Subkutan-Serie" beigesteuert. Diese sind im Rahmen gemeinsamen Arbeitens einer Künstlergruppe entstanden, mit dem Titel "Kalligrafische Irrlichter". Die Schriftkünstlerin hat sich mit Texten von unangepassten Personen wie Steve Jobs, Frida Kahlo oder Jean Paul befasst und ihre eigenen Gedanken und Worte einfließen lassen. "Als Schriftkünstlerin höre ich ein Wort - und sofort ploppen die Buchstaben in meinem Kopf auf und gehen unter die Haut", erklärt sie.

Musikalisch umrahmt wurde die Vernissage von Songwriterin Johanna Dupke.

Bilder