Untersteinach Ein Meisterwerk der Baukunst in Untersteinach

Werner Reißaus
Die frühere Abteilungsdirektorin an der Regierung von Oberfranken, Marion Resch-Heckel, und der Kulmbacher Landrat Klaus Peter Söllner gehörten dem Preisgericht für den Realisierungswettbewerb an und plädierten mit Nachdruck für diese Talbrücke. Foto: Werner Reißaus Quelle: Unbekannt

Der Kampf um die Brücke bei Untersteinach war lang und beschwerlich. Alle, die sich für sie eingesetzt haben, sagen heute: Das Bauwerk ist grandios.

 
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Untersteinach - Vor gut zehn Jahren, am 11. November 2010, ist der Realisierungswettbewerb zur Talbrücke über die "Schorgast" und der Galerie über die Gleisanlagen der Deutschen Bahn entschieden worden. Für das Preisgericht, dem unter anderem Landrat Klaus Peter Söllner und die frühere Abteilungsdirektorin bei der Regierung von Oberfranken, die Vizepräsidentin der Bayerischen Architektenkammer, Marion Resch-Heckel, angehörten, war es eine extrem diffizile Aufgabe, sich für das richtige Bauwerk zu entscheiden.

Warten hat sich gelohnt

Untersteinachs Altbürgermeister Heinz Burges, der sich Jahrzehnte für die Umgehung eingesetzt hat, sagt heute: "Unsere Bemühungen haben sich gelohnt. Wir haben damals gesagt, wenn wir schon gehört werden, dann suchen wir uns die schönste Brücke raus und das war die Pylonen-Brücke, die jetzt in wenigen Wochen für den Verkehr frei gegeben wird. Sie passt einfach gut in die Landschaft hinein."

Am Ende war es eine einmütige Entscheidung für den Entwurf des Unternehmens BPR Dr. Schäpertöns Consult, München, von SRP Schneider & Partner, Kronach, und der Architekten Schultz-Brauns und Reinhart aus der Landeshauptstadt und das, obwohl einige Vertreter des Ministeriums skeptisch waren, was die Kosten anbelangte. Die beiden Preisrichter schildern wenige Tage vor der Freigabe Einzelheiten des Wettbewerbs und Landrat Söllner stellte dazu fest: "Ohne diesen Wettbewerb gäbe es diese Brücke nicht. Sie ist ein herausragendes, architektonisches Meisterwerk."

Landrat Söllner, der fast täglich auf dem Weg in das Kulmbacher Landratsamt an der Brücke vorbeifährt, hat die Entstehung des futuristisch anmutenden Brückenbauwerks "hautnah" erlebt: "Ohne diesen Realisierungswettbewerb, den Frau Resch-Heckel mehrmals einforderte, wäre das nicht möglich gewesen. Wenn ich an dieser Brücke heute vorbeifahre, habe ich zwei Gedanken: Die Brücke ist schön. Und das Bauamt hat eine grandiose Leistung erbracht und so ein kompliziertes Bauwerk erstellt, das auch zeitgerecht fertig wird. Vor allem dem Projektleiter Fritz Baumgärtel muss ich Respekt zollen. "

Im Realisierungswettbewerb standen, wie Landrat Söllner anmerkte, völlig unterschiedliche Brücken zur Auswahl: "Die heutige Brücke mit den sechs Pylonen war mit Abstand vom Ästhetischen her die schönste Brücke. Ich bin Marion Resch-Heckel sehr dankbar, dass sie damals den Realisierungswettbewerb überhaupt ins Spiel gebracht hat, denn sonst hätten wir diese Brücke nicht."

Auch von einer Besonderheit wusste Landrat Söllner aus der Sitzung dennoch zu berichten: "Es gab natürlich Brücken, die zwei oder drei Millionen Euro billiger waren, aber sie waren kein Vergleich zum heutigen Brückenbauwerk. Wenn das Projekt in einem Ballungsgebiet wäre, würde kein Mensch fragen, was das kostet. Bei uns spielt das aber eine Rolle."

Für die Preisrichter Klaus Peter Söllner und Marion Resch-Heckel war es mit Blick auf den riesigen Einschnitt in die Landschaft und den Flächenverbrauch wichtig, dass mit der Talbrücke eine Landmarke gesetzt wird. Auch Marion Resch-Heckel hielt den Realisierungswettbewerb für etwas Besonderes. Erstmals sei in Oberfranken ein solcher Wettbewerb für eine Brücke im Zuge einer Bundesstraße ausgelobt worden, und zwar für Ingenieure in Zusammenarbeit mit Architekten. "Ausschlaggebend hierfür war die reizvolle Landschaft des Schorgasttals, mit dem die Brücke in einen verträglichen Dialog treten sollte. Meine Devise war: Wenn schon eine solche Brücke unvermeidlich ist, dann soll sie wenigstens schön werden."

Es war, wie es Resch-Heckel heute rückblickend sieht, ein Glücksfall, dass alle Beteiligten an einem Strang zogen: "Ministerien in Bund und Land, der Landrat, der Bürgermeister. Als damalige Leiterin der Bauabteilung war ich sehr beeindruckt, wie die Akteure meiner Bauabteilung am Bauamt Bayreuth und der Regierung von Oberfranken diesen Weg mit ihrer Expertise unterstützten."

Die notwendige Planfeststellung, die ebenfalls in ihrer Abteilung von einer überaus sachkundigen Juristin bearbeitet wurde, verlief erstaunlich reibungslos und ohne Klagen. Verwunderlich, weil das geplante Bauwerk überaus anspruchsvoll war. Deshalb geriet auch die Finanzierung, des Projektes immer wieder ins Wanken.

In dieser Zeit hatte Marion Resch-Heckel nicht selten den Eindruck, dass manche Akteure meinten, in der "Provinz" genüge doch eine einfache Plattenbrücke, die eben billiger zu haben sei: "Zum Glück gab es stets Verbündete, die den Wert dieser Planung, die gestalterische Kraft des Entwurfes erkannten und geholfen haben, letztlich alle Hürden zu überwinden."

"Alle haben an das Projekt geglaubt und dafür gekämpft. Und nun steht sie da: Ein Meisterwerk der Ingenieursbaukunst - spektakulär und elegant schwingt sich die Brücke über das Tal. Sie ist das neue Wahrzeichen von Untersteinach und ein weiteres Aushängeschild im Landkreis Kulmbach, für die ganze Region", sagt Marion Resch-Heckel.

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