"Ohne Werner Herzog hätte ich Hof nicht durchgehalten." So wird Heinz Badewitz, Gründer und Leiter der Internationalen Hofer Filmtage, in einer Biografie über den Filmemacher zitiert. Moritz Holfelder, Redakteur beim Bayerischen Rundfunk und treuer Gast des Festivals, hat das Buch über den "visionärsten deutschen Filmemacher der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts" geschrieben, gegen dessen Willen: Herzog verweigerte jegliche Mitarbeit; aber vielleicht, befand der Autor, sei es der einzig sinnvolle Weg, einen Mann, der die meisten seiner Filme gegen extreme Widerstände durchsetzen musste, "im Zustand einer gewissen Widersetzlichkeit" zu porträtieren.

Herzog, schreibt Holfeder, sei ein Meister der Legendenbildung und Selbststilisierung, einer, der immer gern behaupte, es sei um Leben und Tod gegangen. Zu seinen Seltsamkeiten zähle, dass er das Kino am liebsten um die Kunst der Hypnose erweitern würde. Aber natürlich ist Holfelder voller Bewunderung für das Schaffen des jetzt 70-Jährigen; er würdigt ihn als "unerschrockenen, zudem ungemein erfolgreichen Solitär, der seinen Weg jenseits des Mainstreams geht, mit eigenbrötlerischem Beharrungsvermögen".

Über das Scheitern

In den rund 60 Spiel- und Dokumentarfilmen Herzogs entdeckt der Autor ein Grundthema: "das Scheitern eines Entwurfs, der zu groß angesetzt war". Paradebeispiel dafür ist "Aguirre, der Zorn Gottes" von 1972 mit Klaus Kinski, das für Herzog den Start einer Weltkarriere bedeutete. Im Ausland wird Herzog zum Teil deutlich höher geschätzt als daheim. In den USA, wo er seit 1995 lebt, ist er ein Superstar. Während in Deutschland nur ein Fünftel der rund 25 Filme, die er zwischen 1992 und 2012 drehte - darunter "Grizzly Man" und "Death Row", fünf Dokumentarfilme über zum Tod verurteilte Verbrecher -, in die Kinos kamen, feiert Herzog im Rest der Welt, wie Holfelder schreibt, "unablässig Erfolge".

Stets war der 1942 geborene Münchner, der in Scharang im Chiemgau aufwuchs, auf der Suche nach hypnotischen Bildern und Charakteren, und erforschen wollte er, "wer wir eigentlich sind". Die wichtigsten seiner frühen Filme - "Auch Zwerge haben klein angefangen", "Fata Morgana", "Jeder für sich und Gott gegen alle" - wurden bei den Filmtagen in Hof ur- oder für Deutschland erstaufgeführt. Er "war einer der treibenden Kräfte der Anfänge von Hof", schreibt Holfelder.

Seine interessante, gut recherchierte Biografie reichert er mit kleinen Komödien an, die er als künstlerische Plattform für unterschiedliche Schilderungen und Beobachtungen versteht. Zu den handelnden Personen der Dramolette gehört neben prominenten Filmschaffenden wie Kinski, Achternbusch und Kluge der alte Herzog-Freund Badewitz, den der Autor unter anderem sagen lässt: "Was ich bei Herzog bewundere, ist seine absolute innere Ruhe." Übrigens wird auch der Schreiber dieser Zeilen einmal zitiert - mit einem Satz, der im Mai 1967 in der Frankenpost zu lesen war, im Bericht über das damals "kleinste Filmfestival der Welt". Ralf Sziegoleit

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Moritz Holfelder: Werner Herzog. Verlag Langen-Müller, 288 Seiten, gebunden, 22,99 Euro.