100 Jahre Bergwacht Fichtelgebirge 100 Jahre Arbeit für Mensch und Natur

Dietmar Herrmann und Gerhard Hanske
Zunächst eine Art Sittenpolizei im Gebirge, traten die Mitglieder der Bergwacht bald an, um verletzte Wanderer aus unwegsamen Gelände zu bringen. Foto: /FGV

Die Bergwacht Bayern feiert runden Geburtstag. Einige Jahrzehnte lang hatte sie sich dem Bewahren der Umwelt verschrieben. Erst später übernahm sie unter dem Dach des Roten Kreuzes auch Rettungsaufgaben.

 
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Wunsiedel - Sie ist nicht nur für den Menschen da, sondern auch für die Natur: die Bergwacht Bayern. Was nur wenige Außenstehende wissen: Die Organisation, die in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag feiert, hatte sich in den Gründer-Jahrzehnten dem Naturschutz verschrieben und sich erst später auch die Rettung verunglückter oder plötzlich erkrankter Menschen in der Natur zur Aufgabe gemacht.

Die Bergrettungs- und Naturschutzorganisation in den bayerischen Alpen und in den bayerischen Mittelgebirgen ist heute Teil des Bayerischen Roten Kreuzes. Sie gliedert sich in sieben Regionen mit mehr als 111 Bereitschaften.

Vandalismus im Mittelgebirge

Wie kam es zur Gründung der Bergwacht im Fichtelgebirge? Das Ende des Ersten Weltkrieges entfachte bei vielen Menschen das Gefühl einer falsch verstandenen Freiheit, die zum Teil in Vandalismus ausartete. Darunter hatten vor allem der Wald und die Anlagen des Fichtelgebirgsvereins zu leiden. Dies zwang den Fichtelgebirgsverein zum Handeln, um der Entwicklung gegenzusteuern. Bereits am 15. Juni 1922 hieß es in einer offiziellen Mitteilung des FGV-Hauptvorstandes an die Ortsgruppen des Fichtelgebirgsvereins: „Kontroll- und Überwachungsorgane (eine Art Wald- und Bergpolizei) sind auch im Fichtelgebirge dringend notwendig. Die Ortsgruppen werden ersucht, vorerst je zwei energische Mitglieder, die eifrige Touristen sind, als Vertrauensleute an die Hauptgeschäftsstelle zu benennen.“ Wenig später hielt ein Protokollant fest: „Zur Verhütung von Auswüchsen in der Touristik, zur Schonung der Anlagen und Bauten des Vereins, zum Waldschutz, einschließlich des Singvogelschutzes soll der Verein ähnlich wie der Deutsch-Oesterreichische Alpenverein eine Bergwacht ins Leben rufen und geeignete Mitglieder aus allen Ortsgruppen mit behördlichen Ausweisen versehen.“ Die zu gründende Bergpolizei dürfe nur aus Mitgliedern des FGV bestehen. Der 16. Juli 1922 kann juristisch als die Geburtsstunde der Bergwacht im Fichtelgebirge angesehen werden.

Rekrutiert aus FGV-Mitgliedern

Diese erste Bergwachtabteilung für das gesamte Fichtelgebirge unter der Leitung des FGV-Hauptvorsitzenden Adam Wilhelm Herrmann bestand aus den FGV-Mitgliedern Sachs, Prechtel, Dr. Vestner und Steinbrüchel aus der Ortsgruppe Wunsiedel, Oswald und Krug aus der Ortsgruppe Schönwald, Dr. Goepel, Brunner und Bauer aus der Ortsgruppe Bayreuth, Geigenmüller und Fink aus der Ortsgruppe Selb, Dr. Barthel, Zinnert und Thiem aus der Ortsgruppe Rehau und Will von der Ortsgruppe Hof.

Ein Jahr später hatte die Bergwacht im Fichtelgebirge 16 Mitglieder. Als neuer Vorsitzender wurde bei diesem Treffen Otto Peter aus Schwarzenbach an der Saale gewählt. Er führte das Amt bis 1927. Ihm folgten als Vorsitzender Leo Ruckdäschel aus Bad Berneck bis März 1932 und ab diesem Zeitpunkt bis zu seinem Tod 1966 Otto Müller aus Hof, der auch nach dem Zweiten Weltkrieg den Wiederaufbau der Bergwacht im Fichtelgebirge übernahm.

Im Jahr 1923 erfolgte auch der Anschluss an die 1920 in München gegründete „Deutsche Bergwacht“. Die offizielle Be-zeichnung lautete nun „Deutsche Bergwacht, Abteilung Fichtelgebirge“.

So entstanden im Laufe der Zeit Ortsgruppen/Bereitschaften im „Abschnitt Fichtelgebirge“ in Bayreuth, Stützpunkt Fleckl, Hof (Seehaus), Rehau (Kornberg), Schönwald, Selb (Wellerthal), Wunsiedel (Luisenburg), Marktredwitz (Steinwald), Weißenstadt (Schneeberg), Arzberg (Skihütte am Klingelbrunnen), Bad Berneck (Karches), Schwarzenbach an der Saale (Rudolfstein), Tröstau (Kösseine), Franken und Oberkotzau (Waldsteinhaus), Vordorf, Kirchenlamitz (Epprechtstein), Fichtelberg-Neubau (Asenturm auf dem Ochsenkopf), Bischofsgrün (Talstation Nord der Ochsenkopf-Schwebebahn), Mehlmeisel (Liftstation), Schwarzenbach am Wald (Döbraberg), Tannenberg (Klausenhang) und Steinbach am Wald (Rennsteig).

Dem BRK angegliedert

Vor dem Zweiten Weltkrieg bestanden auch in folgenden FGV-Ortsgruppen Bergwacht-Abteilungen: Asch, Bischofsgrün, Brand, Ebnath, Gehlberg (Thüringen), Hohenberg an der Eger, Münchberg, Pegnitz, Röslau, Waldershof, Waldsassen und Warmensteinach. Nähere Angaben dazu liegen aber nicht vor.

Das Aufgabenfeld der Bergwacht hat sich im Lauf der Jahre verändert. Zum Naturschutz- und Ordnungsdienst kam, bedingt durch den zunehmenden Wander- und Skitourismus, auch ein Sanitäts- und Rettungsdienst hinzu, der seitdem das Bild der Bergwacht in der Öffentlichkeit und der Diensttätigkeit dominiert.

Nachdem die Tätigkeit während des zweiten Weltkrieges zum Erliegen gekommen war, wurde die Bergwacht am 16. Februar 1946 als selbstständige Gemeinschaft an das BRK angegliedert. Das bisherige Symbol der Bergwacht – das grüne Kreuz – wurde gegen das rote Kreuz im Edelweiß und den Namenszug „Bergwacht“ ausgetauscht.

250 Helfer im Fichtelgebirge
Heute gibt es im Zuständigkeitsbereich der Bergwacht Fichtelgebirge acht Bergrettungswachen, zwei ergänzende Bergwachten, über 250 aktive Bergretter: Bayreuth, Bischofsgrün, Fichtelberg-Neubau, Mehlmeisel, Schönwald, Schwarzenbach/Wald, Steinbach, Tannenberg, Weißenstadt, Wunsiedel.
Die Bergwacht Fichtelgebirge ist zuständig für Oberfranken mit Teilen der Oberpfalz, im Nordosten der Frankenwald mit der Grenze zu Sachsen. Im Nordwesten der Frankenwald/die Grenze zu Thüringen mit dem Rennsteig. Im Osten die Grenze zu Tschechien mit den Grenzstädten Rehau, Selb und Arzberg. Im Südwesten grenzt das Fichtelgebirge an das Frankenjura an und im Süden zum Bayerwald.
Spezialisten der Region: Die Rettungshundestaffel mit derzeit neun einsatzfähigen Hunden, KID-Team, Höhlenretter
Kontakt Region Fichtelgebirge
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95632 Wunsiedel
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