125 Jahre IHK zu Coburg Herzkammer der Coburger Wirtschaft

Die Industrie- und Handelskammer begeht ihr 125-jähriges Bestehen. Wegen der Corona-Pandemie gibt es keinen Festakt. Aber die IHK hat sich etwas anderes einfallen lassen.

 
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Coburg - Die Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Coburg ist eine der kleinsten unter den 79 Kammern in Deutschland. Ein Nachteil ist das nicht, sagt Martin Wansleben, Geschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK). Die IHK zu Coburg sei Beleg dafür, dass es auch bei Wirtschaftskammern nicht einseitig um die Frage groß oder klein gehe. Entscheidend sei der Einsatz für Unternehmen und Region.

Danach handelt die IHK zu Coburg seit 125 Jahren. Am Freitag beging sie ihr Gründungsjubiläum. Nicht, wie es ursprünglich geplant war, mit einem Festakt im Kongresshaus Rosengarten mit mehreren hundert geladenen Gästen, sondern mit einer Pressekonferenz in der Reithalle des Landestheaters. Die Einschränkungen in der Corona-Pandemie haben dazu gezwungen.

Aber nicht nur: „Viele unserer 8300 Mitgliedsunternehmen leiden in dieser Zeit schwer“, sagte Präsident Friedrich Herdan. Sicher gehe die wirtschaftliche Entwicklung wieder nach oben, aber man müsse erkennen, von welchem niedrigen Niveau aus das geschieht. Herdan nannte an erster Stelle das Hotel- und Gastgewerbe, dahinter den Maschinenbau, die Automotive-Industrie und die Dienstleistung. „In solch einer Zeit ein Fest zu feiern, in der viele unserer Mitglieder um ihre Existenz ringen, ist nicht unser Verständnis. Da ist es besser, unsere Kraft darauf zu verwenden, unseren Firmen zu helfen. Das tun wir“, betonte der Präsident mit Nachdruck.

Ganz still wollte man das Jubiläum aber nicht verstreichen lassen. Die IHK zu Coburg hat eine Festschrift herausgegeben, in der der international renommierte Historiker Gert Melville die bislang unbekannte Gründungsgeschichte der Kammer aufzeigt (Neue Presse vom Freitag). Zudem hat die IHK gemeinsam mit dem Fernsehsender TV Oberfranken einen Film produziert, der am Samstag, 26. Juni, um 19 Uhr erstmals ausgestrahlt wird. Der Beitrag ist dann auch in der Mediathek von tvo abrufbar, kündigte Friedrich Herdan an.

Bei der Premiere am Freitag in der Reithalle waren auch Bernhard F. Loges, Intendant des Landestheaters Coburg, und dessen kaufmännischer Direktor Fritz Frömming dabei. Um seine Meinung gebeten antwortete Frömming, „im Theater würde man sagen, der Film wird ein Kassenschlager.“ Loges ergänzte, „das ist ein sehr guter Film, der dem Jubiläum der IHK angemessen ist“. Das Landestheater, das Nachbar der IHK am Schlossplatz ist, hat die Produktion unterstützt. Mitglieder des Philharmonischen Orchesters lockern den Film mit musikalischen Beiträgen auf.

In der Pressekonferenz ging Friedrich Herdan auf das Markenzeichen der Coburger IHK ein. „Wir wissen, was unsere Wirtschaft im Innersten bewegt und können so unsere Leistungen auf deren Anforderungen zuschneiden.“ Als Beispiele nannte der Präsident die Qualifizierung von Mitarbeitern, Beratungen beim Auslandsrecht – für die stark exportorientierte Coburger Wirtschaft ein zentraler Punkt –, Unterstützung in Fragen des Umweltrechts – in Zeiten des Klimaschutzes und der damit zusammenhängenden Gesetzgebung ein immer wichtiger werdendes Feld – sowie „die Hilfe in Krisensituationen“.

Viele Firmen, die im Wirtschaftsraum Coburg angesiedelt sind, hätten nationale und internationale Bedeutung, es seien zahlreiche „hidden champions“ darunter. Diese Stärke gelte es zu bewahren und auszubauen. Und dabei spiele die Industrie- und Handelskammer eine wichtige Rolle.

Das unterstrich Siegmar Schnabel, Hauptgeschäftsführer der IHK zu Coburg. Der Dienstleistungsgedanke präge deren Arbeit, „ist die DNA unserer Kammer“.

Die Geschichte der Industrie- und Handelskammer zu Coburg beginnt am 1. Dezember 1890 mit einer flammenden Rede, die Professor Alexander Schmidt vor großem, hochrangig besetztem Publikum gehalten hat. Der damalige Vorsitzende des Coburger Kunst- und Gewerbevereins prangerte die Versäumnisse im Wirtschaftsraum Coburg an. Es dauerte bis zum 18. März 1896, bis die erste Vollversammlung der IHK zusammentrat – das offizielle Gründungsdatum der Kammer. Das sei, so Präsident Friedrich Herdan, ein bedeutender Schritt gewesen, „weil damit endlich eine handlungsfähige Organisation der wirtschaftlichen Selbstverwaltung in Eigenverantwortung entstand“. Die Coburger Wirtschaft sei mit dieser Interessensvertretung „also tatsächlich mündig“ geworden, erläuterte Herdan.

Von Beginn an sei die IHK nicht nur Wirtschaftskammer, sondern Herzkammer des Coburger Standorts mit der Stadt und dem Landkreis gewesen. Sie wolle, wie es der erste Präsident Albert Rose und Hauptgeschäftsführer Karl Hirsch in ihrem ersten Jahresbericht formulierten, „eine für Handel und Industrie, Gewerbe und Verkehr und deren Bedürfnisse nach jeder Richtung ersprießliche Tätigkeit entfalten“. Diese Leitlinie hätten seit 125 Jahren Vollversammlungen, Führungspersönlichkeiten sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Verpflichtung verstanden und sich danach ausgerichtet: „Wirtschaftsnah und innovativ“, betonte Präsident Friedrich Herdan.

 Bayerns Ministerpräsident Markus Söder gratuliert der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Coburg mit einer Videobotschaft. Söder, der auch schon in der Vollversammlung im Palais Edinburgh am Schlossplatz zu Gast war, würdigt die IHK als Ideengeber für die Region. Das macht der Ministerpräsident beispielsweise an der Entwicklung Coburgs zum Hochschulstandort fest. Söder, der zudem Schirmherr des Internationalen Samba-Festivals war, bezeichnet Coburg als „wunderschöne Stadt“ in einer „großartigen Region“ mit vielen und guten Ideen. Damit werde nicht nur der Wirtschaftsstandort gestärkt, sondern auch junge Menschen angelockt. Ihn freue es, dass in Coburg innovativ gedacht werde und versichert: „Bayern steht zu Coburg und der Ministerpräsident zur IHK.“

 Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), war ebenfalls schon Redner vor der Coburger IHK-Vollversammlung. Und er kennt deren Präsidenten Friedrich Herdan seit Langem, erklärt Wansleben in einer Grußbotschaft zum 125-jährigen Bestehen. Die Kammer vergleicht er mit einem kleinen gallischen Dorf und dessen Zaubertrank. Es sei beeindruckend, mit welchem Herzblut und Einsatz die IHK zu Coburg für ihre Region kämpfe. Allerdings: Ohne ihre Unternehmen hätte die IHK nicht so stark werden können. Herdan: „Woher käme sonst der Coburger Steuersegen“?.

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