2022 im Kreis Wunsiedel 73 Jugendliche ohne Schulabschluss

Schon im Kindergarten – wie hier beim digitalen Lernen – gilt es, auftretende Kompetenzunterschiede zu verringern, wie es im Bundesbildungsbericht 2022 heißt. Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Ein Bericht zeigt die Abhängigkeit von Familiensituation und Bildung auf. Der Abbau sozialer Ungleichheiten bleibt eine große Herausforderung.

 
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Mit allen Chancen oder ins Ungewisse gestartet? Wenn es darum geht, was die Kinder fürs Leben gelernt haben, dann standen den 198 jungen Menschen, die Ende 2022 im Landkreis Wunsiedel ihre weitere Bildungskarriere mit dem Abitur gestartet haben, ganz sicher alle Türen offen. Für die 73 Schulabgänger, die ihre Schulzeit ohne Abschluss beendet haben, sah es nicht so rosig aus.

Ohne Abschluss in die Abwärtsspirale

Ein fehlender Bildungsabschluss kann eine Abwärtsspirale starten. Bundesweit trifft die Gefahr weniger Mädels als Jungs. Im Kreis Wunsiedel lag die Zahl der betroffenen Mädchen 2022 bei 32 (Vorjahr: 22). Bei den Jungs waren es 41 (Vorjahr: 49). In diesen Zahlen enthalten sind allerdings auch Förderschülerinnen und -schüler, die nie einen Hauptschulabschluss anstreben konnten – insoweit hat die Statistik eine methodische Ungenauigkeit. Corona brachte durch die Schließungen noch ein weiteres Problem, das noch aufgearbeitet werden muss.

Eines ist aber unbestritten: Jeder ohne Abschluss ist einer zuviel. Dabei wissen wir seit Jahren, dass die Problemkarriere im Kindergartenalter beginnt, wenn dort nicht rechtzeitig gegengesteuert wird: „In dem Maße, in dem es nicht gelingt, die zum Teil schon im Kindergarten auftretenden Kompetenzunterschiede zu verringern, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit persistierender (anhaltender) Bildungsbenachteiligung über den gesamten Lebensverlauf, mit entsprechenden Effekten für monetäre und nicht monetäre Erträge – etwa der Lebenszufriedenheit“, heißt es im Bundesbildungsbericht 2022. Und was in Deutschland ebenfalls über die Jahre gilt, ist die Familienabhängigkeit der Startchancen, wie der Bericht feststellt: „Unabhängig von den besuchten Bildungseinrichtungen ist die Familie altersübergreifend nicht nur für viele Bildungsimpulse, sondern auch für den gesamten Bildungsweg der Kinder von entscheidender Bedeutung.“ Vereinfacht ausgedrückt: Haben die Eltern Abitur, verbessert das die Chancen der Kinder. Oder offiziell: „Der Abbau sozialer Ungleichheiten in den Schullaufbahnen bleibt eine große Herausforderung.“

Selten so gute Zukunftsaussichten

Welcher Schulabschluss macht also unter diesen Bedingungen das Rennen? An den allgemeinbildenden Schulen im Landkreis Wunsiedel beendeten die meisten der erfassten Absolventen (43,7 Prozent) ihre Schulzeit nach den Daten der Regionaldatenbank Genesis 2.0 mit dem Realschulabschluss in der Tasche. Welcher Schulabschluss auch immer – selten hatte die Jugend so gute Zukunftsaussichten wie heute. Denn es gibt mehr Ausbildungsplätze als potenzielle Azubis. Und es gibt auch Überlegungen, die Reserve der jungen Menschen ohne Schulabschluss besser zu erschließen.

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