Also, dieser Postbote, der braucht gar nicht zweimal zu klingeln: Bei dem sieht man doch, dass mit dem etwas nicht stimmt. Was der wohl für Leichen im Keller hat? Und dieser Junge dort: Wie der guckt! Der hat mit Sicherheit was angestellt. Ja, die Welt ist ein Psychothriller. Man geht besser wachen Auges durch sie hindurch, sonst kann es einem passieren, dass man mit aufgeschlitzter Kehle aufwacht. Denn nichts ist so, wie es scheint. Der nette Nachbar: Ist er wirklich so nett? Oder tut er nur so? Ein erfahrener Kinogänger weiß: Gerade die, die recht harmlos ausschauen, die tun, als könnten sie kein Wässerchen trüben - die entpuppen sich gerne mal als sadistischer Serienmörder. Abgründe tun sich da auf. "Ach, hör doch auf! Du darfst nicht so schwarz sehen", ruft da der beste Freund aus. Man könne das mit dem Schein und dem Sein auch ins Positive drehen. "Überleg doch mal: Unsere Frauen, betrachte sie doch einmal ganz genau. Sehen sie nicht alle ein bisschen aus wie Angelina Jolie? Gut, an der Figur, an den Haaren und an den Lippen müsste man etwas machen! Aber sonst?" Begeistert fuchtelt er mit den Händen. "Und wir Männer", fährt er noch begeisterter fort: "Haben wir nicht alle ein bisschen was von Brad Pitt an uns? Sind wir nicht sogar besser ausgestattet als Brad Pitt? Mit einem kleinen sexy Bäuchlein obendrein?" Und wir danken dem Freund für den Trost - bis wir im Handschuhfach seines Autos die CDs durchsehen und erstarren: "Weine nicht, kleine Eva", "Du hast mich verrückt gemacht", "Der letzte Bolero", "Wilde Rosen in Marbella" - Grundgütiger! Der beste Freund hört heimlich die "Flippers". Richard Ryba