Kurt Langbeins Filmessay "Grenzfälle - Erzählt von Robert Menasse" erkundet die Bedeutungen österreichischer Grenzen in der
jüngeren Zeitgeschichte. Als gewitzter Reiseführer tritt dabei Robert Menasse, ein österreichischer Schriftsteller und überzeugter Europäer, auf. Die Tour beginnt an der österreichisch-tschechischen Grenze. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs hat sich auf dem ehemaligen Todesstreifen ein Restaurant à la Disney breitgemacht. Die Zollbeamten sind an die europäische Außengrenze versetzt und schützen Griechenland vor illegalen Zuwanderern aus der Türkei. Mit dem Bergsteiger Reinhold Messner besucht Menasse die Schützengräben auf dem Monte Piano,
der im Ersten Weltkrieg zwischen
Italien und Österreich heiß umkämpft war. Dann erzählt er die
Geschichte der Juden, die 1939 über die Grenze in die vermeintlich sichere Schweiz geschmuggelt wurden, um dann von dort in den Tod zurückgeschickt zu werden. Regisseur Langbein und sein Wegbegleiter Menasse, beide um die sechzig, begehen in dem Film mit traumwandlerischer Sicherheit den langen europäischen Geschichtspfad mit allen
Abgründen und Sümpfen - ein bes-
seres Gespann ist kaum vorstellbar.