Also, ich begrüße dich kurz", sagt der Festivalchef zum Ehrengast auf dem gemeinsamen Weg aufs Podium und fügt ein paar strenge Regieanweisungen an: "Du kannst dann 'nen schönen Satz sagen - aber ganz kurz - nichts weiter ..." Vor der Leinwand im brechend vollen Scala-Kino umarmt Heinz Badewitz dann zuallererst den Mann, dem er eine Extra-Schiene der diesjährigen Hofer Filmtage einräumt: Rosa von Praunheim, ein buntes Faschingshütchen auf dem Kopf, lächelt den Leuten vor- und unter sich zu, der Pionier des schwulen Kinos in Deutschland. Bald wird er siebzig: Mit siebzig - wohlgemerkt neuen - Filmen überzieht er das am Dienstag eröffnete 46. Filmfest wie mit einem Netz. "Man muss verrückt sein, um so was zu machen", sagt er selbst, in befohlener Kürze, erlaubt sich dann aber doch wenigstens noch eine Frage: "Du bist unsterblich, Heinz - kann das sein?" Und Badewitz, der mit 71 Jahren unermüdet am Steuer des von ihm 1967 geschaffenen Cineastentreffens steht, bestätigt lapidar: "Sieht so aus, ja." Dass man verrückt sein müsse, um den wichtigsten Branchentreff des deutschsprachigen Kinos so lange zu verantworten: Den Gedanken nimmt der ewige Heinz auf, um sich dann doch endlich seinem Publikum zuzuwenden. "Alle Verrückten" heißt er willkommen, die aus Stadt und Land, aber auch von weither aus dem "Rest der Welt" gekommen sind. Um von allen den weitesten Weg nach Hof zurückzulegen, saß die neuseeländische Regisseurin Kirstin Marcon 41 Stunden lang im Flugzeug. Das ist den Zuschauern einen Applaus wert - wie es ihn noch einmal für den allerersten Filmbeitrag - von Justine Klaiber und Jane Mumford - gibt. Eine kleine philosophische Parabel in Form einer faszinierenden Animation: gesichtslose Wesen in einer düsteren Höhle, belebendes Licht aus dem Draußen empfangend wie von einer Lichtwand, wie im Kino. "Look", heißt das fünfminütige Werkchen und könnte mit seinem Titel als Motto über den sechs Filmtagen und -nächten stehen: "Sieh hin". Das darf man bis zum Sonntag wörtlich nehmen: Also schau'n wir mal. Michael Thumser