Ein Gast am Set? Absolvierte die Dame dort ein Praktikum? Lud man sie zu Kaffee und Kuchen ein? Zur Drehschluss-Party? Hatte jemand ein Date mit ihr vereinbart? Aus dem US-Kino und -Fernsehen stammt der Brauch, prominente Mitwirkende mit einem cameo, einer kurzen Extra-Nebenrolle, zu bedenken und als special guest, als Besonderheit, herauszustellen. Beim jüngsten Filmfest in München musste Ursula Karven den Krimi "Hattinger und die kalte Hand" von Hans Steinbichler so aufwerten. Auch viele "Tatort"-Filme protzen mit großen Namen, die angeblich größer sind als die der Mitwirkenden sonst. Und die Unsitte grassiert schon lang: 2002 stand "als Gast" der britische Publikumsliebling Roger Moore für die Folge "Schatten" vor der Kamera. Roland Suso Richter, 1984 und 1996 Beiträger der Hofer Filmtage, verbrämte 2005 den ZDF-Mehrteiler "Kein Himmel über Afrika" mit Götz George als zusätzlichem Aushängeschild. Oder Dani Levy (der 1988 mit "Robbykallepaul" beim Hofer Festival ans Flimmerlicht der Kinowelt trat): 2004 meinte er, in "Alles auf Zucker!" nicht ohne eine Stippvisite des branchenfremden Berliner Stadtvaters Klaus Wowereit auszukommen. Soviel als kleine Auswahl; der Humbug zählt nach Aberhunderten. Er lässt die Vermutung zu, dass vielen Filmemachern ihr Ensemble nicht verlässlich und glanzvoll genug erscheint. Die eigentlichen Rollen besetzen sie mit Akteuren, die womöglich Erstklassiges leisten und trotzdem Gefahr laufen, nicht genug Aufsehen zu erregen. Stimmt schon: Zum Star - was immer das ist - bringen es die wenigsten bedeutenden Darsteller. Wer darum als Regisseur dem Können und der Kunst zu wenig traut, lässt Marktschreierei den Rest besorgen.