Recht modellhaft konstruierte der Regisseur als sein eigener Hauptautor die Ausgangssituation. Macht nichts: So lassen sich die folgenden Wirrsale und Kopflosigkeiten leichter nachvollziehen. Unnötig dürfen einem gelegentliche Übertreibungen wie Jans und Tessas tabellarischer Lust- und Tagesplan erscheinen. Bald aber - im Zeichen der Angst um Lotte, das vermisste Baby - zeichnet der Regisseur die Charaktere der Frauen immer genauer und konturiert immerhin strichweise, dennoch präsent die Wesenszüge der wenigen Nebenfiguren: so jene von Jan (Benjamin Sadler), der seine Frau, aber sehr auch sich selber liebt; oder die Gemütslage des resignierten, dabei nicht verbitterten Dolmetschers Tiberios (Akilas Karazisis).
Ein Darstellerfilm: Emotional forderte Christian Zübert das Ensemble extrem und förderte durch seine uneitle Regie durchweg großartige Schauspielkunst zutage. Nicht Griechenland und Deutschland, Luxus und Dürftigkeit, kontinentale und private Krisen interessierten ihn vorrangig, wie er im Fernsehen erläuterte. Vielmehr fasse er zu Beginn jedes neuen Filmprojekts vorrangig "die Menschen" ins Auge.
Der Welt erteilte er die Auskunft, neben "Leid, Verzweiflung und Depression" auch an "leichte, warmherzige Szenen" gedacht zu haben, "in denen man durchatmen, schmunzeln oder mit den Figuren das Leben genießen" könne. Indes muss sich, wer in "Ein Atem" nach solchen Momenten sucht, mit Andeutungen zufrieden geben. Umso mehr fesselt und beunruhigt, was Zübert von der unheilbaren Zwiespältigkeit der Gestalten erzählt. Auf einem gemeinsamen Nenner platziert er sie alle: Es ist immer ein Atem, den sie holen; und darin ist immer ein Rest vom Atem der anderen.
-----
Anspruch: **- Spannung: **- Humor: ---
Vorstellungen: Heute, Dienstag, 19.30 Uhr Central, 20 Scala; Mittwoch, 14.45 Regina; Sonntag, 15 Club.