70 Jahre THW Marktredwitz „Helfer in Blau“ feiern Geburtstag

Michael Meier
Eine Hüpfburg wie diese sieht man wahrlich nicht alle Tage: Die Kinder konnten sich in einem „THW-Hüpffahrzeug“ austoben. Foto: Michael Meier

Seit 70 Jahren gibt es den THW Ortsverband in Marktredwitz bereits. An zwei festlichen Tagen blickte man in die Vergangenheit und auch in die Zukunft.

 
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„In den vergangenen 70 Jahren konnte man erleben, wie durch Zusammenarbeit außergewöhnliche Ergebnisse erzielt werden“, lautete die Begrüßung des THW-Ortsbeauftragten Andreas Ernstberger am Freitagabend im Egerland Kulturhaus in Marktredwitz. Der Grund für den vollen Saal war kein geringerer, als der offizielle Ehrenabend zum 70. Geburtstags des Technischen Hilfswerks, Ortsverband Marktredwitz. Wie gut die Zusammenarbeit ist, erkannte man daran, dass die vielen Gäste sich aus den verschiedensten Vertretern aus Einsatz- und Rettungskräften, Politik, Wirtschaft und Kirche zusammensetzen.

Urgestein Klaus Libon

Mit Klaus Libon war ein absolutes THW-Urgestein und ein Zeitzeuge aus der Geschichte des Ortsverbandes (OV) persönlich anwesend. Er blickte gemeinsam mit den Anwesenden auf die Anfänge des THW in Marktredwitz zurück. Er berichtete, dass er am 15. April 1956 in den Ortsverband eingetreten war und von 1971 bis 1984 auch Ortsbeauftragter in Marktredwitz war. „Unsere Unterkunft war damals noch in der Egerstraße, in einem umgebauten Stadel, die damaligen Arbeitsanzüge waren Restbestände aus Luftschutzbunkern, zu den Einsätzen wurde mit dem Taxi gefahren. Wir zogen später auch noch in die Kraußoldstraße, in die Sonnenstraße und in die Thölauer Straße um, bevor 1982 die jetzige Unterkunft an der Lorenzreuther Straße fertiggestellt wurde“, erzählte der Althelfer. Seit 1974 gehört auch das Übungsgelände am Schauerberg, unweit der Luisenburg, zum THW Marktredwitz. „Von Oktober bis November 1982 war ich mit dem THW zu einem Einsatz im Libanon beordert, wir waren mit der Erstellung der Wasserversorgung beauftragt.“ Sein Nachfolger war Hans Zölch, er war auch just in der Zeit Ortsbeauftragter, als die Grenzen zur damaligen DDR geöffnet wurden. Nach seinen Worten war dies eine große Herausforderung für den OV. Er konnte aber auch Einsätze in Russland, und im Bundesgebiet verzeichnen.

Mit Klaus Libon war ein absolutes THW-Urgestein anwesend. Von links: Lisa Murrmann, Klaus Libon und Andreas Ernstberger.

„Die Zeiten haben sich verändert, das THW hat sich verändert und das ist gut so“, sinnierte die ehemalige Ortsbeauftragte Ute Eckstein in ihrem Rückblick. Sie war zwölf Jahre lang, von 2006 bis 2018, eine der wenigen Damen in dieser THW-Führungsposition. „Ich kann mich noch sehr gut erinnern an die Jahresfeier 2010. Ich sprach damals von einem Geisterschiff und das kam ein Jahr später auf uns zu“, erinnerte sich die Rednerin. Gemeint war damals die Aussetzung der Wehrpflicht und dem damit einhergehenden Einbruch der Anzahl der Ehrenamtlichen. Deshalb ging ihr Dank an alle anwesenden Aktiven.

THW in der Corona-Pandemie voll integriert

Andreas Ernstberger war dann der Ortsbeauftragte, den 2020 die Corona-Pandemie voll erwischt hat. Hier war das THW voll integriert in der Logistik für Spritzen, Masken, Tests und sogar die ersten Impfstoffe wurden von den Helfern in Blau ausgeliefert. „Wir haben die letzten Jahre viele Helfer bekommen, wir haben auch eine gute Ausstattung bekommen“, bestätigte der Ortsbeauftragte. Und ein weiteres, eindrucksvolles Ereignis für das THW Marktredwitz war 2021 der große Einsatz beim Jahrhunderthochwasser im Ahrtal und in Stollberg.

Sebastian Prüm wurde für 20 Jahre Zugehörigkeit zum OV ausgezeichnet. Björn Hofmann erhielt das Helferzeichen in Gold für besondere Verdienste im THW. Von links: Andreas Ernstberger, Björn Hofmann, Sebastian Prüm und Silvia Gulden.

„Wir sind wahnsinnig glücklich, dass die Zusammenarbeit mit allen anderen Rettungsorganisationen so gut funktioniert. Ich spreche auch meine absolute Anerkennung für alle Helferinnen und Helfer und ihren unermüdlichen Einsatz aus“, schloss Andreas Ernstberger. Gemeinsam mit Silvia Gulden von der Regionalstelle Hof zeichnete er Sebastian Prüm für 20 Jahre Zugehörigkeit zum Ortsverband aus. Björn Hofmann erhielt das Helferzeichen in Gold für besondere Verdienste im THW.

Stark nur in der Gemeinschaft

Landtagsabgeordneter Martin Schöffel würdigte die Leistung und die Beständigkeit des THW über 70 Jahre in seinem Grußwort. „Ich bin stolz darauf, dass wir so viele Helferinnen und Helfer im Ehrenamt haben, das ist nach Corona gar nicht mehr so selbstverständlich. Und es muss auch in der Zukunft so sein, dass diese mit ordentlichen Mitteln gut ausgestattet sind“, schloss er unter kräftigen Applaus, bevor er auf die Luisenburg-Premiere abreiste. Inge Aures begrüßte die anwesende „Blaulichtfraktion“ mit den Worten: „Nur in der Gemeinschaft ist man stark“ und überreichte ein gut gefülltes, rotes Kuvert an Andreas Ernstberger.

Bruno Salomon sprach für die Reservistenkameradschaft Waldsassen und spannte einen Bogen von den früheren Jahren bis zur Jetztzeit, Michael Filchner überreichte einen originellen THW-Kuchen. Die Reservisten verbindet eine lange und intensive Freundschaft mit dem THW Marktredwitz. Alljährlich werden gemeinsame Biwaks und Feierlichkeiten veranstaltet.

Silvia Gulden sprach für die THW-Regionalstelle Hof und den THW-Landesverband. „Der Krieg in der Ukraine, die Flüchtlingskrise und der Klimawandel zeigen, wie wichtig die Einsätze der Rettungsdienste sind. Ich danke allen, die das THW Marktredwitz zu dem gemacht haben, was es ist und es auch weiter gestalten“, betonte die Rednerin.

Kreisbrandrat Wieland Schletz mahnte die Politik an, dass sie alles dazu tun muss, um die Ehrenamtlichen im Rettungswesen zu unterstützen. Heinz Jahreis bedankte sich im Namen der Freiwilligen Feuerwehr Marktredwitz für die andauernde, absolut gute Zusammenarbeit. Livemusik von den „Birner Buddys“ rundete den Ehrenabend ab.

Tag der offenen Tür

Am Samstag ging es mit dem Jubiläum unvermindert weiter, denn da stand der Tag der offenen Tür im Ortsverband auf der Agenda. Öffentlichkeitsbeauftragte Lisa Murrmann war am Ende des Tages voll des Lobes für die gelungene Veranstaltung: „Alle Besucher waren sehr interessiert, auch die Resonanz an den Ständen von Bundespolizei, Zoll und Landespolizei war groß. Der Zoll war mit einem mobilen Röntgengerät vor Ort, die Bundespolizei lud zum Personenvergleich ein und unsere THW-Jugend hatte viele Aktionsstände aufgebaut.“ Hier gab es eine „Seil-Schikane“, in der die Kinder in THW-Kleidung durch ein aus Seil gespanntes Netz klettern und konnten ihre Geschicklichkeit unter Beweis stellen. Mit einem Spreizer auf einem Dreibock konnten die Kinder einen Tennisball von einem Hütchen auf ein anderes legen. Natürlich gab es auch eine Mal- und Bastelecke, das größte Highlight war jedoch die THW-Hüpfburg in Form eines Einsatzfahrzeuges. Bei der Fahrzeugschau und einer Ausstellung konnten sich die Besucher über die Arbeit im THW erkunden und durften somit einen Einblick über die Einsatzmöglichkeiten der „Helfer in Blau“ gewinnen. Die Gäste wurden auch bestens mit Bratwürsten, Steaks, Kaffee und Kuchen versorgt.

In der „Seil-Schikane“ konnten die Kinder ihre Geschicklichkeit beweisen.

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