Die Regierungen in Dänemark und Grönland hofften ebenso wie viele Trump-gestählte Amerikaner auf einen Scherz. Nichts dergleichen: Ein Kauf der Arktisinsel - die autonom ist, aber zum dänischen Königreich gehört und auf der die USA einen Luftwaffenstützpunkt betreiben - könnte "strategisch" interessant sein, sagte Trump am Sonntag. Dänemark verliere mit seiner Unterstützung für Grönland jedes Jahr viel Geld, argumentierte der zum US-Präsidenten mutierte Baumogul. "Im Grunde wäre es ein großes Immobiliengeschäft."
Schon seit Tagen geistert eine Fotomontage durchs Netz, die einen golden glänzenden Trump-Tower inmitten einer eher armselig wirkenden Hüttensiedlung an einer Küste zeigt; die Überschrift: "Grönland in zehn Jahren." Präsidentensohn Eric Trump teilte das Bild auf Instagram, er schrieb dazu: "Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber ich liebe die Idee, Grönland zu kaufen." Am Montag verbreitete auch Trump selber das Bild - mit dem Zusatz: "Ich verspreche, dass ich das Grönland nicht antun werde!"
Grönland ist etwa sechsmal so groß wie Deutschland, ein Großteil der Fläche ist ständig von Eis bedeckt - noch jedenfalls, der Klimawandel ist dort besonders spürbar. Spötter meinten nach der Ankündigung zu einem etwaigen Grönland-Kauf, Trump spekuliere darauf, dass wegen der Erderwärmung bald etliche Grundstücke mit Meerzugang frei würden.
Trump hat das Pariser Klimaschutzabkommen für die USA aufgekündigt, noch Ende 2013 nannte er die Erderwärmung einen "Scherz". Inzwischen ist er immerhin zur Erkenntnis gelangt, dass es einen Klimawandel gibt - der mächtigste Politiker der Welt bezweifelt aber immer noch, dass dieser Wandel von Menschen verursacht wird.
Kopenhagen wäre die letzte Station von Trumps Europa-Reise gewesen, die ihn an diesem Samstag zunächst zum G7-Gipfel der Industriestaaten USA, Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien, Kanada und Japan ins französische Biarritz führt. Am 31. August kommt Trump dann nach Polen, einem seiner engsten Verbündeten in Europa - danach wäre er nach Kopenhagen gereist.
"Der Präsident und die First Lady haben auch eine Einladung angenommen, Ihre Majestät Margrethe II., Königin von Dänemark, zu besuchen", hieß es Ende Juli in einer Mitteilung des Weißen Hauses zu dem geplanten Besuch in Kopenhagen. Eigentlich mag Trump royale Einladungen: Paläste, feine Dinner und Ehrengarden, das hat er erst im Juni beim Staatsbesuch in Großbritannien genossen. Dennoch wusste niemand so recht, was Trump eigentlich in Kopenhagen will, abgesehen von der Tatsache, dass Dänemark auf dem Nachhauseweg von Polen lag.
Dann kam auf einmal das Thema Grönland auf die Tagesordnung - das nun dafür sorgte, dass die Reise abgesagt wurde. "Dänemark ist ein sehr besonderes Land mit unglaublichen Menschen", twitterte Trump am Dienstagabend. Weil Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen aber kein Interesse daran zeige, über einen Verkauf von Grönland zu sprechen, werde er den Besuch auf unbestimmte Zeit verschieben.
Am Mittwoch ging Trump Frederiksen dann frontal an: Dass sie seinen Vorschlag als "absurd" bezeichnete, sei "böse" und "unangemessen" gewesen, schimpfte er vor Reportern im Weißen Haus. "So spricht man nicht mit den Vereinigten Staaten - zumindest unter mir."
Dass Trump unberechenbar ist, dürften auch die Dänen gewusst haben. Dennoch reagierten sie am Mittwoch verschnupft auf Trumps Rückzieher. Das Königshaus nannte die Absage "eine Überraschung". Frederiksen trat dem Eindruck entgegen, es gebe eine Krise mit den USA.
Deutlicher wurde der Abgeordnete und frühere Finanzminister Rasmus Jarlov. "Als ein Däne (und ein Konservativer) ist das schwer zu glauben", schrieb Jarlov auf Twitter. Ohne jeden Grund nehme Trump an, dass ein autonomer Teil des Landes zum Verkauf stehe. Dann streiche er seinen Besuch, auf den sich ganz Dänemark vorbereitet habe. Jarlov nannte das Verhalten "beleidigend" - und er fragte: "Stehen Teile der USA zum Verkauf? Alaska? Bitte zeigen Sie mehr Respekt."