Ältestes Gebäude Wunsiedels „Altes Lyzeum“ feiert ein halbes Jahrtausend

Dietmar Herrmann
Das Alte Lyzeum östlich der Stadtkirche Sankt Veit. Foto: Dietmar Herrmann

Es ist das älteste Gebäude Wunsiedels. Der FGV feiert am 11. September.

 
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Wir stehen südlich der Stadtkirche St. Veit auf dem Jean-Paul-Platz, der 1838 durch Magistratsratsitzung im Gedenken an den berühmten Wunsiedler Dichter Jean Paul so benannt wurde. Johann Paul Friedrich Richter, so sein vollständiger Name, wurde am 21. März 1763 hier geboren, er starb am 14. November 1825 in Bayreuth. Die Stadtkirche ist einst aus der Burgkapelle hervorgegangen, die Burganlage selbst befand sich südlich des Platzes. Neben der Stadtkirche steht auf dem Jean-Paul-Platz das Evangelische Gemeindehaus mit dem Geburtshaus des Dichters und dem sehenswerten Geburtszimmer. Im Osten des Platzes hinter der Kirche sehen wir ein altes Gebäude mit einem kleinen Türmchen: das Alte Lyzeum. Seit 500 Jahren steht es an dieser Stelle.

Das Gebäude wurde zwischen 1516 und 1522 erbaut als „neues Beinhaus“ für aufgelassene Gräber, da sich der damalige Friedhof in unmittelbarer Nähe befand. Zumindest das Erdgeschoss des heutigen Gebäudes kann damit auf eine 500-jährige Geschichte zurückblicken.

Bibliothek eines Theologen

1525/1526 wird dem Gebäude ein großer Saal, eine Liberey (Bibliothek) aufgesetzt für eine umfangreiche und wertvolle Bibliothek, eine Stiftung von Dr. Andreas Friesner. Dieser war ein Sohn des Wunsiedler Ratsherrn Hans Friesner d.Ä. und unter anderem tätig bei dem berühmten Offizin Johannes Sensenschmidt in Nürnberg. Seit 1479 war Friesner Professor der Theologie an der Universität Leipzig, zuletzt Ordinarius bei Papst Julius II. zu Rom. 1534 musste auf Wunsch des Markgrafen Georg, der sich einige Zeit im Schloss zu Wunsiedel aufhielt, das Obergeschoss des Gebäudes für Hofbeamte eingerichtet werden. Der Büchersaal diente später den Synoden des Dekanats, das Erdgeschoss war schon vorher ausgeräumt worden.

Magister Johann Georg Pertsch kam 1690 als Superintendent wieder zurück nach Wunsiedel und betrieb energisch eine Wiederherstellung des schadhaften Bibliotheksgebäudes. So wurde am 2. Januar 1695 dann die neue Lateinschule eingeweiht, die bis 1812 dort blieb. Seit dieser Zeit trägt das Gebäude den Namen Lyzeum oder Altes Lyzeum.

Öffentliche Wärmestube

Beim Wunsiedler Stadtbrand 1731 wurde das Lyzeumsgebäude stark in Mitleidenschaft gezogen. Behelfsmäßige Unterrichtssräume entstanden, indem im Erdgeschossgewölbe halbhohe Bretterwände eingezogen wurden. Aufgrund der Aktivitäten des Schulrektors Christoph Lang erhielt das Schulgebäude 1770 über dem Erdgeschoss ein Stockwerk mit vier Schulzimmern und darüber ein Mansardendach mit einer Wohnung für den Quartus. Auf das Dach ließ Lang ein Türmchen setzen, sehr zum Unwillen des Magistrats, mit dem das nicht abgestimmt war. Ab 1822 diente der Bau der Volksschule, als „Bauzeichnerschule“ und Gewerbehalle, von 1908 bis 1962 wurden die Räume von Dr. Albert Schmidt und dem Fichtelgebirgsverein als Fichtelgebirgsmuseum eingerichtet. Danach kamen die Bewohner des Sigmund-Wann-Stifts im Alten Lyzeum unter. Außerdem wurde eine öffentliche Wärmestube eingerichtet.

Das historisch wertvolle Gebäude hat im Erdgeschoß, zu dem man hinabsteigen muss, ein Kreuzgewölbe mit schlichtem Freipfeiler. Das Obergeschoss diente als Schul- und Museumsraum, später als Wohnung für den Museumswärter. Zu ihm hinauf führt eine steinerne Wendeltreppe, die 1604 eingebaut wurde. 1977 hat die FGV-Stammortsgruppe Wunsiedel die Räume gepachtet. Sie dienen dem Heimatverein als Geschäftsstelle, für kulturelle und gesellige Zusammenkünfte. In diesem Jahr stehen umfangreiche Renovierungsarbeiten an.

Tag der offenen Tür

Feier am 11. September
500 Jahre Altes Lyzeum Wunsiedel: Der Fichtelgebirgsverein möchte den Geburtstag gebührend feiern. Das älteste Gebäude Wunsiedels hat eine interessante Geschichte. Es dient heute der FGV-Stammortsgruppe Wunsiedel als Vereinsheim. Am 11. September 2022 ab 14 Uhr gibt es Kaffee und Kuchen. Um 15 Uhr wird Dr. Peter Seißer in einem Vortrag in die Geschichte des Gebäudes eintauchen. Grußworte, unter anderem von Bürgermeister Nikolas Lahovnik, begleiten den geselligen Nachmittag. Alle Interessierten sind eingeladen, das historische Gebäude zu besichtigen.

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