Neue Pläne fürs Strauß-Areal So soll das Hofer Schiller-Quartier aussehen

Wenn alles so kommt wie geplant, wird Hof, das viel geschlagene Kind der Region, ein neues Viertel bekommen, das die Stadt in die Höhe wachsen lässt – nicht nur optisch. Szenen eines sonnigen Tages.

 
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Die beiden Männer sind allein schon wegen ihrer Größe ein Statement. Ulrich Longerich und Matthias Thurau messen um die zwei Meter. Plusminus. Sie blickten wohl schon immer über die meisten anderen Menschen hinweg. Erfolgreiche Kiefer- und Gesichtschirurgen aus Rosenheim. Sie machen Menschen schöner. Sind offenbar schwer liquide. Geld nötig haben die beiden nicht mehr. Sie wollen gestalten. Etwas hinterlassen. Nicht nur dort, wo sie herkommen. In Hof wollen sie in den nächsten Jahren 80 bis 100 Millionen Euro in das Strauß-Areal investieren, das dann offiziell Schiller-Quartier heißen soll.

Die beiden passen aber irgendwie auch genau zu dem, was auf der Pressevorlage steht: Gesellschafter der „MedicalCube HealthCare Real Estate“. Solche „Riiel Ässdäyds“, wie der Mundartschreiber Hofer Spaziergänger wohl sagen würde, lassen den investorengeschädigten Hofer erst mal zusammenzucken, schließlich wurden in den vergangenen Jahren einige Firmen mit solch glamourösen Namen im Rathaus vorstellig. Die meisten erwiesen sich als Luftpumpen.

Warum das jetzt anders sein könnte, zeigt die Karriere der beiden Mediziner, die sich im Studium kennenlernten und Freunde blieben. Heute sind sie auch noch Geschäftspartner. Und sie wollen Medizinern, vor allem denen, die nachkommen in der Branche, ein Angebot machen, das mehr ist als nur eine Etage in einem Gebäude, in dem sie arbeiten. Longerich und Thurau wollen Lebensräume schaffen, die das Leben vereinfachen, sagen sie. Dort, wo jahrelang Brachland lag, sollen in spätestens fünf Jahren Menschen aus der Region einkaufen, wohnen, leben, gesunden, Spaß haben. Bewusst innerstädtisch.

Zwei Stunden lang erklären die beiden Mediziner am Mittwochmorgen im Hofer Rathaus, was sie vorhaben in der Saalestadt und warum sie hier genau richtig sind. Es ist vielleicht auch deshalb so unwirklich, weil das nur wenige in den vergangenen Jahren so lang und breit erläutert haben. Investoren sind meist scheue Wesen. Dabei ist längst klar, dass der Norden von Bayern gute Renditen abwirft innerhalb weniger Jahre. Es gibt Immobilienhaie, die haben in München alles verkauft und in Hof und Umgebung mehr als ein Dutzend Häuser gekauft. Nur kennt diese Menschen kaum jemand.

Wenn alles so kommt wie geplant, wird in der Hofer Innenstadt so viel investiert „wie seit Menschengedenken“, sagt Klaus-Jochen Weidner, der Wirtschaftsförderer der Stadt. Er klingt, als hoffe er stark, wolle es aber erst glauben, wenn der erste Bagger anrollt. Einen besseren Start für den Stadtumbau, sagt Weidner, gebe es jedenfalls nicht. Bald wird der Obere Torplatz umgebaut. Hof befindet sich zudem in mehreren Förderprogrammen, um die Innenstadt in den kommenden Jahren aufzuwerten. Das neue Quartier, für das es bereits eine Broschüre gibt, wird Hof auch optisch spürbar verändern. Zwei der sechs Gebäude auf den gut 10 000 Quadratmetern werden bis zu 40 Meter hoch. „Wenn Hochhaus, dann richtig“, sagt Ulrich Longerich. Zu hoch und zu kostspielig seien sonst die Brandschutzvorgaben. Mehr Etagen, daraus macht er keinen Hehl, bedeuten mehr Rendite.

Wie viel von dem, was bei solchen Terminen verkündet wird, realisierbar ist, wird die Zukunft zeigen. Oberbürgermeisterin Eva Döhla (SPD) wirkt jedenfalls erleichtert: „Das sind erfreuliche Nachrichten für alle, die unter dem gescheiterten Vorhaben Hof-Galerie und dem Zustand gelitten haben.“

Die Pläne der beiden Ärzte gemeinsam mit ihrem Generalunternehmer Werner Weisenbach dürften „Hof einen kräftigen Schub geben“. Die bisherige Zusammenarbeit empfindet Döhla als „vertrauensvoll, zielstrebig und professionell“. Die Stadt Hof habe hier bisher hervorragend kooperiert, sagen die neuen Partner, die mit Uwe Kohler, der nicht anwesend war, einen eigenen Diplom-Ingenieur beschäftigen. „Wir arbeiten sehr schlank in der Planung“, sagt Ulrich Longerich, „deswegen können wir solche Projekte auch umsetzen.“ Andere Investoren würden schon „35 Prozent für das Management ausgeben“. Die Hofer bleiben erwartungsvoll.

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