American Football Stream-Team mit Deutschlandpremiere

Beim Live-Stream des Spiels der Hof Jokers gegen die Amberg Mad Bulldogs geht von Hof aus eine Neuheit ins Netz. Deutschlandweit ist es die erste Übertragung im American Football, bei der eine Drohne die Vogelperspektive liefert.

 
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Nicht in der German Football League, nicht in der GFL 2, auch nicht in der Regionalliga, sondern in der American Football Bayernliga geht von Hof aus eine Deutschlandpremiere ins Internet. Das Punktspiel der Hof Jokers gegen die Amberg Mad Bulldogs (6:29) ist das erste, von dem Drohnenbilder auf den heimischen Bildschirm übertragen werden. Wie das „Stream-Team“ der men in purple sein Angebot bis dahin schon ausgebaut hatte, sucht nicht nur in der vierten Liga seinesgleichen. Vier Kameraperspektiven vom Spielgeschehen – eine davon liefert seit dem Bavarian Bowl 2021 eine an einem Umpire (Schiedsrichter) befestigte GoPro direkt aus dem Gewühl der Linesmen. Und jetzt gab es, ohne die Voraussetzungen für eine Spidercam zu haben, zusätzlich erstmals auch die Vogelperspektive. Eine gelungene Premiere, die die Videoberichterstattung in der Sportart sicherlich nachhaltig beeinflussen wird.

„Bislang hat es die Bundesspielordnung nicht hergegeben, mit einer Drohne übers Spielfeld zu fliegen“, sagt Holger Preuß vom Stream-Team. „Einige erinnern sich sicherlich noch an den Weltcup-Slalom in Madonna di Campiglio 2015, wo eine Drohne ganz knapp neben Skifahrer Marcel Hirscher abstürzte. Nur dieses Gerät wog etliche Kilogramm. Unsere wiegt unter 250 Gramm, ist also leichter als ein Football.“

Weil Drohnenaufnahmen zu Auswertungszwecken bei Trainings jedoch schon länger erlaubt waren, hatte der Verband die Spielordnung angepasst und somit den Weg für das Experiment freigemacht. Zusätzliche Voraussetzung war das Einverständnis aller Parteien: Liga, Schiedsrichter, Gäste-Team und natürlich auch das der Jokers selbst. Dann gab es das Okay vom Verband, gewisse Korridore zu überfliegen. Das Stream-Team durfte die Drohne jedoch nicht über Zuschauer, Seitenlinie oder den Spielerpulk direkt lenken, sondern sich lediglich an den letzten Mann auf dem Spielfeld heranarbeiten und aus dieser Position das Spiel mit der steuerbaren Kamera übertragen.

Angefangen hatte Preuß 2016 mit Aufnahmen vom normalen Stativ noch allein. „Um bessere Bilder von oben zu bekommen stand ich bei Auswärtsspielen dann immer auf einer Leiter. Das wurde mir dann aber zu nervig und so kam mir die Idee eines Hochstativs“, denkt Preuß zurück. Ein solches kann man kaufen, aber kaum bezahlen. So tüftelt und baut sich Preuß das Stativ in einem Vierteljahr Arbeitszeit selbst zusammen. Dadurch kann er, im Gegensatz zum Original, sogar zwei Kameras in exponierter Höhe aufs Spielfeld richten – eine für die Totale, eine für die Nahaufnahmen.

Zudem war seit 2018 dann auch schon ein weiterer Kameramann an der Seitenlinie des Spielfelds dazugekommen, um mit den zusätzlichen Aufnahmen die späteren Zusammenschnitte aufzuwerten. Der damit ständig steigende Aufwand der Zusammenschnitte brachte Preuß auf die Idee des Streamens und Abmischens gleich vor Ort. Sein Equipment wuchs weiter um Kameras, Funkstrecken, Computer, Bildschirme und, und, und. „Großer Dank gilt meiner Frau, die viel Verständnis für den Zeitaufwand für mein Hobby aufbringt“, so Preuß. Seine Frau war es auch, die ihn indirekt zu den Hof Jokers brachte. Weil der Freund der Nichte seiner Frau damals in Hof American Football spielte, war der im Landkreis Kronach lebende, eigentliche Motorsportfan 2015 einmal mit am PTSV-Sportplatz und sofort infiziert.

„Mit den ersten Aufnahmen habe ich 2016 angefangen, um dem Team bei der Analyse der Spielzüge zu helfen, dem Football mehr mediale Aufmerksamkeit zukommen zu lassen und damit natürlich auch voranzubringen“, erinnert sich Preuß zurück. „Ich hatte ebenso gehofft, damit vielleicht die ein oder anderen Spieler nach Hof zu locken, weil sie hier Aufnahmen von ihren Plays bekommen.“

Mittlerweile hat die Qualität der Aufnahmen und Spielübertragung professionellen Status erreicht. Dank Drohne jetzt sechs Kameraperspektiven mit Kommentar, Zeitlupen und Einblendungen, sodass sich auch die Sponsoren der Jokers sehr gerne in der Übertragung präsentieren – alles für den Verein – für Preuß und die anderen „Verrückten“ des Stream-Teams ist es Hobby. Das Team musste mit Equipment und Technik natürlich mitwachsen. „Nur die Teamleistung macht den Stream überhaupt möglich, gerade bei den Auswärtsspielen“, bringt es Preuß auf den Punkt.

Das Team ist bunt zusammengewürfelt. Markus Kohlhäufl, kommt jedes Mal eigens aus Regensburg. Früher am Hochstativ liefert er mit seiner selbstfinanzierten Technik jetzt die Drohnebilder. Das Hochstativ übernahm dafür der Konradsreuther Udo Trättner, der vorher schon jahrelang als Teamfotograf der Jokers fungierte. Die Kamera an der Seitenlinie bedient derzeit noch Lukas Weber, der aber demnächst, wie sein Bruder jetzt schon, für die Jokers spielen will. Als kompetente Kommentatoren im Stream wechseln sich Mäx Zillibiller aus Püchitz bei Bad Staffelstein (ein Urgestein der ehemaligen Bamberg Bears) und Ex-Jokers-Spieler Karsten Feig aus Himmelkron ab. Die Bildregie liegt in den Händen von Preuß selbst, der mitunter zwar auch noch auf die helfenden Hände des Weißenstädters Markus Schmidt und Klaus Hager aus Kautendorf zurückgreifen kann, aber ständig auf der Suche nach weiterem Zuwachs für das Stream-Team ist. „Über jeden der mit anpacken will, würden wir uns sehr freuen. Bei Interesse einfach an die Jokers wenden, oder beim Heimspiel auf dem PTSV-Sportplatz vorbeikommen – wir sind immer da.“

Mittlerweile blickt das Stream-Team schon auf einige Erfahrung in Sachen Übertragung von Sportevents. Bei den Hof Jokers sind die Jungs immer am Start. Dazu kam auch Baseball in Kronach, Rugby in Bayreuth und zuletzt das Finale im Bayerischen Verbandspokal mit den Fußballerinnen des FFC Hof. „Eishockey oder Motorsport würden wir auch gerne mal machen“, meint der einstige Initiator und hat noch viele weitere Ideen im Hinterkopf. „Wenn wir noch jemanden für Social Media hätten, um die Kommentare im Live-Chat während des Streams zu beantworten, wäre das toll. Ebenfalls, wenn wir jemanden hätten, der sich ums Einblenden von Statistiken und dergleichen kümmert.“

Und auch technisch hat Preuß noch Vorstellungen und Träume wie das Stream-Team sein Portfolio erweitern könnte. „Eine Leinwand oder mobile Anzeige im Stadion wäre klasse, dass die Zuschauer neben der tollen Atmosphäre dann auch die ganzen Zeitlupen und Re-Plays im Stadion bekommen.“

Wenn man sieht, was das Stream-Team in kürzester Zeit auf die Beine gestellt hat, wird es bis dahin sicher nicht mehr lange dauern.

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