Arbeitsmarktbericht für Kulmbach Arbeitslosigkeit geht weiter zurück

Im Baugewerbe sind in Kulmbach zahlreiche Stellen offen. Gesucht werden sowohl Fach- als auch Hilfskräfte für die zahlreichen Baustellen, die es derzeit gibt. Im Bild: die Großbaustelle am Kulmbacher Klinikum Foto: /Melitta Burger

Trotz Pandemie geht es auf dem Kulmbacher Arbeitsmarkt voran. Die Zahl der Menschen ohne Beschäftigung ist deutlich gesunken. In manchen Branchen ist die Nachfrage nach Mitarbeitern groß.

 
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Kulmbach/Hof - „Erstmals seit 18 Monaten liegt die Zahl der Arbeitslosen in der Region wieder unter der 10 000er-Marke“, erklärt Sebastian Peine, Chef der Agentur für Arbeit Bayreuth-Hof. Mit 9622 arbeitslos gemeldeten Menschen waren 492 Männer und Frauen weniger betroffen als vor einem Monat und 2221 weniger als vor einem Jahr. Zum Vergleich: Im Vorkrisenjahr 2019 waren im Juni 8268 Personen arbeitslos. Die aktuelle Arbeitslosenquote liegt bei 3,8 Prozent.

Auch im Landkreis Kulmbach setze sich der positive Trend fort, „die Arbeitslosigkeit sinkt kontinuierlich“, lautet die erfreuliche Monatsbilanz von Agenturchef Peine. So konnten auch Selbstständige wie beispielsweise Finanzdienstleister, Be-rufskraftfahrer oder Kräfte des Baunebengewerbes nach Abflachen der Pandemie ihre Tätigkeiten wiederaufnehmen.

Einige Arbeitnehmer möchten sich beruflich verändern, weil sie sich verbesserte Arbeitsbedingungen versprechen. „Leider gelingt das nicht immer nahtlos“, erklärt Peine, sodass eine kurze Dauer der Arbeitslosigkeit in Kauf genommen werden muss.“ An- und ungelernte Kräfte aus dem Bereich Lager sowie aus der Metallbe- und -verarbeitung meldeten sich oft nach sehr kurzer Beschäftigungsdauer. Viele Arbeitslosmeldungen kämen von älteren Arbeitnehmern, oft wenn der Anspruch auf Krankengeld erschöpft ist. Für die Dauer der bayerischen Sommerferien haben sich bereits Schulassistenten und Schulwegbegleiter arbeitslos gemeldet. Auch Studienabsolventen und Absolventen von Meister- und Technikerschulen kommen auf die Arbeitsagentur zu, weil sie noch keinen adäquaten Arbeitsplatz gefunden haben.

Händeringend wird Personal für das Hotel- und Gaststättengewerbe gesucht, gefragt sind insbesondere Köche, Küchenhilfs-, Reinigungs- und Servicekräfte. Auch suchen die Arbeitgeber des Baugewerbes Fach- und Hilfskräfte. Metallbauer, Anlagenbauer, Gas-/Wasserinstallateure, Werkstatt- und Elektromeister haben gute Einstellungsaussichten.

Der kaufmännische Sektor benötigt Fachkräfte für Vertrieb und Marketing. Hier sind allerdings häufig perfekte Fremdsprachenkenntnisse in Englisch, Französisch, Spanisch und Portugiesisch gefordert. Gefragt sind überdies Fachleute für die Bereiche Verwaltung, Personal, Lager und Labor. Erhöhten Arbeitskräftebedarf hat auch weiterhin das Gesundheits- und Sozialwesen.

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten lag im Landkreis Kulmbach Ende Dezember bei 28 210. Das sind 77 mehr als im Vorjahresquartal 2019. Die stärkste Zunahme war mit einem Plus von 127 Arbeitnehmern im Baugewerbe zu verzeichnen. Am stärksten rückläufig war auch die Beschäftigung im verarbeitenden Gewerbe mit einem Minus von 182 Beschäftigten.

Der saisonübliche Rückgang der Arbeitslosigkeit von Mai auf Juni fiel etwas stärker aus als üblich. So gab es im Juni 2021 ähnlich viele Abgänge an Arbeitslosen wie im Mai. Es waren auch mehr Abgänge in Erwerbstätigkeit zu verzeichnen als im Juni der Jahre 2020 und 2019.

Die Zahl der Personen in Unterbeschäftigung lag bei 13 410. Das waren 2208 weniger als im Vorjahr. Die Unterbeschäftigung bildet umfassender als die Arbeitslosigkeit alle Personen ab, welchen ein reguläres Beschäftigungsverhältnis fehlt. So werden auch Personen einbezogen, die nicht als arbeitslos gelten, beispielsweise kurzfristig Arbeitsunfähige und Teilnehmer an einer Maßnahme der Arbeitsmarktpolitik. Die Kurzarbeit findet jedoch keine Berücksichtigung.

Bestes Zeichen für den positiven Trend im im Agenturbezirk Bayreuth-Hof ist die anhaltend hohe Nachfrage nach Arbeitskräften. So gingen 1496 Stellenmeldungen ein, 573 mehr als im Vorjahresmonat und auch mehr als im Juni der beiden Vorkrisenjahre. Der größte Bedarf kam aus den Berufsgruppen Verkauf, Lagerwirtschaft, Post, Zustellung und Güterumschlag sowie aus den Reinigungsberufen. „Mit einem aktuellen Stellenangebot von insgesamt 7108 offenen Stellen erreicht die Nachfrage nach Arbeitskräften einen bisher nie dagewesenen Höchststand“, betont Peine.

Auch auf dem regionalen Ausbildungsmarkt ist das Angebot weiter groß. 1732 Lehrstellen sind in der Region aktuell noch für den kommenden Herbst zu besetzen. Mehr als 80 Aussteller beteiligten sich an der ersten virtuellen Ausbildungs- und Studienbörse der Arbeitsagentur Bayreuth-Hof am 24. Juni, um sich den Jugendlichen zu präsentieren. Das virtuelle Informationsangebot der Börse fand bereits vor dem eigentlichen Messetag großen Anklang. Mit Stand Juni interessieren sich noch 759 Jugendliche im Agenturbezirk für ein Ausbildungsangebot.

Im Agenturbezirk Bayreuth-Hof waren mit Stand 30. Dezember 2020 191 529 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte zu verzeichnen. Verglichen mit dem Vorjahresquartal gab es einen moderaten Beschäftigungsverlust von 0,2 Prozent oder 372. Die einzelnen Branchen entwickelten sich dabei sehr unterschiedlich. Den größten Zuwachs gab es im Bereich Immobilien. Der größte Beschäftigungsrückgang war im Verarbeitenden Gewerbe mit einem Minus von 1798 zu verzeichnen. Das Gastgewerbe verlor 426 Arbeitnehmer.

Auch aktuell ist die Kurzarbeit ein Thema, wenn auch deutlich nachlassend. So waren im Juni nach vorläufigen Zahlen 38 neueingereichte Anzeigen für Kurzarbeit mit bis zu 374 betroffenen Beschäftigten zu verzeichnen. Der aktuellste Schätzwert bezüglich der tatsächlich realisierten Kurzarbeit liegt für Februar 2021 noch bei 2734 Betrieben und 24 274 Kurzarbeitern. Das entspricht 12,7 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten.

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