Arzberg Stadtsportverband löst sich auf

Christl Schemm
Auch die Verteilung der städtischen Sportförderung war Aufgabe des Stadtsportverbandes. Ab sofort vertritt jeder Sportverein in Arzberg seine Interessen wieder alleine. Foto: Daniel Reinhardt/dpa Quelle: Unbekannt

Nach Jahren quälenden Stillstands stimmen die Vereinsvertreter für die Liquidation der Interessensgemeinschaft. Der Rettungsversuch Peter Gräfs läuft ins Leere.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Arzberg - Auch der letzte Rettungsversuch ist gescheitert: Der Arzberger Stadtsportverband löst sich auf. Bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung, die am Dienstagabend des Corona-Abstandsgebots wegen im Festsaal der Bergbräu stattfand, stimmten die Vereinsvertreter dafür, die Interessensgemeinschaft nicht länger aufrechtzuerhalten.

Da nützte es auch nichts, dass der bisherige Schriftführer Peter Gräf noch einmal ansetzte, dem Verband auf die Sprünge zu helfen, indem er sich bereiterklärte, das Amt des Vorsitzenden zu übernehmen. Auch Kassierer Uwe Kropf wollte weiter mitmachen. Das Angebot lief jedoch ins Leere. Kein weiterer Vereinsvertreter war bereit, einen Vorstandsposten zu übernehmen.

Die Sprachlosigkeit bei der Mitgliederversammlung spiegelte wider, was sich bereits seit einigen Jahren abgezeichnet hatte: quälender Stillstand. Dieser war vor allem dadurch bedingt, dass Vorsitzender Bodo Wunderlich nicht mehr in der Lage war, den Stadtsportverband zu führen. Er sei lange sehr krank gewesen und auch jetzt noch nicht wieder ganz gesund, sodass er nicht länger Vorsitzender bleiben könne, sagte Wunderlich. Allerdings hätten bereits vor zwei Jahren Vorstandswahlen stattfinden müssen, räumte er ein. Doch auch die habe er wegen seiner Erkrankung nicht organisieren können.

Der Stadtsportverband war 1986 gegründet worden und hatte unter anderem die Aufgabe, sich um die Belegung der Dreifachsporthalle, die Verteilung der Sportförderung durch die Stadt, um Ehrungen und das Bergfest zu kümmern. Neun Vereine gehörten dem Zusammenschluss an: die Königlich privilegierte Schützengesellschaft, die Tischtennisfreunde (TTF) Röthenbach, der Tennisclub, die TSA, der TSV Arzberg-Röthenbach, der VfB, der TSV Seußen, der CVJM und der SKC Schirnding-Arzberg. Bis auf die Schützen und die TTF hatten alle Sportvereine Vertreter zu der außerordentlichen Versammlung geschickt. Sie standen nun vor der Frage: Weitermachen oder auflösen?

Dass die Tendenz eher in Richtung Liquidation gehen würde, zeichnete sich immer wieder durch minutenlanges Schweigen in der Runde ab. Horst Purucker vom TSV Seußen kritisierte, dass zweieinhalb Jahre lang nichts passiert sei. Er bezweifelte generell die Legitimation des Vorstands, weil keine Wahlen stattgefunden hätten. Bürgermeister Stefan Göcking sagte, die Zusammenarbeit von Stadt und Sportverband könne nur funktionieren, wenn der Verein intakt sei. "Die Situation treibt mich schon lange um. Wir müssen das Problem klären, den Verband auflösen oder auf eine neue Basis stellen", betonte der Bürgermeister. Denn auch für die Auszahlung der Sportfördermittel brauche die Stadt einen legitimierten Verband.

Peter Gräf sagte, wenn die Aufgaben des Sportverbands auf jene reduziert würden, die in der Satzung verankert seien, dann könne er sich vorstellen, den Posten des Vorsitzenden zu übernehmen. "Denn es macht Sinn, die Belange des Sports über den Verband zu regeln und eine gemeinsame Sprache gegenüber der Stadt zu finden", meinte der bisherige Schriftführer. Doch außer Kassierer Uwe Kropf sah sich kein weiterer Vereinsvertreter in der Lage, ein Vorstandsamt zu bekleiden.

Nach langem Hin und Her und für alle peinlichen "Schweigeminuten" brachte die Abstimmung dann ein Ergebnis: 7:0 für die Auflösung des Stadtsportverbands. Damit war die nötige Zweidrittelmehrheit gewahrt.

Uwe Kropf wurde mit der Liquidation des Verbands beauftragt. Er hatte zuvor noch seinen letzten Kassenbericht vorgetragen und über einen Kontostand von rund 2000 Euro informiert. Dieses Geld geht nun an die Stadt. Revisor Erich Schill hatte Kropf bescheinigt, dass die Kasse in Ordnung ist.

Bürgermeister Göcking bedankte sich bei Bodo Wunderlich und den anderen Vorstandsmitgliedern für deren Arbeit, die am Anfang mit viel Herzblut geleistet worden sei. Die Zusammenarbeit mit der Stadt sei harmonisch gewesen. Der Rathaus-Chef wies auf das wegen der Corona-Pandemie nötige Hygienekonzept für die Dreifachturnhalle hin, die Mitte September wieder für den Sportbetrieb geöffnet werde. Thomas Zeitler von der Stadtverwaltung trug das Konzept vor. Und Bürgermeister Göcking bat die Sportler, sich daran zu halten.

Bilder