Attraktion in Selb Schausteinbruch wartet auf Besucher

Wolfgang Neidhardt
Dieter Rothemund und Erwin Ott begrüßten zum Saisonstart im Schausteinbruch die Kinder aus dem Löhehaus mit ihren Begleitern Dagmar Grund, Celina Pretzsch, Susanne Wagner, Bastian Bayreuther und Andreas Eule. Foto: /W Neidhardt

Eine Gruppe Kinder aus dem Löhehaus hat die Saison im Häusellohwald eröffnet. Die ehrenamtlichen Betreuer der Anlage freuen sich über jeden Besucher

 
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Selb - Auf ein deutliches Motorengeräusch folgt ein heftiger Wasserstrom. Gerade hat Erwin Ott die Pumpe angeworfen. Und während Dieter Rothemund am Rande der Häusellohstraße erklärt, wie die Arbeit unserer Vorfahren am harten Granitstein ausgesehen hat, fließt ein armdicker Wasserstrahl durch ein Rohr in den Graben am Straßenrand – und wird in einigen Kilometern in der Eger landen. Der Schausteinbruch im Selber Häusellohwald ist wieder in Betrieb. Und Wasser gibt es nach diesem niederschlagsreichen Winter und Frühjahr zur Genüge. „Der Teich ist voll wie seit Jahren nicht mehr, nach oben fehlt gerade mal ein halber Meter“, sagt Erwin Ott. In früheren Jahren lag der Pegel gut einen Meter tiefer.

Voranmeldung

Ott, Rothemund und ihre ehrenamtlichen Mitstreiter Hans Thüring und Wolfgang Roßmeisl freuen sich über jeden Besucher: An jedem Dienstag sind sie ab 14 Uhr vor Ort und erklären gerne die Geräte und die Geschichte der Steinbrüche. Wenn Gruppen wie die aus dem Kinderhort Löhehaus, die mit ihrem Besuch die Saison eröffnet haben, den Steinbruch besichtigen wollen, bittet Erwin Ott um Voranmeldung unter Telefonnummer 09287/60749.

Ein Name darf natürlich nicht fehlen, wenn Dieter Rothemund die Geschichte des Steinbruchs erzählt, der seit geraumer Zeit dem Fichtelgebirgsverein in Wunsiedel gehört: Hans Popp. Der langjährige Förster im Häusellohwald „war einer von zwei Vätern für den Erhalt des Paukerschen Steinbruchs“. Rothemund zitiert ein Gedicht des geschichtsbewussten Selbers unter dem Titel „Mein Granit“, in dem Popp diesen rauen Burschen und die noch rauere Arbeit bei dessen Abbau in poetischen Worten schildert. Und der Fachmann lässt die jungen Besucher die drei Bestandteile des Granits nachsprechen: Feldspat, Quarz und Glimmer.

1993 stillgelegt

Aufmerksam lauschen elf Mädchen und Jungen vom Kinderhort den Ausführungen und folgen den beiden Betreuern dann bei einem Rundgang durch die Anlagen des im Jahre 1993 stillgelegten Steinbruchs. Dank des Engagements und handwerklichen Talents der Betreuer können Besucher noch zahlreiche Geräte und Maschinen in Funktion erleben, etwa den Schwenkkran, mit dem die Steine aus dem Bruch gehievt wurden, die Schmiede, die Pflasterstein-Haubude und natürlich die Steinhauerei – Kern der Anlage.

Bei besonderen Anlässen setzt Erwin Ott die alte Gattersäge im hohen Gebäude in Betrieb, das längs der Straße steht. Die heftigen Bewegungen dieses technischen Dinos sind sicher leicht bis zum Meilerplatz auf der Häusellohe zu hören. Und jeden Besucher führt er gerne auf einem von ihm selbst angelegten Rundweg   um   die   Anlage   herum.

Aus den Steinbrüchen gewannen unsere Vorfahren wichtige Geräte zur Herstellung von Porzellan, aber auch von Papier. Gegenüber der Anlage auf der Häusellohe erinnert ein Kollergang, ein Mahlwerk, das die Steine zerkleinert hat, an die Verbindung von Urgestein und Porzellan. Ferner wurden die Steinblöcke für Baufirmen weiterverarbeitet als Fenstergestelle, Türgewände, Treppenstufen, Grabsteine. Abgebaut wurde Granit im Häusellohwald fast 100 Jahre lang von vielen Mitarbeitern in schwerster körperlicher Arbeit.

Halb verfallen

Als der Fichtelgebirgsverein im Jahr 1993 den Schausteinbruch übernommen hat, waren die Gebäude halb verfallen oder stark reparaturbedürftig. Mitarbeitern des Technischen Hilfswerks und vielen ehrenamtlichen Helfern gelang es dann, unter der Regie des unermüdlichen Hans Popp Gebäude, Werkzeuge und Objekte rund um den Steinbruch wiederherzustellen, der als Biotop ausgewiesen ist. Von jetzt an kann jeder Interessierte vor den Toren der Porzellanstadt die Natur genießen und einen Blick in die Alltagskultur unserer Vergangenheit werfen.

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