Auf Flucht vor Polizei Auto kracht gegen Fachwerkhaus

Von Christian Schuster

Als der betrunkene Mann das Blaulicht hinter sich sieht, gibt er Gas. Beim Aufprall entstehen Risse an den Wänden. Die Familie ist geschockt, doch der Unfall ist nicht der erste.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Lendershausen - „Auf einmal hat es einen Schlag getan. Ist schon wieder jemand reingefahren?“, das fragte sich Wilhelm Kempf, als er am Freitagabend im Erdgeschoss auf der Couch vor dem Fernseher saß und ein Aufprall das stolze Fachwerkhaus erbeben ließ. Heiko und Carmen Kempf sowie ihre 13-jährige Tochter schlafen zur gleichen Zeit schon im Obergeschoss. „Wir waren quasi im Bett gestanden als es knallte“, erzählte Carmen Kempf. Auch Familienhund Sammy bellte währenddessen ununterbrochen und wusste nicht, was los ist. Bevor die Familienmitglieder auf die Straße schauen konnten, mussten sie erst mit Gewalt die verklemmte Haustür öffnen sowie Steine und Autoteile zur Seite schieben.

Wie sich später herausstellte, befuhr kurz nach 23 Uhr ein 50-jähriger Mann mit seinem VW Golf die Ortsdurchfahrt aus Richtung Hofheim kommend. In einer Rechtskurve verlor der Fahrer, der sich alleine in dem Fahrzeug befand, die Kontrolle über sein Auto und prallte gegen den Treppenaufgang und die Haustür des über 300 Jahre alten Fachwerkhauses. Daraufhin überschlug sich der VW und blieb auf dem Dach mitten auf der Straße liegen. Trotz einer sofortigen Vollbremsung gelang es den nacheilenden Polizeibeamten nicht mehr rechtzeitig, ihr Dienstfahrzeug anzuhalten. Der Streifenwagen touchierte den verunfallten Pkw mit der Fahrzeugfront.

Der Fahrer war alkoholisiert

Wie das Polizeipräsidium Würzburg am darauffolgenden Morgen mitteilte, war der Autofahrer auf der Flucht vor der Polizei. Diese wollte ihn einer routinemäßigen Verkehrskontrolle unterziehen, woraufhin der Mann Gas gab und mit überhöhter Geschwindigkeit flüchtete. Der Unfallverursacher wurde leicht verletzt und zur weiteren Abklärung durch den Rettungsdienst mit Polizeibegleitung in ein Krankenhaus gebracht. Die beteiligten Polizeibeamten blieben unverletzt.

Das Motiv der Flucht des VW-Fahrers dürfte in der Angst vor möglichen Repressalien gelegen haben, so die Polizei. Der 50-Jährige war alkoholisiert unterwegs. Der Führerschein des Mannes wurde sichergestellt. Die Verkehrspolizeiinspektion Schweinfurt-Werneck wurde mit der weiteren Sachbearbeitung betraut.

Ortsdurchfahrt war für drei Stunden gesperrt

Unter der Einsatzleitung von Kommandant Karlheinz Vollert sorgten die über 30 Mann der Freiwilligen Feuerwehren Hofheim und Lendershausen für den Brandschutz sowie die Verkehrsabsicherung und leuchteten die Unfallstelle aus. Außerdem reinigten die Floriansjünger die Straße und nahmen ausgelaufene Betriebsstoffe auf. Während das Polizeiauto noch fahrbereit war, musste das Wrack des Unfallfahrers durch einen Abschleppdienst aufwendig geborgen werden. Die Ortsdurchfahrt von Lendershausen war für gut drei Stunden komplett gesperrt.

Das Wohnhaus wurde bei dem Aufprall im Bereich des Hauseingangs stark beschädigt, bleibt aber weiterhin bewohnbar. Der Sachschaden wird auf rund 20 000 Euro geschätzt. Am VW Golf entstand Totalschaden. Am Streifenwagen der Haßfurter Polizei entstand Sachschaden in geschätzter Höhe von rund 10 000 Euro.

Nicht neu: Drei Unfälle dieser Art in den letzten anderthalb Jahren

Sogar im Inneren des Hauses zeigen sich Risse an mehreren Stellen der Wand des im Jahre 1718 erbauten Fachwerkhauses. Zumindest konnten die starken Mauersteine mit einer Dicke von 50 Zentimetern das Auto abhalten, die Fassade zu durchbrechen. Familie Kempf zeigte sich geschockt angesichts dieses Ereignisses, hat aber auch schon gewisse Erfahrung damit. „Alleine in den letzten eineinhalb Jahren war das jetzt schon der dritte Unfall bei uns“, sagte Wilhelm Kempf. Neffe Heiko ergänzte: „Irgendwann ist sogar mal ein Panzer in unser Haus gefahren“.

Familie wünscht sich Tempo 30

Die Familie wünscht sich, dass der Kurvenbereich sicherer gemacht wird. Gegenüber ist auch die Bushaltestelle für die Schulkinder, die ein zusätzliches Gefahrenpotenzial birgt. „Hier müsste mindestens Tempo 30 angeordnet werden oder ein Zebrastreifen“, so Carmen Kempf, die sich nach eigener Aussage d

Bilder