Nach dem ersten nachgewiesenen Fall einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus in Thüringen sind die Behörden gefordert, Kontaktpersonen des Patienten ausfindig zu machen. Es handelt sich um einen 57 Jahre alten Mann aus dem Orlatal, teilte das Landratsamt des Saale-Orla-Kreises in Schleiz am Montagabend mit.

Der Mann werde in einem Krankenhaus betreut, sagte der Sprecher des Gesundheitsministeriums, Frank Schenker. Er sei mit einer Skigruppe in Italien gewesen. Genauere Angaben zum Gesundheitszustand des Mannes und der Skigruppe gab es zunächst nicht. Wie in anderen Fällen auch werde versucht, alle Kontaktpersonen des Mannes ausfindig zu machen, sagte Schenker der dpa.

Wegen zweier Corona-Verdachtsfälle bleibt das Gymnasium in Pößneck im Saale-Orla-Kreis bis Freitag geschlossen. Schüler und Lehrer sollen zu Hause bleiben. Das teilte das zuständige Landratsamt am Dienstagmorgen mit. Der betroffene 57-Jährige aus dem Orlatal soll Kontakt zu den beiden Personen gehabt haben. Das Gesundheitsamt ermittelt weitere mögliche Kontaktpersonen.

Auch in Sachsen wurde am Montagabend ein Fall bekannt. Bei dem Patienten handelt es sich um einen 59 Jahre alten Mann, der in einem Bus aus Italien saß. Es befindet sich in häuslicher Quarantäne.

Der Saale-Orla-Kreis hat nach Angaben seiner Sprecherin sofort den Krisenstab einberufen und umgehend erste Maßnahmen ergriffen. Das Gesundheitsamt ermittle zurzeit intensiv alle möglichen Kontaktpersonen des Infizierten. Über den weiteren Sachstand will das Landratsamt «zeitnah» informieren.

Die Staatssekretärin im Gesundheitsministerium, Ines Feierabend, unterstrich am Montagabend: «Es war in den letzten Tagen zu erwarten, dass Covid-19 keinen Bogen um Thüringen machen wird. Wir sind auf diese Situation vorbereitet.»

Für die Bevölkerung sei nach wie vor wichtig, einer Ausbreitung von Covid-19 aber auch der Grippe durch grundlegende Hygienemaßnahmen vorzubeugen. Dazu gehörten häufiges und gründliches Händewaschen, Husten und Niesen nur ins Taschentuch oder in die Ellenbeuge und das Verwenden von Einmaltaschentüchern.

Personen mit Covid-19-Symptomen, die sich in einem Risikogebiet aufgehalten haben, werden gebeten, ihren Hausarzt telefonisch zur weiteren Abklärung zu kontaktieren. Außerhalb der Sprechzeiten soll der Bereitschaftsdienst unter 116 117 angerufen werden. Betroffene sollen sich nicht in volle Wartezimmer setzen. Wer mit einer Person Kontakt hatte, bei der Covid-19 durch ein Labor nachgewiesen wurde, soll sich an das zuständige Gesundheitsamt in seinem Landkreis oder seiner kreisfreien Stadt wenden, so das Gesundheitsministerium.

Die meisten Infizierten haben eine leichte Erkältungssymptomatik mit Frösteln und Halsschmerzen oder gar keine Symptome. 15 von 100 Infizierten erkrankten schwer, hieß es vom Robert Koch-Institut in Berlin. Sie bekommen etwa Atemprobleme oder eine Lungenentzündung. Nach bisherigen Zahlen sterben ein bis zwei Prozent der Infizierten, weit mehr als bei der Grippe.

In Thüringen gab es bereits Verdachtsfälle einer Infektion mit dem Sars-CoV-2-Virus, die sich allerdings als unbegründet herausgestellt hatten. Als Vorsichtsmaßnahme war auch die Grund- und die Regelschule in Ichtershausen im Ilm-Kreis am Freitag geschlossen worden. Am Montag hatte die Schule aber wie gewohnt wieder geöffnet. dpa