Ausstellung Fassbinder-Bilder in der Freiheitshalle

Ralf Sziegoleit
„Vielleicht werde ich noch berühmt“: der 87-jährige Fotograf Michael Friedel in seiner Hofer Ausstellung. Foto: /asz

Bilder von Rang und Seltenheit stellt der Fotograf Michael Friedel in der Freiheitshalle aus. Rainer Werner Fassbinder ist entspannt wie selten zu sehen.

 
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Die am Dienstag beginnenden Internationalen Hofer Filmtage haben am Freitag „ihre Fotos vorausgeworfen“. So formulierte es Oberbürgermeisterin Eva Döhla, als im Festsaal-Foyer der Freiheitshalle die Ausstellung „Fassbinder Schygulla Ballhaus“ eröffnet wurde. Zu sehen sind Fotografien von Michael Friedel aus den 1970er-Jahren.

Als „bekanntesten Unbekannten seiner Generation“ stellte ihn der Münchner Kulturjournalist Hans-Michael Koetzle dem Hofer Publikum vor. Friedel, 1935 geboren, entschied sich zu einer Zeit für die Fotografie, als das Medium im Kreis der Künste noch als minderwertig galt. Wer sich ihm widmete, durfte auf einen Platz im bürgerlichen Leben nicht hoffen. Ermutigt durch die „photokina“-Plakette, die er schon mit 19 Jahren erhielt, wurde Friedel laut Koetzle dennoch „ein Großer der Fotografie“. Er arbeitete für „Stern“ und „Quick“, für „Magnum“ und „Twen“, war am Menschen und an sozialen Themen interessiert und dann immer mehr an der Natur. Als „optimistischer Reisender“ brachte er neugierigen Lesern bis dahin unentdeckte exotische Regionen und ihre Schönheiten nahe. Stets fotografierte er mit Empathie und Gefühl für die Situation, und immer gehörte für ihn „das Wichtigste in die Bildmitte“ – so jedenfalls sagte es Koetzle, den die Deutsche Gesellschaft für Fotografie am Tag nach seinem Hofer Auftritt in Köln mit ihrem Kulturpreis ehrte.

Nah am Säufer und Genie

Für Friedels Gesamtwerk sind die jetzt ausgestellten Schwarzweißbilder nicht typisch. Dass er vor 50 Jahren als Chronist des jungen deutschen Films tätig wurde, war seinem Bruder Christian zu verdanken, der damals als Geschäftsführer des Filmverlags der Autoren amtierte und den Kontakt zu Rainer Werner Fassbinder herstellte. Eine Homestory für den „Stern“ sollte es werden, sie erschien im August 1970 unter dem Titel „Säufer und Genie“. Drei Monate zuvor hatte Fassbinder zum ersten und einzigen Mal bei den Hofer Filmtagen einen seiner Filme gezeigt: Er hieß „Götter der Pest“ und war eine Art Fortsetzung von „Liebe ist kälter als der Tod“, die weibliche Hauptrolle in dem tödlich endenden Drama spielte Hanna Schygulla. Das Erstaunliche an Friedels Fotos, die damals in München und drei Jahre danach in Rom bei den Dreharbeiten zu „Martha“ entstanden – als Kameramann war der später mit Filmpreisen überhäufte Michael Ballhaus dabei –, ist die sichtlich entspannte Atmosphäre: Der Fotograf kam dem als sozial unverträglich geltenden jungen Genie so nahe wie kaum jemand sonst, er fotografierte ihn auf dem Fahrrad, der Hollywoodschaukel und der Spanischen Treppe, bei der Zeitungslektüre und bei einer Umarmung mit der Schauspielerin Margit Carstensen.

Fußball-Debatte

Während Oberbürgermeisterin Döhla zu wissen glaubte, dass Michael Friedels Bruder auch eine Stütze der Hofer Filmtage-Fußballmannschaft war und ab 1973 als Teamchef fungierte, sagte der ausstellende Fotograf, Christian habe vom Fußball gar nichts verstanden; als er einmal den Mittelstürmer Werner Herzog aus dem Spiel nehmen wollte, habe der zur Antwort gegeben: „Ich bin ein Kämpfer, ich bleibe.“ Friedel sagte weiter, nie zuvor sei er so sehr gelobt worden wie an diesem Abend in Hof: „Vielleicht werde ich jetzt sogar noch berühmt.“

Die Ausstellung ist bis zum 6. Januar zu sehen, montags bis freitags von 10 bis 17 Uhr. Der Katalog zur Schau, in dessen Titel man den Namen Ballhaus vermisst, kostet 25 Euro.

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